Maddie - Der Widerstand geht weiter (German Edition)
versprach er mir.
Wir bestiegen zu viert eine ZipLimousine und ließen uns in die Stadt zum La Cienega Boulevard fahren. Noah behauptete, in L.A. könne man jederzeit eine Starbehandlung bekommen, wenn man nur stilvoll genug bei der Location ankam. Es gab nur eine begrenzte Menge ZipLimousinen, aber Pat kannte einen PR -Manager, der eine für uns reserviert hatte.
Wir scannten unsere Fingerabdrücke ein und sausten los. Mein Vater hatte ein falsches PersoProfil für mich angelegt, sodass die Polizei meine Bewegungen nicht verfolgen konnte. Nur er selbst wusste jederzeit, wo ich mich aufhielt. Er hielt mich immer noch an der kurzen Leine.
Clare strich mit den Fingern über die Ledersitze. Die blaue Innenbeleuchtung hüllte alles in einen kalten Neonschimmer. Ich lehnte mich zurück und genoss die reibungslose Beschleunigung. Inzwischen wusste ich, wie sehr ich Geschwindigkeit in meinem Leben brauchte. Ich war regelrecht süchtig danach, als würde die äußere Bewegung mich auch innerlich antreiben und mich daran erinnern, dass ich kein statisches Objekt war. Menschen besaßen nicht ohne Grund ein Paar Beine mit Füßen. Wir waren nicht dazu geschaffen, mit unseren Sesseln zu verschmelzen.
Pat saß so eng neben mir, dass sein Jackenärmel meinen nackten Arm streifte. Ich rutschte ein wenig von ihm weg. Dabei wusste ich selbst nicht genau, ob aus Höflichkeit oder weil ich einen Sicherheitsabstand brauchte. In den vier Wochen, die ich nun in L.A. war, hatte ich die meiste Zeit mit Pat verbracht. Er war einer meiner wenigen Freunde in der Stadt. Zwar hatte ich noch meinen Bruder, aber Joe lebte völlig digitalisiert: Arbeit, Sport, Freundschaften und Flirts, alles geschah bei ihm online. Ich hatte ihn bisher höchstens ein paar Stunden gesehen, obwohl ich bei ihm wohnte. Das Leben war so computerisiert, dass wir uns kaum persönlich begegneten. Zwischen uns befand sich nichts als eine dünne Zimmerwand, trotzdem lebten wir in getrennten Welten, die nur im Ausnahmefall zusammenstießen … und dann meist mit einem heftigen Knall. Wir passten ungefähr so gut zusammen wie Purpur und Pink.
»Du solltest einfach in L.A. bleiben«, schlug ich Clare wieder einmal vor. Ich vermisste ihre Energie. Mit ihr befreundet zu sein fühlte sich an wie eine belebende Dosis Koffein.
»Sorry, ich muss in ein paar Tagen zurück. Bin zu einem Date verabredet«, sagte sie mit einem so gelangweilten Gesichtsausdruck, als wäre selbst Staubsaugen aufregender. »Keine Ahnung, warum ich mir die Mühe mache.«
»Welche Site benutzt du?«, fragte Noah.
»Ich ziehe die masochistische Form des Datings vor«, erklärte Clare. »Du weißt schon, ein persönliches Treffen. Ich habe den Typ in einem Café kennengelernt und wir haben uns verabredet.«
Noah pfiff durch die Zähne. »Wow, ich bin beeindruckt.«
Clare zuckte mit den Schultern. »Immer noch besser als diese peinlichen Online-Interviews mit vorgegebenen Fragen«, sagte sie.
Wir alle erschauerten sichtlich. Meine Eltern hatten mir nie erlaubt, solche Sites zu besuchen, aber ich wusste, dass es Hunderte davon gab. Gewöhnlich behaupteten sie, in höchstens einem Monat deine große Liebe finden zu können und bei Misserfolg das Geld zurückzuzahlen. In der Suche nach Seelenverwandtschaft gingen sie manchmal sogar so weit, genetische Profile zu vergleichen und das Aussehen künftiger Kinder zu berechnen. Unsere Gesellschaft wollte Liebe im Schnelltempo. Dating im Fastfood-Stil. Tja, und genau das bekamen wir auch.
»Ich weigere mich absolut, solche Sites zu benutzen«, verkündete Clare. »Jetzt soll uns die Technologie schon die Liebe bescheren? Für sechshundert Dollar?«
»Ich habe viele Freunde, die Online-Dating mögen«, sagte Pat.
»Ja, weil solche Sites aufgebaut sind wie ein Computerspiel«, sagte Clare. »Man muss erst Level 10 erreichen, bevor man sich das erste Mal virtuell sehen kann. Und man muss Bonuspunkte sammeln, wenn man zur nächsten Datingphase vorstoßen will.«
Pat grinste. »Genau. Wie bei einem Fußballmatch. Nur dass ich bei einem Mädchen punkten will, statt Tore zu schießen.«
»Sehr romantisch«, sagte ich. »Keine Sorge, Clare. Eines Tages trifft es auch dich.«
»Wenn mich was trifft, dann eher ein entgleister Schnellzug als Mr Perfect«, sagte sie mit einem Schulterzucken, als habe sie sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden. »Von dir haben wir übrigens schon eine Weile nichts gehört«, wandte sie sich an Pat und wechselte das Thema. Ich
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