Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
überraschten Geiseln zurück, die ihnen fassungslos nachstarrten und keinen Laut von sich zu geben wagten.
Gilam’esh fühlte sich leicht wie ein Blatt, das auf dem Wasser trieb. Nur widerwillig kam er in seinen Körper zurück, der sich wie ein Gefängnis anfühlte und ihn mit Schmerzen begrüßte. Die mentale Beeinflussung hatte Kraft gekostet, die Ei’don ihm entzogen hatte. Kraft, die ihm nun fehlte.
Ei’don ließ die Hände von Chal’fir und Qual’pur los. Besonders Qual’pur sah fahl aus. Die schwere Verletzung, von der Ei’don ihn erst vor wenigen Zyklen geheilt hatte, machte sich bemerkbar. Im Grunde war Qual’pur zu ausgelaugt gewesen, um an einem solchen Geistverband teilzunehmen.
Ebenso wie ich zu alt bin , dachte Gilam’esh. Er war unendlich müde und wollte nur noch schlafen. Aber das Gute, das Ei’don bewirkt hatte, überwog das Opfer. Gilam’esh war stolz, Zeuge und Mithelfer dieser Tat gewesen zu sein und seinen Beitrag geleistet zu haben.
Aus der Ferne hörten sie das jubelnde, teils hysterische Klacken und Schnalzen der Geretteten. Erleichterung breitete sich unter ihnen aus.
„Sie werden wiederkommen“, klackte Chal’fir leise. „Ich habe es in ihren Gedanken gelesen. Sie werden nicht aufgeben und es erneut versuchen.“
Ei’don sah müde aus. „Sie werden mehrere Stunden wehrlos sein. In dieser Zeit wird unser Heer sie töten. Ich will es nicht, bei den Ahnen, nein. Aber es wird geschehen. Schlachtmeister Gar’tun ist schon auf dem Weg. Er wird keinen am Leben lassen. Zwei seiner Jüngsten waren unter den Gefangenen. Die beiden Junghydritinnen, die einander festhielten.“
Eine Weile herrschte Stille. Die Freude, die Geiseln gerettet zu haben, wurde überdeckt von der Trauer, die Ei’don fühlte und die sich über sie ergoss wie dunkles Wasser. Ei’don wollte den Tod der Mar’osianer tatsächlich nicht. Er war unglücklich über die bevorstehende Tat des Schlachtmeisters. Dabei hatte er gerade viele Leben gerettet und großes Leid verhindert. Eigentlich sollte er sich freuen.
Gilam’esh spürte Ei’dons Zerrissenheit. Trotz seines geschwächten Zustands schwamm er auf den schmächtigen Hydriten zu, um ihm Trost zu spenden.
„Es reicht“, schnalzte eine leise Stimme. Sar’tus riss ein Messer vom Gürtel um seine Hüfte. Er drehte sich im Wasser und stach ansatzlos zu. Die Spitze bohrte sich in Ei’dons Hals.
Einen furchtbaren Augenblick begriff Gilam’esh nicht, was er da sah. Das Wasser schien gefroren, die Zeit stillzustehen. Sar’tus hatte die Klinge bis zum Heft im Hals Ei’dons versenkt. Der röchelte, Blut breitete sich aus. Und dieses Mal war es das Blut Ei’dons!
Chal’fir schrie hell. Sie war die Erste, die reagierte. Sie schwamm mit einem Zug schützend vor Ei’don und trat nach Sar’tus. Der zog das Messer aus Ei’dons Hals und stach auf sie ein. Es gelang Chal’fir, auszuweichen. Sar’tus nutzte den Schwung ihrer Bewegung und stieß sie zur Seite. Er hob das Messer und wollte erneut auf Ei’don einstechen. In seinen Zügen lag Hass, die Augen glitzerten kalt.
Gilam’esh reagierte mit einer Beherztheit, die ihn selbst überraschte. Er warf seinen alten, müden Körper gegen Sar’tus Arm und verhinderte den zweiten Stich. Nur Sekunden später waren die Brüder Zar’kir und Ho’tan zur Stelle. Sie rissen Sar’tus von ihm fort. Das Messer entglitt seiner Hand und trudelte zum Grund.
„Verräter!“, klackte Ho’tan, dass es in Gilam’eshs Kopf schmerzte. „Verräter! Fischdung!“ Er schlug zu, drosch immer wider auf Sar’tus ein. Zar’kir tat es ihm gleich. Es dauerte mehrere Faustschläge, bis die beiden von ihrer Raserei abließen.
Sar’tus wand sich. Seine Nase war gebrochen, die Lippen aufgeplatzt.
Gilam’esh drehte sich schwerfällig nach Ei’don um. Sein Blick traf den von Me’it, die erstarrt im Wasser hing, als hätte jedes Leben sie verlassen. Auch andere Anhänger wirkten seelenlos wie sie. Gilam’esh spürte ihre Fassungslosigkeit und den Schmerz über diese unsinnige Tat.
Sar’tus, sein eigener Schüler und einer aus ihrer Mitte, hatte auf Ei’don eingestochen. Was hatte ihn zu diesem Wahnsinn verleitet? Sar’tus’ Gesicht war eine Maske aus Zorn und Hass. Er sprach kein einziges Wort, gab nicht einmal weitere Schmerzlaute von sich, obwohl seine Nase hässlich verformt war und die Lippen anschwollen.
Chal’firs Stimme durchbrach die Stille. Sie krümmte sich neben Ei’don im Sand zusammen. Blut trieb
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