Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
richtete sich auf die beiden Mörder. Sie zogen die Speere zurück. Blut klebte an den Spitzen und breitete sich im Wasser aus.
Gilam’esh zitterte. Ihm war, als würden eisige Finger sein Herz zusammenpressen. Noch mehr Blut. Das war es, was dieses Zeitalter forderte: Blut. Immer wieder Blut.
Die Brüder duckten sich unter Ei’dons Zurechtweisung. Es war, als würden sie neben seiner strahlenden Gestalt verblassen.
„Ich gehe“, sagte Ei’don. „Ich werde sie aufhalten.“
Chal’fir berührte ihn am Arm. „Lass es uns zusammen tun. Aus sicherer Entfernung. Wir haben viel geübt, das weißt du. Es ist an der Zeit, gemeinsam zu wirken.“
Ei’don zögerte. Schließlich gab er sein Einverständnis. „Bilden wir einen Kreis“, forderte er seine Anhänger auf.
Zar’kir stieß den Toten fort. Sein breites Gesicht zeigte Reue. Der Ausdruck von Hass war daraus verschwunden.
Sie fassten einander an den Händen. Gilam’esh spürte Kraft in sich aufsteigen. So schwach sein Körper war, so stark fühlte sich sein Geist an. Er sah die anderen Anhänger heranschwimmen. Der Kreis wurde enger. Mentale Energie durchpulste ihn. Sie spürten wie ein Wesen, was geschah. Ei’don wirkte in ihnen allen. Er lenkte die Impulse wie ein Dirigent die Musikanten eines Orchesters.
Sind wir nicht genau das? , ging es Gilam’esh durch den Kopf. Ei’dons Instrumente?
„ Wir nehmen uns die Anführer vor“, befahl Ei’don. „Aber ich will weder ihr Blut noch ihren Geist. Denkt an Frieden.“ Er sah die Brüder streng an. „Wenn ihr das nicht könnt, verlasst den Kreis.“
„Wir sind viel zu weit entfernt“, warf Sar’tus ein. „Wir müssen näher heran.“
Gilam’esh bemerkte den schlanken Krieger erst in diesem Augenblick. Sar’tus musste mit den letzten Anhängern Ei’dons zu ihnen gestoßen sein.
Ei’dons Stimme enthielt einen leichten Tadel. „Wer zweifelt, verlässt den Kreis.“ Seine Anordnung war eindeutig. Sar’tus schwieg. Er senkte den Kopf und starrte Richtung Grund.
Gilam’eshs Blick wurde glasig, als würde er schlafen. Kurz tauchte das Bild E’fahs im Streitwagen vor ihm auf, dann reiste er mit den anderen quer durch Raum und Zeit. Er dachte an den Frieden. An Rotgrund und seinen Freund Matthew Drax. Viele friedvolle Begegnungen fielen ihm ein, und das warme Gefühl von Freundschaft breitete sich in ihm aus. Frieden , dachte er. Ich diene dem Frieden und Ei’don.
Er spürte, wie ein Teil seiner Energien abfloss, zu Ei’don hin. Das Bild veränderte sich und er konnte die Geiselnahme vor sich sehen. Wie das möglich war, wusste er nicht. Vielleicht blickte Ei’don gemeinsam mit ihnen durch die Augen eines Fisches oder einer Languste auf die Szene.
Vor ihm knieten über dreißig Alte und Junge auf dem Grund zwischen grauen Felsen und Korallen. Man sah ihnen die Angst an. Manche wiegten ihre Körper in der Strömung, manche klackerten ängstlich, doch die meisten waren ganz still. Zwei Junghydritinnen klammerten sich aneinander, das Gesicht jeweils an der Schulter der anderen vergraben.
Die Mar’os-Krieger standen mit Dreizacken und Muschelmessern über ihnen. Ihre Augen glitzerten kalt. Zwei von ihnen machten sich ein Vergnügen daraus, mit ihren Dreizacken immer wieder spielerisch auf die Wehrlosen einzustechen.
In einiger Entfernung ritt ein stolzer Mar’osianer in Prachtrüstung auf einem silberfarbenen Reitfisch mit langem Horn am Kopf. Ohne Zweifel war er der Anführer der Gruppe. Er besaß nur ein Auge, das zweite wurde von einer Muschelklappe bedeckt.
Das Bild wurde unscharf, als würden sich seine Ränder auflösen. Gilam’esh spürte, wie weiter an seiner Kraft gezehrt wurde. Sie floss unerbittlich von ihm fort. Einen Augenblick erschien es, als müssten sie gemeinsam einen Widerstand überwinden. Gleichzeitig kam Bewegung in den Anführer der Mar’osianer.
Sein Kopf fuhr zu den Kriegern über den Geiseln herum. Auch die Krieger wirkten desorientiert. Die beiden Folterer hatten damit aufgehört, ihre Opfer zu traktieren.
Gilam’esh spürte, wie Ei’don ihre gesammelten Kräfte einsetzte, um die Mar’os-Krieger zu beeinflussen. Er drang in ihre Geister vor und verankerte in ihrem Denken ein neues Muster.
Der Anführer drehte sich zu seinen Untergebenen um. „Es ist an der Zeit zu gehen.“ Er hob einen massiv gearbeiteten Dreizack. „Vorwärts.“ Sie setzten sich in Bewegung. Wie in Trance glitten sie durch das Wasser zum Ausgang der Stadt. Sie ließen die
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