Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
sie ins Meer gefallen und beinahe ertrunken war.
Sie fühlte sich, als zöge man einen dünnen Schleier von ihrem Verstand.
Ich bin doch geheilt! Was, bei allen Meeresungeheuern, suche ich unter Wasser? Ich muss an die frische Luft, unter Menschen!
„ Jenny Jensen?“
Die Ex-Pilotin drehte sich um. Vor ihr schwamm eine Hydritin mit hellgrünem Scheitelkamm. Die sorgsam gearbeitete Kleidung aus Ziermuscheln stand gänzlich im Kontrast zu ihrer durchtrainierten Erscheinung. Dazu besaß sie einen Blick, der eine Lokomotive hätte stoppen können. Jenny wusste sofort, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war.
Pieroo schien ihr Unwohlsein zu spüren, denn er schwamm dichter an sie heran und musterte E’fah feindlich.
„Ja?“, fragte Jenny.
„Mein Name ist E’fah. Auf dem Weg zum Hydrosseum kam mir Bel’ar entgegen. Sie war völlig aufgelöst und hat mir erzählt, was passiert ist. Auch, dass ich euch hier finde.“
Das also ist E’fah! Jenny sammelte sich. „Eine dunkle Stunde“, klackte sie in Ermangelung anderer Worte.
„Ich würde dir gerne ein paar Fragen stellen.“
Die Hydritin klang unhöflich und Jenny hatte keine Ahnung, warum. Wenn man jemanden zum ersten Mal traf, verspürte man manchmal binnen Sekunden eine Antipathie. Jenny hoffte, dass das in diesem Fall nicht so blieb.
Sie nickte. „Um was geht es?“
„Ich möchte von dir wissen, wo ich Maddrax finden kann. Es ist für mich von äußerster Wichtigkeit.“
Jenny schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich hab nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass es Matt gelungen sein soll, den Streiter aufzuhalten. Und dass du am Südpol warst, um ihn zu suchen. Offenbar erfolglos.“
Abermals begann ihr Oberarm zu brennen. Dieser verfluchte Fisch!
„ Wer könnte mehr wissen?“ E’fahs Worte klangen frostig.
„Ich erinnere mich …“ Das Brennen verstärkte sich. „Rulfan in Schottland vielleicht … Wir haben uns getrennt, nachdem …“
„Rulfan?“
„Ja, ich …“ Überfallartig wurde Jenny von Schwindel gepackt. Das Blut in ihren Ohren rauschte, ihr Atem ging schwer.
„Ist dir nicht gut?“, klackte E’fah.
„Nein, nein, es geht schon.“
„Du kannst mir also nicht weiterhelfen …“ Es klang beinah wie eine Drohung.
„Wirklich, es tut mir leid. Ich habe nur …“
Pieroo drängte sich nach vorn. „Schluss damit. Du hörst doch, dasse dir nich helfen kann. Du solltest jetzt geh’n.“
Erst schien es, als würde E’fah noch etwas sagen wollen, doch dann wandte sie sich ab. Im Wegschwimmen rief sie den beiden zu: „Bald findet im Ratssaal eine Sitzung statt. Ihr werdet dort erscheinen. Bel’ar teilt euch den Termin mit.“
Bevor Jenny etwas entgegnen konnte, war sie zwischen den Häusern verschwunden.
„Was hatse gewollt?“, fragte Pieroo.
In Jennys Kopf hallte die ungastliche Einladung nach. Sie fühlte sich hundeelend. Ihr Verstand schien aus Brei zu bestehen, Schmerzen zuckten ihr durch Kopf und Unterleib und ihr Herz schlug wie ein Hammer.
„Ich erklär’s dir später“, sagte sie. „Lass uns gehen. Ich muss mich hinlegen.“
„Ja, geh’n wir.“ Pieroo legte mitfühlend den Arm um Jenny. Dann schwammen sie zurück zu dem Gebäude, in dem sie untergebracht waren.
Hykton
Der Hass brannte wie ein Feuer in Skorm’aks Brust, während er mit seiner „Menschenfreundin“ auf das Hydrosseum zuschwamm. Die Gedanken an E’fah bildeten knisternde Scheite aus Mordlust, die Aussicht auf Erfolg war die schwelende Glut, die das Feuer in Gang hielt. Einer Schaltuhr gleich klickten die einzelnen Schritte seines perfiden Plans in ihm ab.
Skorm’ak brauchte ein Opfer aus dem HydRat, das er übernehmen konnte. Er musste im Laufe der Sitzung eine günstige Gelegenheit abwarten und sich ein Ratsmitglied aussuchen. Dann würde er mit dem Inhalt des Bionetiksäckchens den Raum in Schwärze tauchen, sich auf den Auserwählten stürzen und ihn schwer verwunden.
Nimm den, der den Vorsitz führt! Und auf keinen Fall zu tief stechen! Keine lebenswichtigen Organe verletzen!
Bei der vorherrschenden Panik würde es ein Leichtes sein, sich danach um E’fah zu kümmern. Sie musste sterben! Und gab es eine günstigere Gelegenheit? Die Aussicht, sie inmitten des Ratssaals umzubringen, empfand Skorm’ak als besondere Genugtuung. Schließlich hatte auch er miterleben müssen, wie sein Bund um ihn herum starb.
Und das Beste ist: Bis die anderen in all der Aufregung kapieren, was das Menschlein angerichtet
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