Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
im Wasser und benetzte ihre Rüstung. „Er stirbt!“
Hykton, Ende Februar 2528
Zusammen mit Bel’ar schwammen Jenny und Pieroo durch Hykton. Demonstranten protestierten auf dem freien Versammlungsplatz vor dem Hydrosseum. Aus der Eingangsmembran im dritten Stock eines Bionetikhauses hing der Oberkörper einer schreienden Hydritenfrau, die ein wütender Protestler an ihrem Scheitelkamm aus dem Zugang ziehen wollte.
Wachhydriten auf Mantaas tauchten auf. „Patrouillen!“, klackte Bel’ar.
Die Wachen fackelten nicht lange. Zwei von ihnen überwältigten den Hydriten im Zugang, der Rest kümmerte sich um die Demonstranten.
„Diese Aggressivität ist ungewöhnlich“, zeigte sich Bel’ar besorgt.
„Das könnten die Demonstranten aus En’jak sein“, meldete sich Pieroo über Helmfunk.
Jenny enthielt sich eines Kommentars. Schweigend beobachtete sie, wie die Wachen die Demonstration auflösten.
Bel’ar blickte entsetzt nach unten. „Bei Ei’don!“ Die Hydritin schwamm los, Richtung Meeresgrund. Jenny und Pieroo sahen sich verwundert an.
Sie folgten Bel’ar. Gegenüber dem Hydrosseum, unweit eines Kalkfelsens, hoben zwei Wächter die fürchterlich zugerichtete Leiche einer Hydritin hoch und packten sie in einen bionetischen Sack.
Wachhydriten umschwammen den Tatort. Jenny und Pieroo erreichten Bel’ar und Jenny erschauderte. Ner’jeh! Bei der Toten handelte es sich um Bel’ars Freundin!
Bel’ars Gesicht war von Schmerz gezeichnet. Zusammen sahen sie zu, wie die Wächter den Sack schlossen und ihn abtransportierten.
Jenny schwamm zu Bel’ar und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, klackte sie leise.
„Sie war meine Freundin“, schnalzte Bel’ar erstickt. „Ohne sie wären Quart’ol und ich längst tot. Sie … sie hat sich immer für die Hydriten eingesetzt und nun … Wer kann so etwas Grausames getan haben?“
Pieroo sah unbehaglich zu der Leiche im Sack.
„Ob es einer der Demonstranten war?“, klackte Jenny.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht waren es Mar’osianer.“
„Mar’osianer?“
„Das Zeichen. Ich …“ Bel’ar sog Wasser in die Kiemen. „Was hier geschehen ist, gleicht einer Katastrophe.“
„Ich weiß.“ Jenny nickte mitfühlend. „Sie war deine Freundin und …“
„Und nicht nur das“, klackte Bel’ar ihr ins Wort. „Auch das Gefühl der Sicherheit, das die Schutzkuppel Hyktons uns schenkte, ist mit Ner’jeh ermordet worden.“
Jenny vermochte nichts mehr zu erwidern.
In Bel’ars Augen legte sich ein harter Glanz. „Entschuldigt mich“, klackte sie. „Ihr werdet verstehen, dass ich mich unter diesen Umständen zurückziehen möchte. Ich brauche mehr Informationen. Ich werde nicht Ruhe geben, bis ich dahintergekommen bin, wer das getan hat.“
„Natürlich.“
Bel’ar schwamm davon. Jenny warf den Wächtern mit dem Leichensack einen letzten Blick hinterher. Sie ist tot! Genau wie jemand, den du gut kanntest …
Sie zuckte zusammen, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten. Seltsame Bilder tauchten plötzlich vor ihrem geistigen Auge auf: ein Mädchen mit dunkelblonden Locken. Ein Kopf aus Stein … und ein Schwert!
Ein Schwert, das den Tod bringt …
Der Babilim begann zu zucken und schickte ein höllisches Brennen durch Jennys Arm. Was zum Teufel …
Tränen traten in ihre Augen. Jenny krümmte sich im Wasser. Schmerzen jagten in kurzen Abständen durch ihren Körper. Merkst du nicht, dass hier etwas faul ist? , schrie es tief in ihrem Innern.
Woher kamen diese Schmerzen? Der Gar’tek hatte doch gesagt, der Babilim sei ein Mittel, um den Kreislauf zu stabilisieren. Es müsste ihr durch den Fisch doch besser gehen und nicht schlechter!
„Was is mit dir?“ Pieroo sah sie besorgt an. „Was haste?“
„Es ist … nichts.“ Das Brennen ließ so schnell nach, wie es gekommen war. Jennys Herzschlag normalisierte sich, wenn auch langsam. „Es geht schon wieder“, fügte sie atemlos hinzu. Dabei dachte sie: Hat der Fisch vielleicht noch andere Auswirkungen? Soll er womöglich Bilder verdrängen, Erinnerungen betäuben? Aber warum?
„ Wir schwimmen zurück“, entschied Pieroo.
„Gut. Ist gut.“ Jenny setzte ein gequältes Lächeln auf.
Von der Protestgruppe war nichts mehr zu sehen. Trotzdem patrouillierten noch Wachhydriten in den Gassen. Vier von ihnen schwammen auf Mantaas stadteinwärts.
Jenny befühlte den Babilim. Ihren Erinnerungen nach war es Monate her, als
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