Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
in Beine und Füße. Ihm wurde schwindelig. Das Bild der gerüsteten Chal’fir über ihm verschwamm. Er sah den behelmten Kopf mit dem daraus hervorragenden Scheitelkamm doppelt.
„Was ist passiert?“ Gilam’esh stieß sich zittrig ab. Mit einem jungen Körper hätte er selbst der höheren Schwerkraft auf der Erde getrotzt. Seine Muskeln fühlen sich verspannt an, die Arme zu schwach, um ihn sicher nach vorn zu bewegen.
Chal’fir packte und unterstützte ihn. Ihr Scheitelkamm verfärbte sich in einen aufgeregten Rotton. „Sie wollen Ei’don als Rache für das Ende Kar’ostes! Es sind mindestens zweihundert. Sie haben uns überrascht!“
Sie schwammen aus der Wohnsphäre hinaus auf das Schelf. Mit schwachen Augen sah sich Gilam’esh um. Hydriten kamen wie Schatten aus Wohnsphären und strebten in Verbänden davon. Die Älteren hielten die Jungen an den Händen und zogen sie durch das aufgewühlte Wasser. Ängstliches Geklacker und Geschnalze erreichte sie. Es klang gedämpft. Scharmützel erkannte Gilam’esh um sich herum nicht. „Wo sind sie?“
„Noch ein Stück entfernt. Hörst du nicht den Kampflärm?“
Verneinend tippte Gilam’esh an die Löcher seitlich am Kopf, über denen eine dünne Membran pulsierte. „Meine Ohren sind nicht mehr, was sie mal -“
„Komm!“, unterbrach Chal’fir ihn ungeduldig. „Du musst zu den Schutzhöhlen! Die Mar’osianer schlachten ab, wen sie in den Häusern finden.“
„Ich will zu Ei’don!“
Sie fuhr zu ihm herum. Die Finger der Schuppenhände spreizten sich. Es sah aus, als wollte sie ihn schlagen. „Du wärst in der letzten Schlacht beinahe gestorben! Lernst du es denn nie? Bist du erst zufrieden, wenn dich die Fische fressen?“
Gilam’esh fühlte in sich hinein, während er neben Chal’fir durch das Wasser schwamm. Ei’don war in der Nähe der Höhlen, da war er sicher. Er konnte ihn fühlen, ohne ihn zu sehen. Sein Geist leuchtete wie ein Fanal in der Dunkelheit.
„Ei’don ruft mich“, sagte er schlicht.
Es war eine Lüge. Ei’don sorgte sich um Gilam’esh so wie um alle seine Anhänger, doch er rief ihn nicht. Aber Gilam’esh wusste, was er zu sagen hatte, um seinen Willen gegen Chal’fir durchzusetzen.
Die zögerte. Gilam’esh sah ihr an, dass sie selbst zu Ei’don wollte. „Also gut.“ Sie wechselte die Richtung, orientierte sie an den Höhlen vorbei. Fast wären sie mit einer Gruppe von drei Altvätern und zwei Junghydriten zusammengestoßen. Bald hörten sie den Lärm der Kämpfe. Gilam’eshs Herz schlug rascher. Aufgeregt sah er sich um.
„Ei’don!“, stieß Chal’fir aus. Er trieb unter ihnen, nahe dem sandigen Grund. Obwohl das Licht der Sterne und des Mondes die Stadt unter dem Meer nur schwach beleuchtete, wusste Gilam’esh sofort, dass Chal’fir recht hatte. Der Hydrit unter ihnen war Ei’don. Acht seiner Anhänger umgaben ihn und klackten auf ihn ein.
„Tu es nicht!“, bettelte Qual’pur. „Schwimm nicht zu ihnen. Jeder in der Stadt ist bereit, für dich zu sterben. Du musst dich nicht opfern.“
Gilam’esh und Chal’fir erreichten die Gruppe. Erschrocken zuckte Gilam’esh zurück, als er den hochaufgeschossenen Mar’os-Jünger entdeckte, der ein Stück abseits der Gruppe trieb, die Arme vor dem Brustpanzer verschränkt. Er schien unbewaffnet zu sein. Sein Scheitelkamm spreizte sich, um den Mund lag ein höhnischer Zug.
Zar’kir wandte sich an sie. Er war doppelt so breit wie Chal’fir und wirkte in seiner Rüstung wie ein lebendiges Bollwerk. „Das ist ein Bote“, stieß er hervor. „Sie wollen Ei’don erpressen. Sie haben inzwischen dreißig Geiseln, keine davon mehr kampffähig. Wenn Ei’don sich nicht ausliefert, werden sie eine nach der anderen abschlachten und uns die Köpfe schicken. Die Körper wollen sie essen.“
„Diese verdammten Kannibalen!“, klackte Chal’fir mit erbleichendem Scheitelkamm. „Dieser Abschaum!“
Der Mar’osianer schwamm vor. Sein Gesicht zeigte keine Regung. „Die Frist ist abgelaufen, Ei’don. Du …“
Weiter kam er nicht. Die Brüder Ho’tan und Zar’kir, beide kräftige Krieger, wirbelten ihm Wasser herum und stachen mit ihren Speeren von zwei Seiten zu.
Der Mar’osianer starb in gespenstiger Lautlosigkeit. Sein Blick zeigte Überraschung. Offensichtlich hatte er von Ei’dons engsten Anhängern kein solches Verhalten erwartet.
Ei’dons Blick war starr. „Was sollte das?“, fragte er leise. „Vertraut ihr mir nicht mehr?“ Sein Blick
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