Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
Stichwunde saß ein Verschluss, der wie ein silbriges Pflanzenblatt wirkte, jedoch bionetisches High-Tech war. Er stoppte die Blutung und beschleunigte die Heilung.
„Freund“, begrüßte ihn Ei’don aus wachen Augen und hob die Hand.
Erleichtert ließ Gilam’esh sich neben ihm sinken. „Deine Genesung schreitet voran!“
„Hattest du Zweifel?“
„Allerdings.“
Ei’don zeigte die spitzen Zähne. „Damit warst du nicht allein. Sie sagen, es wäre knapp gewesen.“
„Ich fürchtete schon, der Bund hätte gewonnen und sein dunkles Ziel erreicht.“
„Der Gilam’esh-Bund?“
„Ja.“ Gilam’esh zögerte. Ei’don schien stark genug, die Neuigkeit zu erfahren. „Sie wollten deine Krönung verhindern. Wenn du den Meeren den Frieden bringst, enden ihre Kriegsgeschäfte mit den Mar’os-Jüngern und ihre Macht wird beschnitten. Ich weiß nicht wie und womit, aber es ist ihnen in den letzten Rotationen gelungen, Sar’tus zu kaufen.“
Ei’don schwieg. Er sah schuldbewusst aus. Vermutlich dachte er darüber nach, dass seine Krönung viel Gutes bringen konnte.
Gilam’esh sah eine Gelegenheit, auf ihn einzuwirken. Er lehnte sich vor. „Ich weiß, du willst es nicht hören, aber in meiner Zeit hast du den Hydriten den Frieden gebracht. Durch deine Krönung wurde alles gut. Sicher, es gab Schwierigkeiten. Sogar eine zweite Krönung, ehe du vollständig als unumschränkter Herrscher anerkannt wurdest. Aber …“
Der Muschelvorhang an der Seite des Zimmers bewegte sich. „In deiner Zeit, Meister Gilam’esh?“, fragte eine leise, vorwurfsvolle Stimme.
Gilam’esh fuhr herum. Er sah Chal’fir, die zwischen den Muschelfäden hervorschwamm. „Chal’fir …“
„Du hättest es mir niemals freiwillig erzählt, oder?“, fragte sie. Ihre Stimme klang bitter, als würde sie die Worte wie kleine Steine auf ihn werfen. „Dabei weiß ich es längst. Ich habe es schon vor Jahren erfahren, als du und Quart’ol darüber geredet habt. Ich hätte nicht lauschen sollen, aber es ist geschehen. Es stimmt also: Du kommst aus der Zukunft.“
„Es ist eine andere Zukunft als eure“, klackte Gilam’esh schwach. „Es tut mir leid, dass …“
„Nein“, unterbrach sie ihn. „Ich verstehe dich. Mit einer solchen Wahrheit zieht man nicht von Enklave zu Enklave. Die Sicherheit ging vor. Und in deiner Zukunft sind die Meere friedlich?“
Gilam’esh fasste sich. „Es ist, wie ich sagte: Ei’don bringt den Frieden.“
Ei’dons Kiemen verursachten ein gurgelndes Geräusch. Es klang gequält. „Dann tue ich es, Gilam’esh. Du bist der Elfte, der deswegen zu mir kommt. Ich war kaum erwacht, da flehte mich Qual’pur an, meine Entscheidung zu überdenken. Die Hydriten wollen mich als Herrscher. Also gebe ich ihnen, was sie fordern.“
„Nein!“ Chal’fir stieß vor, an seine andere Seite. „Lass es nicht zu. Es ist dein Traum, an Land zu gehen. Gib ihn nicht auf.“
„Dafür muss später noch Zeit sein“, schnalzte Ei’don. Es klang wie eine Lüge. Als wüsste er, dass es für sein Unternehmen kein Später gab. Wenn er Herrscher der Meere wurde, würde er niemals seine Pläne verwirklichen können. Der Thron würde ihn mit unsichtbaren bionetischen Fesseln binden.
Gilam’esh senkte den Blick. Er verriet seinen Freund. Als Herrscher würde Ei’don nicht der Hydrit sein können, der er sein wollte. Vielleicht würde ihn die Macht verändern. Auf jeden Fall wählte er ein Schicksal, das ihn unglücklich machen musste. Trotzdem brachte Gilam’esh es nicht über sich, sich auf Chal’firs Seite zu schlagen. „Es ist die richtige Entscheidung“, klackte er.
Chal’fir griff über die Schale hinweg und packte ihn an den Schultern. „Du verrätst ihn!“, warf sie ihm vor. „Du drängst ihn in eine Verantwortung, die ihm nur eine Last ist! Und was ist mit dir? Wirst du mit deinem Freund Quart’ol gehen, Meister Gilam’esh, und Ei’don allein lassen? Willst du deshalb nicht seinen Körper übernehmen?“
Gilam’esh fühlte sich, als würde das Wasser ihn plötzlich nicht mehr tragen. „Woher weißt du …“
„Ich weiß so einiges“, schnitt sie ihm das Wort ab.
Gilam’esh nahm Chal’fir plötzlich mit überraschender Klarheit wahr. Ihm war, als wäre ein Schleier vor seinem Blickfeld zur Seite gezogen worden. Er war mental nicht der mehr mächtigste Hydrit nach Ei’don; Chal’fir stand ihm in nichts nach.
Plötzlich erinnerte er sich an die Schlacht gegen Kar’oste. Da hatte er
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