Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
Straßen, Plätze und Dächer glitten unter ihnen dahin.
„Vorsicht!“, rief Aruula und deutete zum Frontmonitor hinauf. „Siehst du das fünfeckige Gebäude dort, das der Fluss vom Rest der Stadt trennt?“ Der Archivar nickte. „Komm ihm bloß nicht zu nahe!“
„Warum?“
„Unter diesem Bauwerk haust der Weltrat, die mächtigste Regierung, die ich auf dieser Welt kennengelernt habe. Früher, unter der Herrschaft General Crows, hat sie alle anderen aufstrebenden Nationen und Völker unterdrückt und deren Wissen geraubt. Das Gebäude wird Pentagon genannt. Ich bin mir sicher, dass sie es mit Kanonen gesichert haben.“
„Kanonen?“ Samugaar wirkte nachdenklich, doch er drehte ab. „Genau das suchen wir ja, neben Maddrax: Waffen. Aber du hast recht. Ich muss sie nicht unbedingt an mir selbst testen lassen, bevor ich sie mir hole.“
„So viele Waffen, wie es dort unten in der Stadt gibt, kannst du gar nicht ins Shuttle laden“, erklärte Aruula.
„Es geht mir auch nicht um jede Form von Waffen. Welche Auswirkungen hast du beobachtet, als du in Waashton warst, Aruula?“, wollte Samugaar wissen. „Waren welche dabei, die helle Lichtstrahlen verschossen haben, oder die mit Schall arbeiteten?“
Sie erzählte ihm, was sie wusste: von Drillern, Lasergewehren, Gleitern und schweren Panzern.
Ihre Schilderung beeindruckte den Archivar und er begann im Radar und auf den Aufnahmen der Außenkameras nach Waffensystemen zu suchen. Und tatsächlich entdeckte er zwei Panzerfahrzeuge, ein Geschütz und auf einer größeren freien Fläche am Flussufer südlich des fünfeckigen Gebäudes auch vier flugfähige Vehikel.
„Das müssen die Gleiter sein, die Miki Takeos Leute gebaut haben“, sagte Aruula. „Wie ich Maddrax kenne, hat er es auf so ein Flugzeug abgesehen. Er war früher einmal Pilot.“
„Interessant …“ Samugaar zeigte sich angetan. „Wer über eine derartige Waffentechnik verfügt, müsste eigentlich auch elektronische Rechner und Datenbanken besitzen.“
„Du sprichst von Kompjuutern, Samugaar?“ Aruula begriff zwar nicht, wie diese Teknikk-Geräte funktionierten, aber sie wusste immerhin, dass das Pentagon damit vollgestopft war. „Natürlich besitzen die Technos von Waashton diese Dinger!“
„Sehr gut!“ Das lange gelbe Gesicht des Archivars verzog sich zu einer lächelnden Grimasse. Seine Kopftentakel wanden sich. „In diesen Datenbanken befinden sich Informationen, die uns sehr nützlich sein können. Nicht nur über das militärische Wissen des Weltrats. Sondern wahrscheinlich auch die gesammelten Daten aller Völker, die er ausspioniert hat. Diese Datenbank brauchen wir. Sie und Maddrax sollen heute unsere Beute werden!“
„Und sein Miststück!“, zischte Aruula.
„Miststück?“ Der Archivar schaltete auf Autopilot und schnallte sich los. „Wen meinst du mit ‚Miststück‘?“
„Die widerwärtige Frau, die Maddrax begleitet.“
„Ach so, die.“ Samugaar stand auf. „Nun, hominide Schönheit kann ich leider nicht beurteilen.“ Er bückte sich aus dem Cockpit. „Die Zeit ist reif, den Holo-Projektor zu aktivieren.“ Damit verschwand er im Laderaum.
Aruula blickte hinauf zum Head-up-Display, in dem sie verschwommen auch ihr Spiegelbild erkennen konnte. Sie lächelte sich selbst zu. Das Shuttle flog inzwischen in einer weiten Schleife über Potomac und Waashton.
Schon nach wenigen Minuten kehrte Samugaar zurück und ließ sich wieder neben Aruula im Pilotensitz nieder. „Der Holo-Projektor ist eingeschaltet. Jetzt wird uns nichts mehr passieren.“
„Was genau kannst du mit diesem Holo … mit diesem Ding machen, Samugaar?“, wollte Aruula wissen.
„Es handelt sich um ein Artefakt aus dem zeitlosen Raum“, erklärte er. „Es sorgt dafür, dass jemand, der von der Oberfläche aus zu uns heraufschaut, etwas ganz anderes sieht als das Shuttle.“
„Und was sieht derjenige jetzt, in diesem Augenblick?“
„Wolken“, antwortete Samugaar, „weiter nichts als Wolken.“
Sie kreisten noch zweimal über Waashton. Samugaar studierte den Radarschirm und betrachtete aufmerksam, was er auf dem Frontmonitor erkennen konnte. Aruula schien es, als würde er angestrengt nachdenken.
Gegen Ende der zweiten Runde beugte er sich zu ihr herüber und sagte: „Deine Feuertaufe steht bevor, meine teure Freundin.“
„Meinst du nicht, dass ich schon mehr Feuertaufen überstanden habe als du, Samugaar?“
„In der Tat – das kann ich nicht beurteilen“, gab
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