Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
einfach.
Er stand auf und ging hinaus in den Nachmittag. Unter freiem Himmel konnte man besser nachdenken. Es hatte aufgehört zu regnen. Auf der Veranda rauchte er seine Kiffette zu Ende. Das Zeug bekam ihm gut, er sah keinen einzigen Fischkerl. Also doch kein schlechter Stoff?
„Wie auch.“ Murmelnd machte er sich auf den Weg zum Kompaniearzt. „Wenn sie echt waren, haben sie die Basis ja längst verlassen.“ Er ließ sich etwas gegen Kopfschmerzen und Brechreiz geben, besuchte dann die Kantine, hörte sich ein wenig um, schlenderte schließlich am Zaun des Geländes entlang.
Der Colonel und zwei Kameraden waren gerade erst von einem Außeneinsatz zurückgekehrt, erfuhr er. In einem Transporter. Das passte zu seiner Beobachtung. Außerdem ging die Neuigkeit herum, ein Kamerad hätte sich am frühen Morgen beim Reinigen seiner Waffe selbst erschossen. Das passte im Prinzip auch. Als er sich nach Commander Drax und Miss Hamlet erkundigte, hieß es, die wären bereits Richtung Küste aufgebrochen.
Nach den fischigen Zwergen hatte Kelly natürlich niemanden gefragt; er war ja nicht blöd.
Je länger er über die ganze Sache nachdachte, desto mehr kam Sergeant Simpson Kelly zu dem Schluss, dass hier noch viel mehr im Argen lag. Schon seit Monaten.
Er überlegte, wann alles angefangen hatte.
Richtig: als Colonel Bloom verletzt von der Testfahrt mit dem Prototyp eines neuen Ein-Mann-Wasserfahrzeugs, dem so genannten „Wellenreiter“, zur Basis zurückgekehrt war. Danach war er irgendwie … verändert gewesen. Kühler und grantiger als früher, neugieriger und zugleich zurückgezogener. Und in den Wochen nach seinem Unfall hatten sich auch einige Kameraden verändert …
Kelly schüttelte sich. Ganz schwindlig wurde ihm, wenn er daran dachte.
Und jetzt die Fischkerlchen, die mit Bloom in einen Transporter gestiegen waren. In einen Transporter, in den man zuvor den bewusstlosen Commander Drax und die bewusstlose Zivilistin Miss Hamlet verfrachtet hatte.
Vorausgesetzt natürlich, die ganze Geschichte war nicht doch eine Halluzination gewesen. Aber der Stoff war ja in Ordnung; die Vormittagsdosis hatte ihm sogar richtig gut getan. Keine Halluzinationen, gar nichts.
Es begann wieder zu regnen. Kelly schlug den Kragen seiner Uniformjacke hoch und stiefelte zur Funkzentrale. Sich hier auf dem Stützpunkt jemandem anzuvertrauen, wäre gefährlicher Leichtsinn gewesen. Einen Haufen Ärger hätte er sich dadurch eingehandelt, weiter nichts. Also vertraute Kelly seinem Instinkt, und der gebot ihm, die WCA-Präsidentin persönlich anzurufen.
„Guten Morgen, Mrs. President.“ Auf dem Weg zur Funkzentrale legte er sich die Worte zurecht, die er sagen würde. „Ich erachte es als meine Pflicht, Ihnen persönlich Meldung machen. Colonel Apache Bloom hat sich seit seinem Unfall draußen auf dem Meer irgendwie verändert, und heute Morgen nun habe ich ihn beobachtet, wie er zusammen mit drei Fischmenschen zwei Gäste des Stützpunkts entführt hat, einen gewissen Commander Drax und eine Miss Hamlet …“
Er stockte – im Schritt wie in seinen Gedanken. Das alles klang, so musste er zugeben, nicht sehr glaubhaft. Aber schließlich war es die Wahrheit. Höchstwahrscheinlich …
Scheiß drauf!, spornte er sich an. Jetzt bist du schon so weit gekommen, da ziehst du die Sache auch durch. Dann kann dir später keiner Vorwürfe machen, du hättest was verschwiegen. Und hey – wenn sie dich nicht für voll nehmen und hier abziehen, wen stört’s? Mich ganz bestimmt nicht.
Mit neuem Mut betrat er die Funkzentrale. Dem diensthabenden Kameraden erklärte er, er wolle eine Freundin in Waashton anfunken. Das war kein Problem, das machten viele hier. Und meist waren diese Gespräche alles andere als jugendfrei.
Der Funkoffizier ging diskret nach draußen, eine rauchen, und Kelly setzte sich ans Funkgerät und funkte das Büro von Alexandra Cross an. Die präsidiale Ordonnanz meldete sich. Er habe einen vertraulichen Bericht, den er nur der Präsidentin persönlich vortragen könne, erklärte Sergeant Kelly, allenfalls noch General Garrett.
Beide befänden sich momentan im Einsatz, beschied ihm die Ordonnanz. In Waashton sei nämlich die Hölle los. Er solle es im Laufe des Nachmittags noch einmal versuchen.
Die Verbindung wurde von der Gegenstelle beendet und der Rotschopf hockte verdutzt vor dem Gerät. „Die Hölle“, murmelte er. „Bei euch also auch …“ Er stand auf und ging hinaus.
„Hey!“ Der
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