Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
Kontrollraums hinauf – der Schleusenwächter kam gerade daraus hervor. Mit kräftigen Schwimmstößen glitt er der Wartungsröhre entgegen.
Bel’ar empfand keinerlei Triumph darüber, dass bis jetzt alles so ablief, wie sie es geplant hatte; nun ja, mehr oder weniger. Der schwierigste Teil ihrer Mission lag ja noch vor ihr. Sie wartete, bis der Schleusenwächter in der Wartungsröhre verschwunden war. Länger als zwei Minuten würde er ganz gewiss nicht brauchen, um die Schaltkreise zu überprüfen und den Fehler zu beheben.
Bel’ar stieß sich ab, tauchte in den Kontrollraum hinein und schwamm zu den Armaturen, mit denen man die Quallen programmieren konnte. Sie wählte eine Fernreisequalle mittlerer Größe aus, konditionierte sie für eine Fahrt an die Britanische Küste und beorderte sie abschließend in eine Warteposition.
Danach führte sie einige beliebige Rechenoperationen durch, um die Spuren der Programmierung zu verwischen.
Als sie zurück zur Tür des Kontrollraums schwamm, wurde das grünliche Leuchten im Raum und in der Zentralhalle intensiver. Die normale Energieversorgung war wieder ans Netz gegangen. Nun wurde es eng!
Im gleichen Moment, da der Wächter aus der Wartungsröhre auftauchte, schlüpfte Bel’ar unter die wartenden Quallen und entzog sich seinem Blick. In seiner Aufregung hätte der Wärter aber eh nicht auf sie geachtet: Er war sichtlich bestrebt, Meldung zu erstatten. Bel’ar hoffte, dass sie von hier verschwinden konnte, bevor ein Kontrollteam auftauchte und alles unter die Lupe nahm.
Sie wartete, bis der diensthabende Hydrit ihr wieder den Rücken zuwandte, schwamm dicht über dem Grund der Zentralhalle zu einer der unteren Personalröhren und tauchte hinein.
Jetzt erst atmete Bel’ar auf: Für den schlimmsten aller anzunehmenden Fälle – das Todesurteil für Maddrax – stand nun eine Fernreisequalle bereit; und sie war sich sicher, dass ihr niemand die Programmierung der Qualle würde nachweisen können. Sie hoffte jedoch inständig, dass der Kelch an Maddrax und seiner Begleiterin vorübergehen und ihnen die Notwendigkeit eines riskanten Fluchtversuchs erspart bleiben würde.
Eine halbe Stunde zuvor, in einer Kerkerzelle von Hykton
Xij schlug benommen die Augen auf. Was war geschehen? Wo lag sie hier? Und warum roch es so fremdartig und feucht?
Sie setzte sich auf, tastete nach ihrem Kampfstab – Fehlanzeige. Sie blickte sich um: Gewölbte Wände aus einem schwarzschimmernden Material umgaben sie, ein kleiner Raum mit asymmetrischem Grundriss und einer Art Pritsche an der Wand, auf der sie lag.
Eine Gefängniszelle, kein Zweifel. In ihren Tausenden Existenzen war Xij schon mehrere hundertmal eingekerkert worden, und irgendwie sahen sich diese Zellen alle ähnlich.
Seltsam nur, dass niemand sie bewachte. Und dass die Tür zu ihrer Zelle offen stand.
Sie ging ein paar Schritte vor, näherte sich vorsichtig der Schwelle. Vielleicht gab es doch einen Gefängniswärter außerhalb ihres Sichtfelds. Aber auch nachdem sie vor der Schwelle stand und den Vorraum überblicken konnte, sah sie keinen solchen – nur eine Art Krankenbett in einer weiteren von insgesamt fünf Zellen, auf der ein schmächtiger, regloser Körper lag.
Ein Hydrit! Oder vielmehr: eine Hydritin. Ihr Scheitelflossenkamm war von einem bleichen Grün, ihre silbrigen Schuppen stumpf. Sie musste uralt sein, oder vielleicht auch schon tot.
Xij befand sich also in einer Stadt unter dem Meer. Hykton? Anzunehmen, denn es war die nächstliegende Hydritenstadt vor der amerikanischen Ostküste.
Jetzt wusste sie zwar, wo sie war, nicht aber, was mit ihr geschehen war und noch geschehen sollte. Wo war Matt? Warum kümmerte sich niemand um sie?
Xijs Erinnerungsvermögen kam wieder in Gang: Ein kleiner fischartiger Kerl war plötzlich neben der Garage auf dem Areal der Militärbasis aufgetaucht und hatte sie und Matt mit seinem Schockstab beschossen! Das hatte ihr das Bewusstsein geraubt.
Nun, jetzt war sie wieder wach und begierig darauf, sich umzusehen. Warum auch nicht, die Tür zur Zelle stand immerhin offen.
Doch als Xij über die Schwelle treten wollte, merkte sie schmerzhaft, dass es sehr wohl eine Tür gab; wenn auch eine unsichtbare: Ein Kraftfeld glühte kurz auf und warf sie zurück. Verdammt!
In den nächsten Minuten versuchte sie auf verschiedene Weise, das Feld zu überlisten. Doch weder gelang es ihr, es kurzzuschließen, noch konnte sie sich unter ihn durchgraben oder es mit der Pritsche,
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