Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Made in Germany

Made in Germany

Titel: Made in Germany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya Yanar
Vom Netzwerk:
versuchte es trotzdem und zog vor das Bundesverwaltungsgericht: Er sei Anhänger der Rastafari-Religion. Für ihn sei Haschisch kein Betäubungsmittel, sondern ein Hilfsmittel, um zu religiöser Erleuchtung zu gelangen und somit dem Beten vergleichbar.
    Mit dieser ganz speziellen Interpretation von „Weihrauch” kam der Reggae-Fan vor Gericht natürlich nicht durch. Allein der dreiste Versuch lässt darauf schließen, dass Kiffen doch blöd im Kopf macht. Und ganz ehrlich: Wenn Haschen und Beten das Gleiche wären, dann wären die Kirchen doch voll mit jungen Leuten.
    Der freche Kiffer hatte Pech: Er gewann weder den Prozess noch den „Stella Award”. Im folgenden Fall allerdings
bekam der Kläger immerhin den Preis für den kuriosesten Gerichtsfall. Und der fand 2005 – natürlich – in Amerika statt:

    Ein Herr namens Christopher Roller verklagte die beiden berühmtesten Zauberer David Blaine und David Copperfield auf die Herausgabe ihrer Berufsgeheimnisse. Wenn sie das nicht täten, müssten sie ihm lebenslang zehn Prozent ihrer Einnahmen abgeben. David Copperfield wird sich totgelacht haben – jeder, der jemals versucht hat, einem Zauberer in die Tasche zu greifen, weiß: Das Kostbarste, was er da vorfindet, sind bunte Tücher und Tauben!
    Die Grundlage der Klage aber hat selbst den berühmten Magier verblüfft: Christopher Roller behauptete, dass die Zauberer die Regeln der Physik ausschalten und somit göttliche Kräfte wirken lassen konnten. Und er, Roller, sei GOTT! Also seien es seine Kräfte, und er hätte ein Anrecht auf seinen Anteil.
    Hier stellt sich die Frage: Wer hat mehr gekifft: Der deutsche Rastafari oder der amerikanische Gottvater?
    Es sind übrigens nicht immer die Kläger, die ihren Verstand am Eingang des Gerichts abgeben. Hin und wieder sind es auch die Richter, die mit ihren Urteilen gelinde gesagt für Erstaunen sorgen. Wie in folgendem Beispiel:
     
    Ein amerikanischer Schüler soll sich absichtlich auf einen seiner Lehrer übergeben haben. Auch wenn wir alle irgendwann mal die Schule zum Kotzen fanden: Das geht natürlich eindeutig zu weit! Also brummte das amerikanische Gericht dem Schüler mit dem empfindlichen Magen völlig zu Recht eine Strafe auf. Und die lautete: Der Jugendliche musste vier Monate lang die
Kotze in Polizeiwagen aufwischen. Ich bin sicher: Der junge Mann wird niemals wieder das Gesetz brechen !
    Am Ende dieser unglaublichen Reise durch den Gesetzesdschungel möchte ich noch einmal meinen Kumpel Hakan zitieren, der – ganz wie es seine Art ist – zu Anständigkeit und Gesetzestreue aufruft: „Hast du Angst vor krasse Knast, bleibst du einfach konkret sauber – dann kommst du ned rein!”

KAPITEL 11
Natur

    Stadtkinder erlernen in ihrem Umfeld eigenartige Fähigkeiten. Das müssen sie auch, sonst kommen sie buchstäblich unter die Räder. Ich komme aus Frankfurt. Ich bin Stadtkind. Ich habe die Regeln der Großstadt früh verinnerlicht: Mit zwei Jahren wusste ich genau, was auf den Sperrmüll gehört und was nicht. Mit drei Jahren konnte ich ohne elterliche Hilfe eine fünfspurige Straße überqueren. Mit vier Jahren gelang es mir, sämtliche Hunderassen anhand ihrer Haufen auseinanderzuhalten. So etwas lernt man nur in der Großstadt. Automatisch. In Frankfurt kann das jeder. Aber was man in der Großstadt nicht automatisch lernt, ist der Respekt vor der Natur. Auch ich musste mir diesen Respekt mühsam aneignen.
    Als Kind hatte ich diesen Respekt noch nicht. Ich habe zum Beispiel wie andere Kinder auch im Park meinen Müll einfach in die Gegend geworfen. Eines Tages sagte meine Mutter zu mir: „Kaya, hör auf deine Mutter: Du sollst deine Abfälle nicht einfach auf die Wiese schmeißen – dafür gibt es doch Mülleimer!”
    Also habe ich versucht, es so zu machen, wie meine Mutter es von mir erwartete und habe die Mülleimer auf die Wiese geschleudert! Das war natürlich auch nicht richtig. Aber ich habe nach und nach kapiert, dass Abfälle nicht einfach in die Landschaft geschmissen werden sollen. Heute weiß ich: Wir sind es unserer Erde schuldig, behutsam mit ihr umzugehen – sonst laufen wir Gefahr, dass die gute alte Erde meinen Vater zitiert: „Wenn ihr mich kaputt macht, mach ich euch kaputt!”
    Gott sei Dank hat sich bei vielen Menschen die Einstellung zur Natur geändert. Als ich noch ein Kind war, Mitte bis Ende der 70er Jahre, war es in Deutschland beispielsweise völlig normal, seinen Müll im Wald abzuladen.
Es war zwar verboten, aber

Weitere Kostenlose Bücher