Made in Germany
trotzdem normal. Der Pessimist sagte: „Eine Schande – der Wald ist voller Abfall.” Der Optimist sagte: „Wie herrlich: Auf der Mülldeponie leben Rehe!”
Im Herbst kam es vor, dass sich mitten im Wald Pilzesucher und Sperrmüllsammler gegenseitig den Weg abschnitten! Es lagen so viele verrottete Kühlschränke und Waschmaschinen im Wald, dass viele Rehe schon mit zwei Jahren lesen konnten – aber nur die Worte „Miele” und „Bosch”! Wenn man mitten im Wald einem ungepflegten zottelbärtigen Kauz begegnete, dann
war das nicht Rübezahl, sondern einer der Ludolfs auf der Suche nach einem Anlasser für einen 84er-Kadett!
Heute wissen wir, dass die Natur unseren Dreck nicht unbegrenzt aufnehmen kann. Darum gehen wir vorsichtiger mit unseren Ressourcen um. Die Wälder sind deutlich sauberer als vor 20 Jahren. Im Rhein kann man wieder schwimmen, ohne danach vor lauter Chemikalien im Dunklen zu leuchten. Und wer heute noch so richtig schädliche Abgase einatmen will, der muss raus aus den Umweltzonen der Innenstädte und sich auf dem Land hinter einen alten ungefilterten Diesel-Trecker stellen.
Andere Länder tun sich wesentlich schwerer mit ihren Müllproblemen. Die Malediven sind dafür ein gutes Beispiel: Auf den 1087 meist kleinen Inseln hauste bis vor ein paar Jahrzehnten nur eine Handvoll freundlicher Insulaner, die von Hirse, Süßkartoffeln und Fischen lebte und kaum Dreck machten.
1972 besuchte die erste europäische Reisegruppe die Trauminseln und brachte zwei westliche Errungenschaften mit auf die Atolle: Dollars und Müll. Während die Malediver für die Dollars immer ein geeignetes Plätzchen
fanden, wuchs ihnen das Müllproblem über den Kopf.
Auf den kleinen Inseln konnten sie ihn nicht lassen – denn dort störte er die Touristen. Also erklärten sie die Insel Thilafushi zur Müllinsel und versuchten, dort allen Abfall zu deponieren. Was für eine absurde Idee! Sylt, Norderney und Wangerooge wissen nicht wohin mit dem Abfall? Sie erklären Juist zur Müllinsel und schütten den ganzen Mist zwischen Kurhaus, Jugendherberge und Inselbücherei! Das kann nicht gutgehen!
Malediven 2011
Malediven 2025
Im Meer versenken konnten die Malediver den Müll auch nicht – denn auch dort störte er die Touristen. Schließlich kam und kommt ein Großteil der Gäste zum Schnorcheln und Tauchen dorthin. Die Malediver machten es trotzdem und versenkten erhebliche Müllmengen direkt vor ihren traumhaften, weißen Sandstränden. Die Tauchgäste ließen sich davon allerdings bis heute nicht ihren Traumurlaub vermiesen: Abends am All-Inclusive-Büffet berichten sie aufgeregt davon, dass sie im Hausriff sechs Manta-Rochen, einen Katzenhai, zwei Meeresschildkröten und drei Perwoll-Flaschen gesichtet haben.
Einige Malediven-Inseln verlangen von ihren Gästen sogar, den Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. Das ist kein Witz: Man sammelt wochenlang seine Bierdosen, Einwegflaschen und Chipstüten in einem blauen Sack, und das ganze Zeug fliegt nach Urlaubsende zurück mit nach Deutschland. Wer sagt denn, dass Urlaubsmitbringsel immer handgearbeitete Muschelketten oder Batiktücher sein müssen? Auch eine leere Redbull-Dose kann mehr sagen als tausend Worte!
Deutschland ist zum Glück schon länger auf dem Umwelttrip. Spätestens seitdem am 13. Januar 1980 in Karlsruhe die Grünen an den Start gingen, hat sich in den Köpfen der Menschen viel getan. Der letzte Schrei sind seit ein paar Jahren die sogenannten Umweltzonen: In vielen Innenstädten dürfen nur noch Autos fahren, die eine bestimmte Abgasnorm erfüllen. Die alten Stinker müssen draußen bleiben.
Ich halte die Umweltzonen für keine gute Idee. Denn die alten Dreckschleudern gibt es ja weiterhin – nur halt nicht mehr in den Innenstädten. Dafür fahren sie auf dem Land rum. Dann lesen wir im Eifeler Provinzboten demnächst:
„In Eifeldorf Ramscheid bei Hollerath bei Hellenthal wurde gestern Smogalarm ausgerufen, weil Bauer Vermöhlen in seinem 91er-Ford Scorpio V6 und Bauer Schmitz in seinem 87er-Citroën CX GTI Turbo II gleichzeitig vom Hof fuhren.”
Im Gegenzug dazu ist in der Innenstadt von Essen, Bochum, Duisburg und Hamm die Luft wieder so gut, dass die ersten Bergleute mit Sauerstoffschock ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen.
Dafür bin ich ein großer Fan der Mülltrennung – „Mülltrennung”, oder wie Lothar Matthäus sagt: „Scheidung”.
Ich habe zu Hause fünf Tonnen: gelbe Tonne, Papier, Kompost, Sondermüll
Weitere Kostenlose Bücher