Madita
sie be-
schämt und gleichzeitig voller Bewunderung. Was hat sie doch für eine mutige und unternehmungslustige Schwester!
»Was denn für ’n Sklavenhändler?« fragt Lisabet. »Ach, das 164
spielen wir doch jetzt nicht mehr. Aber ich hab von Abbe
Zuckerkringel gekriegt, ätsch Pustekuchen, und du nicht!«
Madita starrt sie an.
»Abbe! Hat Abbe dich aus dem Brunnen geholt?«
Lisabet sieht gebannt auf den Branntweinfluß, sie hört Madita kaum zu.
»Das sind die allerschönsten Bilder, die ich je im Leben gesehen hab«, versichert sie.
»War es Abbe?« fragt Madita weiter.
»Klar! Und Zuckerkringel hab ich auch gekriegt. Madita, weißt du was? Wenn ich mal in den Branntweinfluß falle, dann
schwimme ich mit fünf Stößen an Land, denn fünf Stöße kann ich, das weißt du doch!«
»Ja, das weiß ich«, sagt Madita. »Du bist ja so tüchtig, Lisabet.
Aber Abbe ist ein Schuft!«
Es ist Abend auf Birkenlund, und das rote Haus am Fluß
schläft. Soeben ist die Sonne untergegangen, schon dämmert es zwischen den Birken, eine bläuliche Dämmerung, denn es ist ja Frühling. Jetzt schimmern die Narzissen am allerweißesten, jetzt duften sie am stärksten, und jetzt stehen die Birken unter dem kühlen, klaren Frühlingshimmel am al erlieblichsten da in ihren zarten, grünen Schleiern. Und jetzt ist es still.
Soeben war die Luft noch voller Vogelsang, aber jetzt schlafen alle Vögel in ihren Kästen und Nestern.
»Schön ist der Abend,
friedlich und still«,
singen Madita und Lisabet. Wenn man sich unter das Kinder-zimmerfenster stellt, kann man es hören. Und wirklich, dort steht jemand und hört zu. Ein magerer Junge mit einem strup-pigen, hellen Schopf, der im Dunkeln förmlich leuchtet. Hinter 165
einem Goldregenbusch versteckt, steht er dort und lauscht wie schon oft des Abends... Abbe hört so gern Gesang. Niemand weiß, daß er dort steht, und gleich wird er wieder auf leisen Sohlen verschwinden, sehr behutsam, um die Narzissen nicht niederzutreten. Der hochwohlgeborene Abbe, der Sklavenhändler Mustafa al Akmar, ist ein guter Junge.
»Schön ist der Abend,
lieblich und still«,
singt Lisabet noch immer, obwohl Mama und Papa schon gute Nacht gesagt und die Tür geschlossen haben. Aber plötzlich hört sie auf.
»Madita«, sagt Lisabet, »darf ich zu dir ins Bett?«
»Ja, du darfst«, sagt Madita.
Auf kalten Füßen tapst Lisabet geschwind hinüber zu Maditas Bett.
»Darf ich in deinem Arm liegen?« fragt Lisabet.
»Ja, du darfst. Natürlich darfst du das!«
Oh, wie ist das alles wunderbar, denkt Madita. Glücklich ist sie, glücklich! Glücklich darüber, daß Lisabet in ihrem Arm liegt, daß sie ihre Schwester ist und daß sie auf Birkenlund ist und nicht etwa in der Gewalt eines niederträchtigen Sklavenhändlers.
Madita hält Lisabet fest im Arm.
»Lisabet, du darfst nie, nie von mir fort!«
»Nein, überhaupt nie«, versichert Lisabet. »Hauptsache ist, daß wir beide überhaupt mal zusammen sind.«
Draußen wird der Frühlingshimmel immer dunkler. Dunkel ist es nun auch in allen Winkeln des Kinderzimmers, aber es ist eine freundliche Dunkelheit, findet Madita. Es ist ihre und Lisabets freundliche Dunkelheit, und das ist schön.
»Madita«, sagt Lisabet und steckt ihre kalten Füße unter Maditas Beine. »Erzähl mir was von Spuk und Gespenstern!«
Astrid Lindgren
die „bekannteste Kinderbuchautorin der Welt" (DIE ZEIT), ist mit zahlrei-chen Preisen ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Friedenspreis des Deut-schen Buchhandels, dem Internationalen Jugendbuchpreis - der Hans-Christian-Andersen-Medaille -‚ der Großen Goldmedaille der Schwedischen Akademie und dem Schwedischen Staatspreis für Literatur.
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