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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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und ihre Familie sich von der Kunst des Spitalarztes Heilung erhoffte.
    »Ich sage dir«, murmelte Mechthild jetzt mit gesenkter Stimme, »wenn Gebete allein gegen Krankheit und Dummheit helfen würden, wäre diese Frau nicht nur kerngesund, sondern eine Anwärterin auf den Doktorstuhl!«
    Katharina unterdrückte ein Schmunzeln. »Geht es ihr inzwischen ein bisschen besser?«
    Mechthild zuckte die Achseln. Dann sann sie nach und schlug sich mit einer spöttischen Geste vor die Stirn. »Ist es zu glauben! Da habe ich stundenlang am Bett dieser Frömmlerin gehockt und kann dir diese Frage ums Verrecken nicht beantworten!«
    Katharina konnte sich vorstellen, wie quälend dieser Krankenbesuch für ihre Mutter gewesen sein musste. Auch unter ihren eigenen Patientinnen, die sie in ihrem Haus pflegte, gab es einige überaus fromme Heuchlerinnen. Katharina richtete ihren Gedanken auf Frederike. Die Frau gehörte einer sehr – sehr! – reichen Familie an. Und offenbar stand sie auf dem Standpunkt, dass sich Reichtum in körperlicher Fülle zeigen musste.
    Katharina verzog das Gesicht. »Ich würde vermuten, dass ihre Beine besser werden, wenn sie sich endlich dazu durchringen könnte, eine strenge Diät einzuhalten.«
    Mechthild winkte ab. »Die doch nicht!«
    Hinter ihnen im Kirchenschiff klappte eine Tür. Ein kühler Luftzug wehte herein und strich Katharina über die im Nacken zu einem Knoten gesteckten Haare. Fröstelnd drehte sie sich um, in der Annahme,der alte Mann sei aufgestanden und gegangen. Doch er saß wie zuvor in seiner Bank, mit dem einzigen Unterschied, dass er jetzt die Augen geschlossen hatte.
    Stattdessen kam ein Mann durch den Mittelgang der Kapelle nach vorne gehumpelt, der Katharina innerlich aufseufzen ließ.
    »Darum also hast du mich hergebeten?«
    Sie schaffte es gerade noch, ihrer Mutter dies zuzuzischen, bevor der Mann sie erreichte und Katharina freundlich anstrahlte. »Katharina! Tochter! Gut seht Ihr aus!« Er sprach jedes Wort mit einem hörbaren Ausrufezeichen dahinter. Er war ein kleiner, rundlicher Mann, dessen Kopf aus einer ganzen Reihe Speckrollen emporwuchs, die sein Kinn bildeten. Obwohl seine Augen tief in seinem runden Gesicht lagen, hatten sie einen lebhaften, funkelnden Ausdruck. Auf Katharina wirkte Dr. Jakob Spindler stets so, als habe er sich eben erst am Sahnetopf vergriffen – und die verbotene Speise mehr als genossen.
    Sie neigte den Kopf. »Ich danke Euch, Doktor.« Spindler war Priester an Heilig-Geist, einer von sechsen, die die vielen Zustiftungen des Spitals gewöhnlich unterhielten. Und seitdem Mechthild in dem Spital wohnte, war er erst ihr Beichtvater geworden – und, auf ihr energisches Betreiben hin, schließlich auch der von Katharina.
    Wie jedes Mal, wenn er sie sah, schien sich Spindler vor Begeisterung zu überschlagen. »Ich freue mich, Euch hier zu sehen!« Auffordernd schaute er zu dem Beichtstuhl, aber Katharina machte seinem Ansinnen sofort einen Strich durch die Rechnung.
    »Ich bin heute nicht zum Beichten da«, sagte sie bestimmt.
    Spindler blinzelte. Dann nickte er. Er wirkte nicht im mindesten enttäuscht. »Natürlich nicht.« Sein Blick huschte über die Madonnenstatue in ihrer Nische. Gewöhnlich ehrte er die Muttergottes mit einem Knicks, doch heute beließ er es dabei, ihr leicht zuzunicken. Mit einem leisen Stöhnen setzte er sich neben Katharina, so dass sie sich jetzt zwischen ihm und ihrer Mutter befand.
    Wie eingepfercht. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge, bei denen sie sicheren Boden unter den Füßen verspürte. »Euer Humpeln ist noch nicht besser«, sagte sie und deutete auf Spindlers rechte Hüfte. Er humpelte schon seit mehreren Wochen.
    Ergeben zuckte er die Achseln. Die Kleidung, die er trug, ähnelteeinem dunkelgrauen Mönchshabit, auch wenn er kein Ordensgelübde abgelegt hatte. »Gott prüft mich diesmal eben besonders gründlich.«
    Katharina produzierte ein missbilligendes Zischen, und Spindler lachte. »Ich weiß, dass ich Euren Ehrgeiz als Heilerin herausfordere, Kind! Aber glaubt mir: Es ist nicht nötig, dass Ihr Eure Fähigkeiten an mich verschwendet. Der Herrgott wird es schon wieder richten.« Er klopfte sich auf die Hüfte und hielt kurz inne. Katharina war sich sicher, dass der Schmerz ihn überwältigte, aber er lächelte sie tapfer an, und so beschloss sie, es dabei zu belassen.
    »Meine Mutter hat mich hierhergebeten«, sagte sie und warf Mechthild dabei einen strengen Blick zu.
    »Sie hat mir von

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