Madru
machte ein besorgtes Gesicht und lachte gleich wieder. »Einen Augenblick nur Geduld. Wir werden gleich sehen.«
Der Zug begann sich zu formieren. Einmal sah Madru auch Alissa. Sie war von einer Gruppe von Leuten umgeben, die zu harmlos taten, um keine Aufpasser zu sein. Sie winkte, rief ihm etwas zu. Er verstand es nicht. Sie wurde abgedrängt.
Einen Augenblick blieb er stehen und lächelte vor sich hin. Allein die Vorstellung, daß sie dort drüben ging, machte ihn glücklich. Er reihte sich unter die Scholaren ein.
Die Miliz gab den Torweg frei. Selbstbewußt betrat der Fürst des Waldes mit seinem Hofstaat die Große Halle. Das Gesicht der Fürstin sah wieder einmal wie eingefroren aus. Madru dachte daran, daß er kaum etwas über sie wußte, außer, daß sie wahrscheinlich konspirierte, um ihn beseitigen zu lassen. Die drei Töchter gingen hinter dem Paar. Alissa sah Madru an, als könnten sie sich so verständigen. Dann kamen Ase und der Erzdruide. Dieser fingerte nervös an seinen gezwirbelten, dünn auslaufenden Schnurrbartspitzen. Vielleicht doch ein Umsturz, dachte Madru. Um den Hofstaat wimmelte eine Schar Druiden. Diese langen Gewänder, die m Staub schleiften, und wo nahmen sie eigentlich immer die Mispeln her für ihren Kopfschmuck?
Die Miliz achtete streng darauf, daß noch keiner der Freisassen mit in die Halle gelangte. Kaum hatten die Scholaren die Schwelle des Osttors überschritten, da kam der Zug zum Stehen.
»Nun wird man ja hören«, flüsterte Padur neben Madru. Madru meinte zu spüren, wie jeder den Atem anhielt. Nicht einmal eine Waffe habe ich bei mir, dachte er, und sein nächster Gedanke war, daß sie ihm im Fall eines Putsches auch nichts helfen würde. Bis zu Alissa durchzukommen und sie zu schützen, war nicht mehr als ein frommer Wunsch. Dann kam Guhs näselnde Stimme: »Wir freuen uns, hiermit kund und zu wissen zu tun, daß der letzte Segensbaum gut angewachsen ist.«
Heuchler sterben auch, dachte Madru. Die Nachricht pflanzte sich bis nach draußen unter die Freisassen fort. »Gut angewachsen!«
Es war zu merken, daß ein Mißtrauen blieb.
»Betrug!« hörte Madru hinter sich einen der Scholaren sagen, »mit eigenen Augen gesehen hab ich's. Alle Bäume verdorrt« »Hüte deine Zunge!« rief ein anderer lauter.
»Es geht nichts über einen tüchtigen Gärtner«, sagte Padur leise vor sich hin. »Werden wir einmal diesem Humbug ein Ende machen? Wie siehst du das, Madru?«
»Große Erwartungen«, sagte der und dachte: Noch bin ich nicht Fürst.
Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Sie schritten auf d Wäldchen zu. Die Tännchen sahen frisch und gesund aus. »Unglaublich! « sagte jemand. »Was lassen wir uns denn noch bieten Auch nicht undenkbar, daß Guh hinter den Scholaren steckt dachte Madru.
Vor dem versteinerten Baum mit den beiden Inschriften standen der Fürst, der Erzdruide und Ase. Madru trat vor. Ein Basiliskenblick traf ihn aus den Augen des Erzdruiden, als dieser sah, daß Madru auf Ase zuging, vor ihm niederkniete und sagte: »Ich wähle den Weg des Waldes.«
Wie das Zeremoniell verlangte, fragte Ase zurück: »Bist du auch sicher und gewiß?«
»Ich habe mich geprüft.«
Nach ihm trat Padur vor Ase hin und gab seine Wahl für den Weg des Waldes bekannt. Nachdem alle Scholaren sich erklärt hatten, ließ man die Freisassen und Sklaven herein. Im Nu war die Halle voller Menschen. Den meisten war es darum zu tun, das Wäldchen mit den Segensbäumchen selbst in Augenschein zu nehmen. Dort kam man nur bis auf fünf Schritt heran.
Eine Hand legte sich auf Madrus Schulter. »Ich gratuliere dir, du eigensinniger Kerl!« sagte jemand. Es war Bator.
»Verzeih, daß ich nicht nach deinen Wünschen gewählt habe.« Bator zuckte die Schultern. »Jeder ist in seiner Wahl frei«, sagte er großzügig. »Ich nehme es dir nicht weiter übel. Aber den Erzdruiden hast du dir so bis ans Grab zu deinem Feind gemacht.« »Was ist mit den Bäumen?« fragte Madru.
»War etwas damit?« Bator hob die Braue. »Jetzt ist doch alles in Ordnung?«
»Die Leute waren aufgebracht. Man hörte schlimme Gerüchte. Einer von den Scholaren will gesehen haben ...«
»Will oder hat?« unterbrach ihn Bator. »Ich frage mich, wie die Leute in die Große Halle gekommen sind. Wer hat ihnen das Osttor geöffnet?«
»Stimmt das, was man so redet?«
Der Fürst beugte sein Gesicht nahe an Madru heran. »Ich stehe vor einem Rätsel. Gestern abend habe ich wie immer einen Gärtner
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