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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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zweiten Feiertag kam Biersuppe auf den Tisch, zu der man das Gebräu noch mit besonderen Kräutern versetzte. Eine Wolke von Bierdunst lag dann über der Siedlung. Und zum Schlittenrennen ging man an diesem Tag. Am dritten Feiertag aß und trank man noch einmal üppig und sah sich, sobald es dunkel geworden war, die feurigen Räder an, die man zum Zeichen, daß der Winter schon besiegt war, zu Tal rollen ließ.
    Die Fürstin und ihre drei Töchter waren für die Festtage in die Fürstensiedlung zurückgekehrt. Man munkelte, daß das Fürsten paar von nun an wieder zusammenleben wolle, was begrüßt worden wäre. Man hätte auch gern gewußt, wen der Sternensohn heiraten werde. Summende Nervosität hing über der Siedlung. Viele Gäste waren von weit her angereist, um mitzuerleben, wie die Scholaren ihren Weg wählten. Die Festvorbereitungen verliefen wie immer, und doch war etwas anders als sonst. Ein Schatten fiel auf alles, ohne daß man zu sagen vermocht hätte, was es war, das den Schatten warf.
    Der erste Feiertag war der Tag des Zeremoniells. In Begleitung seines Hofstaates und einer großen Schar von Druiden zog der Fürst des Waldes in die Große Halle ein, um den beim letzten Fest wieder eingepflanzten Segensbaum zu betrachten. Es war der Erzdruide, der darüber zu befinden hatte, ob der Zustand des Baumes als sehr gut, gut oder schlecht zu bezeichnen sei.
    Hinter dem Hofstaat zogen die Scholaren ein. Sie traten einzeln vor den versteinerten Baum hin, beugten die Knie und erklärten, für welchen der drei Wege sie sich entschieden hatten.
    Madru hatte lange geschwankt, bis er seine Entscheidung getroffen hatte. Schließlich schien es ihm ganz selbstverständlich, sich für den »Weg des Waldes« zu entscheiden. Sein Bilderspiel hatte ihm bestätigt, daß er so richtig wählte. Wieder und wieder war er von Kameraden nach seiner Wahl gefragt worden. Er hatte immer geantwortet, die paar Stunden bis zum Fest würden sie doch wohl noch warten können. In der letzten Nacht schlief er schlecht. Am Morgen steckte er sich einen Tannenzweig in den Gürtel und ging, ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben, hinüber in die Halle. Es war Sitte, daß man zum Zeremoniell nüchtern kam. Danach wurde desto ausschweifender gegessen und getrunken. Vor dem Osttor hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Die Leute gestikulierten, schienen bestürzt. Von einem Unglück, einem bösen Omen hörte Madru. Keiner wußte etwas Bestimmtes. Er bahnte sich mit seinem Schwarzen Stab einen Weg. Den Zugang zum Tor sicherte Miliz, die ihre Lanzen in Gürtelhöhe hielt und so eine Schranke bildete. Madru suchte nach Padur. »Was geht hier vor?« fragt er, als er auf den Freund stieß.
    »Sie haben das Tor eingedrückt ... zeitig am Morgen. Neugierige, die es nicht abwarten konnten. Das ganze Wäldchen der Segensbäume drinnen soll verdorrt sein.«
    »Unmöglich«, sagte Madru. Er erinnerte sich daran, daß ihm Bator einmal erzählt hatte, wenn die Bäume am Abend zuvor einen matten Eindruck machten, lasse er in der Nacht vor dem Zeremoniell einfach frische Bäume pflanzen. Ihm war das zynisch vorgekommen, aber Bator hatte ihm klarzumachen versucht, daß es vor allem darauf ankomme, das Volk ruhig zu halten und in Sicherheit zu wiegen.
    »Die Leute wollen hinein«, sagte Padur, »die Miliz hält sie zurück. Wann hat es das je gegeben? Und warum, wenn es nichts zu verbergen gibt?«
    »Vielleicht hat da Guh seine Finger im Spiel«, sagte Madru, »dem käme ein schlechtes Omen vielleicht gerade recht.«
    »Das halte ich durchaus für möglich«, erwiderte Padur, »weißt du, was man sich erzählt?« Er dämpfte die Stimme: »Ich habe Gerüchte gehört, Guh wolle zusammen mit der Fürstin die Macht übernehmen.«
    »Möglich ist alles.«
    »Vielleicht, daß wir uns unter diesen Umständen doch besser davonmachen sollten?«
    »Ach, Junge«, sagte Madru, der guter Laune war, »und wer fährt morgen das Schlittenrennen mit?«
    »Wenn es morgen überhaupt noch ein Schlittenrennen gibt«, sagte Padur und deutete auf die Miliz, die alle Mühe hatte, die andrängenden Leute aufzuhalten.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Der Fürst und sein Gefolge kamen. Bator gab sich gut gelaunt. Wozu die Aufregung? Man möge sich zum Festzug aufstellen. Nach dem Hofstaat die Scholaren, dann alle übrigen.
    »Die Segensbäume!« schrien die Leute.
    »Was ist mit den Bäumen?« fragte Bator gelassen.
    »Verdorrt sollen sie sein, Herr!«
    »Verdorrt?« Er

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