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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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gegangen war, schlenderte jemand auf ihn zu und fragte, ob er schon einen Bremser habe. Die Stimme des Fragenden klang merkwürdig brüchig. Der Blick, aus den Sehschlitzen der Kappe hervor, gefiel Madru.
    »Versuchen wir's miteinander«, sagte Madru. »Wie heißt du?« Irgendein Name wurde genannt, den er aber auch sofort wieder vergaß.
    »Schnell oder langsam?« fragt der andere.
    »Zügig«, sagte Madru.
    Als sie abstießen, hatte er ein merkwürdiges Gefühl, ein vager Verdacht, daß mit dem Bremser etwas nicht stimme, überkam ihn. Unsinn, sagte er sich, Katastrophenphantasien.
    Sie kamen gut in Fahrt und gingen sicher durch die ersten schwierigen Kurven. Das Tempo nahm zu. Madru genoß das Gefühl der Leichtigkeit.
    Er pflegte immer vom Start weg zu zählen; wenn er sich nicht täuschte, war dies eine sehr rasche Fahrt. Der andere Schlitten war hinter ihnen. Sie überfuhren eine Strecke mit vielen kleinen Erhebungen und wurden langsamer. Madru legte sich weit nach hinten zurück.
    »Schneller ... Mut!« schrie er seinem Bremser zu, weil der Schlitten holperte und sprang, und er fürchtete, das könne den anderen veranlassen abzubremsen. Das Tempo nahm wieder zu. Mutwillen überkam ihn.
    »Noch schneller! «
    Sein Kopf lag jetzt auf der Brust dessen, der hinter ihm saß. Er versuchte, dem anderen in die Augen zu schauen. Überall sehe ich Alissas Augen, dachte er. Aber dann wußte er, daß es Alissa war, und er dachte, wie merkwürdig, daß ich sie nicht erkannt habe, als sie mich fragte, ob wir miteinander fahren wollen. Er spürte, wie ihre Arme, mit denen sie seinen Körper umspannt hielt, fester zupackten. Es war ein angenehmes Gefühl von Lust, dem er sich hingab. Für einen Augenblick war er unaufmerksam. Das rächte sich sofort. Der Schlitten brach nach links aus. Er steuerte gegen, aber viel zu stark. Mit großer Wucht schossen sie über den Rand der Bahn. Sie hingen gewissermaßen noch in der Luft, als unter ihnen ihr Konkurrent vorbeipreschte. Ein splitterndes Knacken. Um sie stob der Schnee.
    Madru lag auf dem Rücken. Er sah den zerbrochenen Schlitten. Er sah Alissa hinter sich im Schnee sitzen und ihn erstaunt ansehen Sie stand auf und nahm ihre Rodelkappe ab.
    »Hals- und Beinbruch«, sagte er und rappelte sich auch hoch. Da der Schlitten kaputt war, ärgerte ihn.
    »Tut mir leid«, sagte sie, »ich hätte zu gern mit dir gewonnen.« »Du bist hier«, sagte er kopfschüttelnd.
    »Ich mußte dich sprechen«, sagte sie, »es ging einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. In diesen Kappen sehen wirklich alle gleich aus.«
    Er stampfte durch den Schnee auf sie zu und schloß sie in die Arme. Dann erzählte er ihr, wie er gestern den ganzen Nachmittag und Abend nach ihr gesucht hatte.
    »Ich war eingesperrt«, sagte sie, »sie ließen nicht einmal Mola zu mir. Ohne Mola kein Zauber. Meine Künste sind mäßig. Es war schön, dich neulich zu sehen. Hast du begriffen, um was es ging?« »Was ist mit dem Mann, der aussieht wie ich?«
    »Er soll dich umbringen. Und dann werden sie ihn an deine Stelle treten lassen.«
    »Sie müssen verrückt geworden sein«, sagte Madru, »lange würden sie die Leute so nicht täuschen können.«
    »Wenn der Fürst und du beseitigt sind ... wer könnte ihnen noch gefährlich werden?«
    »Du«, sagte er, »du bist viel mehr gefährdet als ich.«
    »Du weißt doch ... die Töchter des Fürsten kommen nicht auf den Thron.«
    »Du bist vorhin wie ein Junge gefahren«, sagte Madru und betrachtete sie von Kopf bis Fuß.
    »Willst du Beweise, daß ich keiner bin?«
    »Bei dem Kostüm damals hatte man keine Zweifel. Und an dies und jenes kann ich mich noch erinnern. Wie ist das eigentlich zugegangen … damals beim Tanz in der Großen Halle? Ich bin nicht ganz klug daraus geworden.«
    »Mola hat die Zeit eine halbe Stunde angehalten.«
    »Ich wollte immer, daß sie ein Rendezvous mit dir vereinbart. Aber sie vertröstete stets wieder und sagte, die Zeit sei noch nicht da.«
    »Sie hat recht ... heute habe ich dich zum zweiten Mal gewählt.« »Und beim dritten Mal?«
    »Bist du schon ungeduldig?«
    Er überlegte, was er ihr sagen sollte.
    »Ich sehe es dir an. So muß es sein. Es gefällt mir.«
    »Um noch mal von der anderen Sache zu reden«, sagte er, »es stimmt also, daß der Erzdruide sich zum Fürst des Waldes ausrufen lassen und deine Mutter heiraten will?«
    »Die Tiere sprechen davon.«
    »Und was sagen sie noch?«
    »Sie sind unruhig. Die Segensbäume in der Großen

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