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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Karnofsky
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vorbeigegangen.
    Perón kam zudem in ein zutiefst gespaltenes Land zurück, und auch die peronistische Bewegung hatte sich in einen linken und einen rechten Flügel gespalten. In der Hoffnung, der alte »Führer« könne die divergierenden Gruppen noch einmal versöhnen, trat Cámpora zurück und rief Neuwahlen aus. Der bereits gesundheitlich angeschlagene Perón schlug daraufhin seine Frau Isabel als Kandidatin für das Vizepräsidentenamt vor. Wie das geschehen konnte, ist vielen Argentiniern bis heute unerklärlich. Neben der Hoffnung, auf diese Weise weitere parteiinterne Auseinandersetzungen umgehen zu können, gaben vermutlich die noch immer strahlende Aura Evitas undderen wichtige Rolle für den Peronismus den Ausschlag. Jedenfalls widersetzte sich niemand offen dem Vorschlag, Isabel als Vizekandidatin zu nominieren, und der 78-jährige Perón und seine junge Frau gewannen die Wahlen mit absoluter Mehrheit. Am 12. Oktober 1973 übernahm das Ehepaar Perón die Macht in Argentinien, wurde jedoch bereits zwei Tage später durch die Ermordung eines ihnen nahestehenden Gewerkschaftsführers durch die peronistische Guerillabewegung
Montoneros
herausgefordert. Perón versuchte daraufhin, die Linksperonisten und die Jugendbewegung zu entmachten, förderte damit aber nur die Polarisierung des Landes und der Partei. Auch die Inflation bekam er nicht in den Griff, und als er im April 1974 starb, trat Isabel als Vizepräsidentin ein problematisches Erbe an, dem sie sich nicht gewachsen zeigte. Sie verließ sich immer stärker auf ihren engsten Vertrauten José López Rega, wie sie ein Esoteriker, den sie auf ihrer Argentinienreise 1965 kennengelernt und zu ihrem Privatsekretär gemacht hatte. Gerüchte über ein intimes Verhältnis mit diesem scheinen aber frei erfunden zu sein. López Rega, der offiziell nur ein Ministeramt bekleidete, avancierte zum starken Mann in der Regierung, der sowohl die Außen- als auch die Innenpolitik dominierte. Vor allem aber gilt er als der Mitbegründer der sogenannten
Triple A
(Argentinische Antikommunistische Allianz), einer paramilitärischen Organisation, die begann, die vorwiegend im linken Spektrum angesiedelten Gegner der Regierung zu ermorden. Zahlreiche Journalisten, Künstler, Intellektuelle und Gewerkschafter fielen durch sie schon vor dem Militärputsch der staatlich tolerierten Repression zum Opfer.
    Die Gewalt von beiden Seiten begann zu eskalieren. Im November 1974 rief die Präsidentin den Ausnahmezustand aus, der bis zum Ende der Militärdiktatur 1983 in Kraft blieb. Im Februar 1975 erließ sie ein Dekret, das das Militär autorisierte, die im Norden des Landes operierende, an der kubanischen Revolution orientierte Guerillagruppe
Ejército Revolucionario del Pueblo
(ERP, dt.: Revolutionäres Volksheer) zu bekämpfen.Zwar ging vom ERP bald keine wirkliche Gefahr mehr aus, doch das Militär stilisierte sich immer stärker zum »Retter des Vaterlandes«.
    Auch die Wirtschaft und dadurch die Beziehung zu den Gewerkschaften geriet aus dem Gleichgewicht und Isabel Perón immer mehr in die politische Isolation. Sie versuchte, das Ruder noch einmal herumzureißen, indem sie das Kabinett umbildete und López Rega, der in der Zwischenzeit zu einem der meist gehassten Politiker Argentiniens geworden war, als Botschafter nach Spanien abschob, doch vergebens. Seit Tagen pfiffen die Spatzen von den Dächern, was dann am 24. März 1976 schließlich eintrat: Das Militär putschte, und eine Junta der Oberkommandierenden der drei Teilstreitkräfte übernahm die Macht im Land. Es folgte die schlimmste Militärdiktatur, die Argentinien je erlebt hatte, vielleicht die schlimmste in ganz Lateinamerika. Und Isabel Perón war ihre Wegbereiterin gewesen.
    Die meisten peronistischen Politiker, auch solche, die eher dem rechten Flügel zuzuordnen waren, wurden verhaftet und viele von ihnen »verschwanden« auf Nimmerwiedersehen während des »schmutzigen Krieges« der Militärs. Die gestürzte Präsidentin wurde zunächst auf einem abgelegenen staatlichen Landgut unter Hausarrest gestellt. Später machte man ihr in Buenos Aires wegen Korruptionsverdacht, nicht aber wegen politischer Vergehen den Prozess. In der Haft wurde sie offenbar gut behandelt. Nachdem sie zwei Drittel der Strafe verbüßt hatte, entließen die Militärs sie 1981. Isabel weigerte sich nach ihrer Freilassung, die peronistischen Parteiführer zu empfangen und ging beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit nach Madrid zurück, wo

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