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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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dann verfielen alle erneut in hektisches Treiben. Die Hörmuscheln der Telefone schepperten auf ihren kerzenhalterartigen Ständern, während die alten Schellen in deren Innerem mehr ratterten als klingelten. Die Boten liefen kreuz und quer zwischen den Schreibpulten herum, und sämtliche Offiziere fingen gleichzeitig wieder zu reden an.
    Aber die Boten kamen nicht dazu, Dame Primus ihre hastig aufs Papier geworfenen Mitteilungen zu überbringen. Sie hielt eine Hand hoch, winkte sie zurück und durchmaß mit den Marschällen im Schlepptau den Raum, um Arthur zu begrüßen.
    »Lord Arthur, ein äußerst günstiger Zeitpunkt für dein Erscheinen! Ich hoffe, du hast gelernt, dass man keine Geschenke von fremden Besuchern annimmt?«
    Es dauerte einen Moment, bis Arthur klar wurde, dass Dame Primus sich auf das Päckchen bezog, das er von einer Dienerin Freitags entgegengenommen hatte; darin war eine Transferplatte gewesen, die sich in dem Moment, als er das Päckchen berührte, aktivierte und ihn ins Mittlere Haus brachte. Er hatte ganz vergessen, dass er Dame Primus seither nicht gesehen hatte – zumindest nicht alles von ihr. Er hatte Teil Fünf des Vermächtnisses gefunden, den er ziemlich mochte und von dem er gehofft hatte, er würde ihren Charakter bereichern und abrunden, indem er den dringend benötigten gesunden Menschenverstand beisteuerte. Teil Fünf war offenbar in Dame Primus aufgenommen worden, denn was Arthur zuerst für einen halblangen Umhang gehalten hatte, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als ein Paar zarter, halb durchsichtiger Flügel, wie sie das Fledermauswesen in der Inneren Finsternis des Mittleren Hauses gehabt hatte.
    »Nächstes Mal bin ich schlauer«, versicherte er. »Aber jetzt muss ich wissen, was hier los ist. Ist das Untere Haus wirklich zerstört?«
    »Abgesehen vom Tiefen Kohlenkeller ist das Untere Haus komplett verloren«, bejahte Dame Primus seine Frage. »Das Gleiche gilt für die Fernen Weiten, und nach wie vor brandet das Nichts gegen unsere Verteidigungen an. Nur die Schlüssel können das Gefüge des Hauses stärken, und wir werden an zu vielen Fronten bedroht, als dass ich mich um alles selbst kümmern könnte. Wenn du den Fünften Schlüssel zum Mittleren Haus mitnimmst und das Bollwerk dort verstärkst, dann gehe ich hier zu den Grenzbergen und baue sie auf –«
    »Immer langsam!«, fiel Arthur ihr ins Wort. »Wie ist das überhaupt passiert? Und wo ist die Armee des Pfeifers? Kämpfen wir immer noch gegen Neunichtse?«
    »Wirklich, Lord Arthur, wir haben keine Zeit zu verlieren!«, sagte Dame Primus. »Die Armee des Pfeifers hat sich zurückgezogen und ist augenblicklich nicht mehr von vordringlicher Bedeutung. Die Grundfesten des Hauses zu stützen hingegen schon, und nur du und ich können diesbezüglich etwas tun –«
    »Was ist mit Samstag?«, unterbrach Arthur sie erneut. »Was führt sie im Schilde? Warum will sie den Untergang des Hauses, und was werden wir gegen sie unternehmen? Ich werde nirgendwo hingehen, bis Sie oder sonst wer mir alles gesagt haben, was ich wissen will!«
    Dame Primus ragte über ihm auf. Obwohl er gewachsen war, war sie noch wesentlich größer und blickte mit zusammengekniffenen Augen und missfällig geschürzten Lippen auf ihn herab. Arthur verspürte das dringende Bedürfnis, einen Schritt zurückzuweichen und sogar auf die Knie zu sinken in Ehrfurcht vor ihrer schrecklichen Schönheit und Autorität. Stattdessen zwang er sich, einen Schritt nach vorn zu machen und ihr direkt in die fremdartigen Augen zu schauen, in die finsteren Pupillen mit der rosafarbenen Iris. Vom Scheitel bis zur Sohle verkörperte sie das Vermächtnis der Architektin, und Arthur wusste, wenn er ihr jetzt nachgäbe, würde er nie mehr wieder eine eigene Entscheidung treffen können.
    »Ich bin der Rechtmäßige Erbe, oder etwa nicht?«, sagte er. »Ich will bis ins Kleinste über die Situation unterrichtet werden! Dann werde ich entscheiden, was wir unternehmen werden.«
    Dame Primus begegnete seinem Blick eine volle Sekunde lang, dann neigte sie langsam den Kopf. »Na schön, Lord Arthur«, sagte sie. »Wie du befiehlst, so soll es sein.«
    »Gut. Das Wichtigste zuerst: Was ist mit dem Unteren Haus passiert? Ist das Nichts in den Fernen Weiten durchgebrochen?«
    »Ich will es dir zeigen – durch die Augen von jemandem, der dort gewesen ist.« Dame Primus gab ein Zeichen mit ihrem Marschallstab, und sämtliche Lampen im Raum verdunkelten sich. »Mister

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