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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Der Alte trank den letzten Tropfen Wein und warf den Krug dann fort, weit über den Lichtkreis der Uhr hinaus. Der Klang des zerspringenden Steinguts in ferner Dunkelheit gab Arthur die beruhigende Gewissheit, dass es dort hinten noch festen Boden gab – wenigstens vorläufig. »Im Allgemeinen kann man nicht zurück. Aber indem du vorwärtsgehst, kannst du vielleicht einiges erreichen, was du in der Vergangenheit begehrt hast. Wenn es dir gelingt zu überleben, kann alles passieren.« Der Alte pflückte eine andere Rose, ohne auf die Stacheln zu achten, und hielt sie sich unter die Nase. »Vielleicht wird man dir sogar Blumen schenken. Die Uhr tickt, Arthur. Deine Zeit ist fast verstrichen.«
    »Ich habe noch so viele Fragen«, sagte Arthur, »können Sie mir nicht noch zehn –«
    Der Alte legte die Rose nieder und sah den Jungen mit seinen wilden blauen Augen an – ein Blick, der selbst höhere Bürger zum Zittern brachte.
    »Schon gut!« Arthur schluckte. »Ich will Ihnen aber noch sagen, dass, falls ich tatsächlich letztendlich die Leitung über alles haben sollte, ich mein Möglichstes tun werde, um Ihnen die Freiheit wiederzugeben. Es ist nicht richtig, dass Sie hier gefoltert werden.«
    Der Alte blinzelte und hob die Rose wieder auf. »Das gereicht dir zur Ehre. Aber schau – die Puppen sind nicht mehr. Da das Haus schwächer geworden ist, bin ich stärker geworden. Vor einer Stunde erzitterte die Uhr, und ich spürte das Nichts herannahen. Die Puppen spürten es auch, und wie es ihre Pflicht ist, kamen sie vor ihrer Zeit heraus, um einer Rettung oder einem Fluchtversuch zu wehren. Ich kämpfte mit ihnen, zerbrach und erniedrigte sie.
    Ich bin noch angekettet, aber während das Haus untergeht, wird meine Stärke wachsen und mein Gefängnis schwächer werden. Zu gegebener Zeit werde ich frei sein, das versprechen mir zumindest diese Blumen. Ich habe ihre Blütenblätter abgezupft und auf meine Feinde geworfen. Die Puppen mögen das nicht, denn sie wissen, dass die Blumen ein Bote des Wandels sind. Geh, ich gewähre dir die Zeit, sie zu betrachten!«
    Nervös stand Arthur auf und schaute über das Zifferblatt, rührte sich aber nicht von der Stelle. Er verspürte wirklich keine Lust, auch nur in die Nähe der zwei Falltüren zu gehen.
    »Beeil dich!«, drängte der Alte.
    Arthur ging näher heran. Die Falltüren waren eingeschlagen; in den dicken Eisenangeln hingen nur noch zersplitterte Holzstücke. Aus dem Innern kam ein Rascheln. Arthur blickte hinab in eine tiefe, enge Kammer, in der die Rosenblütenblätter einen hohen Haufen bildeten. Darauf lag die Holzhackerpuppe. Die grüne Mütze saß noch auf dem Kopf, aber die Feder war in der Mitte geknickt und die Glieder waren zerbrochen, sodass er sich nur noch auf den Blütenblättern winden, mit den Zähnen knirschen und zischen konnte.
    Arthur schauderte und wich an den Rand der Uhr zurück, wo er fast mit dem Alten zusammenstieß.
    »Ich hoffe … ich hoffe, dass wir keine Feinde werden«, sagte Arthur.
    Der Alte neigte den Kopf, sagte aber nichts. Arthur sprang vom Zifferblatt herunter und eilte davon. Ihm schwirrte der Kopf vor lauter Ängsten, Tatsachen und Mutmaßungen. Er hatte gehofft, der Alte könnte ihm helfen, sich einen Reim auf seine Lage zu machen, die ganze Geschichte klarer zu sehen.
    Aber er hatte es nur schlimmer gemacht.

KAPITEL FÜNF

    L
    ord Arthur, ich bin ungeheuer erleichtert, Euch zu sehen!«, rief Scamandros, als er Arthur sah. »Ich hoffe zuversichtlich, der Alte hat Eure Fragen beantwortet?«
    »Nicht direkt«, sagte Arthur. »Genau genommen nicht einmal annähernd. Dringt das Nichts immer noch vor?«
    Als Antwort darauf warf Scamandros mit seiner Angelrute einen Köder aus. Der Köder, ein hummerartiges Krustentier von etwa zehn Zentimeter Länge, verschwand in der Dunkelheit. Scamandros holte die Angelschnur wieder ein und zählte dabei die Markierungen an dem gewebten Faden mit. An seinem Ende hing kein Köder mehr.
    »Sechs … sieben … acht. Die Geschwindigkeit des Vordringens hat zugenommen, Lord Arthur.«
    »Wo war Dame Primus, als Sie zuletzt mit ihr in Verbindung standen? Und wo ist Susi?«
    »Sie waren beide in der Zitadelle«, antwortete Scamandros. »Sie ist jetzt das Große Hauptquartier Eurer Streitkräfte im gesamten Haus, Lord Arthur.«
    »Könnte sich als knifflig erweisen, dorthin zu gelangen«,grübelte Arthur. »Mittels des Fünften Schlüssels, meine ich, denn sie haben doch die Zitadelle gegen Lady

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