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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gekleideter Bürger, die sich über identische Schreibpulte beugten.
    Dann verschwand der Anblick. Sie fuhren durch das Skelett des Turms, durch leere Büroeinheiten, die nichts weiter waren als Eisenträgerwürfel mit offen liegenden waage- und senkrechten Antriebsketten und einer Rohrpostanlage. Stellenweise gab es geschlossene Schächte und Räume mit Wänden, aber meist konnte man ungehindert durch den Turm hinaus auf den verregneten Himmel sehen.
    Weit weg in der Ferne schien noch so ein Turm zu stehen, eine dunkle Silhouette am Horizont, die so hoch aufragte, dass sie im Himmel verschwand.
    »Gute Sicht heute«, sagte Alyse. »Hätte nichts dagegen, auch mal auf diesen Drasil zu klettern, wenn da nicht die Insekten wären.«
    »Insekten?« Das hörte sich nicht gut an, fand Arthur. Er wollte noch fragen, was eigentlich ein Drasil war, aber ihm fiel gerade auf, dass Alyse ihn misstrauisch betrachtete. Vielleicht hatte er die Ausrede mit den weggewaschenen Erinnerungen zu sehr strapaziert.
    »Ja, Sonntags Wächterinsekten, die die Drasils patrouillieren. Und die Bäume verteidigen sich auch selbst, habe ich gehört. Weißt du, jetzt, wo du sauber bist, Helios, siehst du nicht mehr besonders nach einem Pfeiferkind aus.«
    »Tu ich nicht?«, fragte Arthur. Der Wasserschwall hatte den Schlamm von seinem Gesicht gespült.
    »Nee.« Alyses Hand lag auf ihrem Schraubenschlüssel, und ihre Augen hinter den nassen Gläsern der Schutzbrille waren sehr kalt.
    Arthur ließ nun auch die Hand auf den Schraubenschlüssel sinken und spannte sich an.
    »Schätze, du bist irgendein kleiner Bürgerspion für die Große Chefin. Es ist schon schlimm genug, dass die Zauberkundigen Zaungäste uns überallhin folgen. Da können wir auf einen Spion unter uns gut verzichten. Deshalb wird es Zeit für dich –«
    Arthur blockte ihren plötzlichen Schlag gegen seine Beine mit dem Schraubenschlüssel ab. Funken flogen, als die silbernen Werkzeuge aufeinanderprallten. Alyse ließ den Ring los und führte einen beidhändigen Schlag, der jedes normale Pfeiferkind überwältigt hätte. Arthur wehrte ihn mit einer Hand ab, und es war Alyse, die zurücktaumelte und in die Tiefe gestürzt wäre, hätte er nicht im letzten Moment sein Bein um ihren Unterschenkel geschlungen.
    »Ich bin kein Spion!«, schrie Arthur. »Und auch kein Bürger!«
    Alyse hielt sich wieder am Ring fest und beäugte ihn argwöhnisch.
    »Was bist du dann?«
    »Ich bin Arthur, der Rechtmäßige Erbe der Architektin. Ich bin hierhergekommen, um Teil Sechs des Vermächtnisses zu finden und zu befreien.«
    »Nein, der bist du nicht!«, rief Alyse aus. »Arthur ist zweieinhalb Meter groß und hat einen Spitzbart, der ihm bis zur Hüfte reicht!«
    »Diese dämlichen Bücher!«, stöhnte Arthur. Irgendwo im Haus gab es einen Bürger (oder mehrere), der ausgesprochen fantastisch ausgeschmückte Geschichten über Arthur und seine Taten im Haus schrieb. »In diesen Büchern stehen nur Lügen. Ich bin wirklich Arthur.«
    »Sehr stark bist du ja«, sagte Alyse. »Und du bist uns ähnlicher als einem Bürger … kein Spitzbart also, was?«
    »Nein.«
    »Wenn das stimmt, dann bist du ein Feind der Großen Chefin, richtig?«
    »Falls du Erhabene Samstag meinst-ja.«
    »Die uns nicht mehr traut, weil der Pfeifer wieder draußen ist und Pläne schmiedet.«
    »Ja. Und genauso wenig traut euch Dame Primus – ich meine, das Vermächtnis der Architektin, die Teile, die ich schon gesammelt habe. Aber ich vertraue euch. Ich meine, ich vertraue Pfeiferkindern im Allgemeinen. Eigentlich finde ich, die Kinder sind die klügsten und vernünftigsten Leute im ganzen Haus.«
    »Das ist wahr«, stimmte Alyse ihm ohne Weiteres zu. »Aber was die Kolonne anbelangt, wir scheren uns nicht um Politik. Wir wollen einfach nur unsere Arbeit machen.«
    »Ich werde mich nicht in eure Arbeit einmischen«, versprach Arthur. »Verratet mich einfach nicht. Sobald ich das Vermächtnis gefunden habe, sind wir wieder weg.«
    »Diese Suse, die bei dir ist – sie ist wirklich ein Pfeiferkind, nicht wahr?«
    »Ja.« Aus dem Augenwinkel sah Arthur, dass sie die leeren Büroblocks hinter sich gelassen hatten. In den Würfeln arbeiteten Bürger wie gewohnt im Schein grüner Lampen. Nur die Regenschirme waren hier orange.
    Alyse betrachtete Arthur nachdenklich.
    »Ich schätze, für heute können wir wohl einfach so weitermachen wie bisher«, sagte sie schließlich. »Das heißt, ich nehme dich als das, was du zu sein

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