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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Weg auszukundschaften. Sie wirbelte reichlich Staub auf, als sie durch den Korridor rannte.
    Die Überlebenszentrale war eine Enttäuschung. Ein Atombunker war sie bestimmt, denn sie hatte eine gepanzerte Tür mit einem Hydraulikrad zum Öffnen und Schließen. Aber sie war bei Weitem zu klein und konnte vielleicht zwanzig Leuten Schutz bieten, sofern sie sich eng zusammenstellten. Auch waren die Ausstattung und sämtliche Rohrleitungen entfernt worden, sodass nur hässliche Löcher und herunterhängende Drähte übrig geblieben waren. Blatt musste damit rechnen, dass der Raum, den sie jetzt auswählte, für einige Zeit ihr Aufenthaltsort bleiben würde, und sie hatte keine Lust, diese Zeit ohne Toilette oder fließendes Wasser zu verbringen.
    Sie rannte weiter und riss unterwegs sämtliche Türen auf, an denen sie vorbeikam. Die meisten Räume waren klein und für ihre Zwecke unbrauchbar, aber der OP-Komplex war vielversprechend. Er war zwar ausgeräumt worden, bestand aber aus vier großen Operationssälen mit einem zentralen Raum, in dem sie mehrere Ausgüsse mit funktionierenden Wasserhähnen vorfand; außerdem gab es einen Toilettenraum mit wenigstens einer funktionstüchtigen Toilette, den man über den Gang erreichen konnte.
    Blatt öffnete die Türen, klemmte sie fest und lief zurück, um ihre erste Bettladung zu holen. Während sie das Bett in den OP-Komplex schob, fragte sie sich, was sie überhaupt noch machen sollte. Es war völlig ausgeschlossen, sämtliche Schläfer auf Betten nach unten zu bringen. Schon die Leute aufzuladen war Schwerstarbeit: Sie waren alle größer als sie selbst, manche wenigstens doppelt so schwer, und ihre Starrheit erleichterte die Aufgabe nicht. Sie würde fix und fertig sein, bevor sie auch nur ein Dutzend transportiert hätte – falls ihr das gelänge, ehe die Zeit für alle wieder einsetzte.
    Ich muss halt die Leichtesten aussuchen, dachte sie . Und tun, was ich kann.
    »Was hast du mir diesmal eingebrockt, Arthur?«, fragte sie laut. »Und wo bist du hin?«

KAPITEL VIERZEHN

    K
    ein plötzlicher Schmerz schoss Arthur durch den Leib, denn er wurde nicht von der Kette zerfetzt, und Alyse hielt nach wie vor seine Hand, also klappte er den Schirm seiner Mütze wieder hoch und schüttelte den Kopf, um das Wasser im Gesicht loszuwerden.
    »Vorsichtig!«, mahnte Alyse. »Keine hastigen Bewegungen! Halt dich am Ring fest, da!«
    Sie standen in dem Kettenglied, das schnell durch den Schacht aufstieg. Arthur griff um den Ring, der an die Innenwand des Gliedes geschweißt war, und Alyse ließ seine Hand los, stieg unbekümmert auf die andere Seite und hielt sich dort an dem Ring fest.
    »Haben gleich ’ne gute Aussicht auf einen der Drasils«, kündigte sie an. »So gut sie bei Regen sein kann, jedenfalls. Ebene 6222 ist immer leer, drum kann man durchsehen.«
    »Weshalb ist sie leer?«, wollte Arthur wissen. »Und was ist ein Drasil?«
    Er grübelte nebenbei darüber nach, was das Vermächtnis ihm zu sagen versucht hatte und warum es nur in dem einen Moment zu ihm gesprochen hatte und dann unterbrochen worden war. So kam es, dass er völlig vergaß, ein dümmliches Gesicht zu machen.
    Alyse sah ihn scharf an, bevor sie antwortete, aber Arthur war mit seinen Gedanken beim Vermächtnis und bemerkte es nicht.
    »Keine Ahnung, weshalb sie leer sind. Es gibt leere Büros von 6222 bis 6300, auf 6733 bis 6800, und ich habe gehört, dass es direkt unter der Turmspitze auch noch einige gibt, wo immer die jetzt ist. Ist wahrscheinlich in der Nähe von 61 700 oder irgendwo in der Kante.«
    »Einundsechzigtausendsiebenhundert Ebenen?« Jetzt war Arthur ganz Ohr. »Aber jeder Bürowürfel ist ungefähr drei Meter hoch – das heißt, der Turm wäre dann fast zweihundert Kilometer hoch!«
    »Nee, die Ebenen haben aus irgendeinem anderen Grund eine Sechs vorn. Sie fangen bei einundsechzig an«, klärte Alyse ihn auf. »Tradition, nehme ich an. Je nachdem, bis wohin die Spitze diese Woche gekommen ist, wird er ungefähr sechstausend Meter hoch sein. Ich wäre zu gern einmal ganz oben!«
    »Dann fahren wir also nicht so hoch?«, fragte Arthur und war irgendwie beruhigt.
    »Tun wir nie«, sagte Alyse. »Andere Kolonnen arbeiten ab und zu da oben, aber der Großteil der Bauarbeiten wird von Automaten erledigt. He, jetzt kommt’s gleich! Schau da rüber!«
    Arthur schaute angestrengt auf die vorbeisausenden Büros und sah nur verwischte Bilder grüner Lampen, bunter Regenschirme und dunkel

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