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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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unter den Chaiselongues hervorgekrochen. Sie waren die ganze Zeit über da gewesen, still und heimlich.
    Jetzt rückten sie auf Susi vor, mit Krummschwertern aus blauem Stahl und nichtsverseuchten Kristallstiletten.
    Susi schlug mit einer raschen Bewegung ihren Regenumhang zurück und hob den Schraubenschlüssel.
    »Konzentrier dich, Arthur! Ruf mich!«, drängte Teil Sechs ihn.
    Arthur warf sich nach vorn und setzte seinen schnellsten Freistil ein.
    »Arthur! Ohne deine Hilfe kann ich nicht entkommen!«
    Arthur ignorierte den Raben und schwamm noch schneller, pflügte durch das Wasser wie ein Delfin. Aber obwohl er schneller schwamm als je zuvor, war er nach einem Dutzend Zügen dem Rand nicht näher, und nach einem weiteren Dutzend merkte er, dass er heftig nach hinten gezogen wurde. Als er sich umdrehen wollte, wurde er auch zur Seite gezogen und spürte einen kraftvollen Zug an den Füßen.
    Er war in einem Strudel! Das Wasser lief aus dem Becken – und er mit ihm!
    »Susi!«, schrie Arthur gellend. Der Wasserspiegel sank so schnell und er selbst wurde so schnell herumgewirbelt, dass er nur noch Susis Kopf sehen konnte. »Benutz deine Flügel! Flieg we–«
    Er bekam Wasser in den Mund. Indem er wild mit Armen und Beinen ruderte, schaffte er es mit Mühe, wieder aufzutauchen. Die Sogwirkung, die durch Tonnen und Abertonnen von Wasser entstand, die in einen dreitausend Meter langen Abfluss gezogen wurden, war unglaublich. Verzweifelt schaute er zurück, aber er konnte Susi nicht mehr sehen, nur noch das Glitzern der erhobenen Schwerter, und trotz des Wassers in den Ohren hörte er das Klirren von Metall und Kampflärm und einen kurzen Schrei.
    Dann konnte er nur noch an sich selbst denken. Er würde gleich ertrinken, seine Lunge füllte sich mit Wasser, während er unerbittlich unter die Oberfläche gezogen wurde. All seine Ängste vor einem langsamen Unterwassertod würden sich zu guter Letzt also bewahrheiten.
    Er tastete nach seiner Gürteltasche, steckte die Finger hinein und berührte den Fünften Schlüssel durch die Tüte. Er versuchte nicht, ihn herauszunehmen, denn dann würde er ihn mit Sicherheit verlieren. Er spürte die Macht des Schlüssels, wenngleich nur schwach, durch das abschirmende Metallgewebe und bündelte seine Gedanken, um sich seine Zauberkraft zunutze zu machen, doch im selben Moment wurde er so heftig herumgeschleudert, dass ihm die Arme auf den Rücken gebogen wurden und er kopfüber in den Strudel eintauchte.
    Das Wasser füllte seine Lunge bis in die kleinsten Verästelungen, und das letzte erbärmliche Luftbläschen verließ seinen Mund.
    Ich weigere mich, zu sterben, dachte Arthur. Ich bin kein Mensch mehr. Ich bin der Rechtmäßige Erbe der Architektin. Ich werde das Wasser atmen.
    Er öffnete den Mund und holte einen tiefen, erfrischenden Wasserzug. Sämtliche Erstickungsgefühle verschwanden, und sein Mund, eben noch zu einem stummen, panischen Schrei verzerrt, glättete sich zu einem leichten Lächeln. Er atmete noch einen Zug Wasser ein, drehte sich um seine Querachse, bis sein Kopf wieder oben war, und stürzte, jetzt mit den Füßen voran, etwas hinunter, was offenbar ein Rohr von enormen Ausmaßen war.
    Susi ist wahrscheinlich nur gefangen genommen worden, sagte er sich. Ich werde überleben und sie befreien. Alles wird wieder gut …
    Das Wasser, das ihn mit sich riss, änderte plötzlich die Richtung. Arthur prallte gegen etwas sehr Hartes. Er schrie, aber kein Laut kam aus seinem Mund, nur ein Schwall Wasser. Dann wurde er von den vorwärtsdrängenden, wirbelnden Wassermassen wieder mitgenommen, hin und her geworfen und gegen ungesehene Hindernisse geschleudert.
    Lautlos schreiend rollte Arthur sich zu einem Ball zusammen, um sich zu schützen – und wie ein Ball wurde er immer weiter gespült, hinab durch das gewaltige Regenwasserrohr, das sich wie eine Achterbahnschiene seinen Weg über dreitausend Meter im Zickzack nach unten bahnte.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis das Wasser den Boden erreichte. In dieser Zeit wurde Arthur hundert Mal gegen die Wände des Rohrs geschmettert. Er hatte furchtbare Schmerzen am ganzen Körper, aber die entsetzliche Reise, die jeden Sterblichen schon auf den ersten Metern getötet hätte, brachte ihn nicht um.
    Am Ende spie das riesige Rohr einen Wasserfall aus, der in Kaskaden in einen ausgedehnten See hinabstürzte, einen See auf Kosten einiges Bollwerkgesteins unter dem Oberen Haus. Arthur fiel durch den Wasserfall, sank auf den

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