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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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dieser Gruft.«
    »Offenbar soll möglichst wenig Tageslicht ins Haus dringen«, sagte Belonoz und machte ein missbilligendes Gesicht. »Ich wundere mich, wie das Mädchen es dort drinnen aushält.«
    »Wahrscheinlich Gewöhnungssache. Was nichts daran ändert … Haben Sie auch das Gefühl gehabt, durch ein ungepflegtes Museum zu wandeln?«
    »Fragt sich nur, was dort ausgestellt wird.«
    »Das Leben eines einflussreichen Mannes, nehme ich an.«
    »Kein Wunder, dass der Sohn zu Problemen tendiert. Der alte Saborsky war selbstherrlich und einschüchternd. Dass er ein guter Vater war, kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Vielleicht hat Tom deshalb flüchten wollen. Zuerst in die Tätigkeit als Model, dann nach London. Dort ist er gescheitert, weil er vielleicht nicht stark genug war. Zurück in Wien hat er jede Möglichkeit wahrgenommen, nicht zu Hause zu sein. Lavinias Aussagen kommen mir sehr aufschlussreich vor. Ich muss gleich ein Gedächtnisprotokoll anfertigen.«
    »Wenn Sie es einfacher haben wollen«, meinte Belonoz und zog ein Diktiergerät aus einer Sakkotasche. »Einen Teil habe ich mitgeschnitten.«
    Lily spielte Entrüstung. »Ich hoffe, Sie machen das nicht, wenn wir miteinander sprechen.«
    Belonoz grinste. »Und falls es Sie interessiert, wie es in Lavinias Zimmer aussieht …«
    Er holte sein Handy heraus und reichte es Lily. »Die Bilder habe ich gemacht, nachdem Sie und Lavinia schon vorausgegangen sind.«
    »Was man hat, das hat man«, sagte Lily und sah sich die Bilder an. »Wie haben Sie gewusst, wo Lavinias Zimmer liegt?«
    »Hat mir einer der Beamten gesagt, die bei der Hausdurchsuchung dabei waren. Deshalb habe ich mich beeilen können.«
    »Sagen Sie, ist dieses Porträt wirklich so groß?«
    Lily zeigte auf ein Foto, auf dem ein großes, schlicht gerahmtes Öl- oder Acrylbild zu sehen war. Eine sehr junge Lavinia war von einem unbekannten Künstler porträtiert worden.
    Belonoz nickte. »Ja, der Schinken beherrscht das ganze Zimmer. Ein Albtraum.«
    Im Auto studierte Lily weiter eingehend die Fotos und redete mehr mit sich selbst: »Außerdem hängen noch weitere Bilder an den Wänden … Das Zimmer ist in dunklen Erdtönen gehalten … Die Jalousien sind heruntergelassen. Anscheinend mag Lavinia das Halbdunkel … Über eine Tischlampe ist eine Art Schleier gebreitet … Die Möbel passen stilistisch zum Rest des Hauses, das sind zweifellos Antiquitäten …«
    Sie gab Belonoz das Handy zurück. Der Major startete den Wagen und trat temperamentvoll auf das Gaspedal.
    Von der Seite warf Lily ihm einen Blick zu. Aber zunächst schwieg sie weiter. Erst als das Fahrzeug an einer Ampel halten musste, ergriff sie das Wort. »Danke, dass Sie so flott unterwegs sind. Als hätten Sie meine Gedanken lesen können.«
    Belonoz sagte nichts.
    »Mir ist dieses Haus schon dermaßen auf die Nerven gegangen, Herr Major. Dieser ganze alte Plunder, dieses verkrampfte Festhalten an einer verstauben Vergangenheit. Mir ist beinahe übel geworden. Nichts wie weg aus diesem ganzen Bezirk.«
    »Warum machen wir dann halbe Sachen?«, fragte Belonoz.
    Er öffnete das Seitenfenster, hob das Blaulicht aufs Dach, ließ die Sirene aufjaulen und raste los.

31
    »Wie du damals über mich gespottet hast. Und wer hat recht behalten?«
    Triumphierend wandte sich Nika Bardel in Richtung Belonoz.
    »Und ich hab dir doch gesagt, dass er mir bekannt vorkommt.«
    »Dann leg los, du Modelexpertin«, sagte Belonoz.
    Die nachmittägliche Lagebesprechung hatte begonnen. Nika Bardel referierte die Lebensläufe von Nicole und Tom Saborsky. Bei der Polizei waren sie nie auffällig geworden, abgesehen von ein paar Verkehrsstrafen von Nicole. Tom besaß gar keinen Führerschein.
    Einige Monate hatte er sich in London als hoffnungsvolles junges Model verdingt. Im Internet war Bardel auf Fotos gestoßen und hatte sie wohlwollend betrachtet. Die Bilder ließen ihn grandios aussehen. Jung, hübsch, mit ausdrucksvollen Augen, absolut männlich, mit einem betörenden Hauch von Laszivität.
    Das war zwei Jahre her. Der abwechselnd müde und aggressiv wirkende Tom der Gegenwart hatte mit seinem früheren Ich zwar einige Äußerlichkeiten gemeinsam. Das einst aus seinem Inneren dringende Strahlen, das ihn so charismatisch hatte wirken lassen, war jedoch erloschen. Gewichtsmäßig hatte er auch leicht zugelegt. Wie eine Sternschnuppe musste er damals verglüht sein. Aus welchen Gründen Tom in London von der Bildfläche verschwunden war, hatte

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