Maedchenauge
prinzipiell nur zwei Personen in Betracht.«
»Gaby Koch und Lavinia Saborsky«, sagte Lily und versank kurz in ihren Gedanken. »Ja, das ist der Weg … Mein Gefühl sagt mir, dass es darauf hinausläuft. Ich glaube, wir sind der Lösung nahe. Zumindest, was den Mord an Selma Jordis betrifft. Welche Argumente sprechen für oder gegen Koch? Beziehungsweise für oder gegen Lavinia?«
Kovacs räusperte sich. »Ich tippe auf Lavinia. Sie steht völlig im Hintergrund. Das macht sie für mich interessant. Koch wäre für mich zu offensichtlich …«
»Finde ich auch«, sagte Metka. »Diese Reporterin hat sich ja öffentlich als Bewunderin von Tom geoutet. Dazu noch diese Fotos.«
»Welche Fotos, Frau Metka?«, fragte Lily.
Metka deutete auf einen Stapel von Computerausdrucken, der vor ihr lag. »Diese ganzen Bilder habe ich im Internet auf Websites recherchiert, die Fotos von Wiener Partys anbieten. Gaby Koch ist dort oft in Begleitung von Tom zu sehen. Sie scheint sich irgendwie ständig an ihn ranzuschmeißen. Jeder kann das sehen. Da muss nichts verheimlicht werden.«
»Die Verkäufer in den zwei Geschäften haben Nicole erkannt.«
»Also scheidet Gaby Koch aus, weil sie einfach zu dick ist. Dagegen könnte sich Lavinia locker so gestylt haben, dass sie wie Nicole aussieht.«
»Stimmt. Gibt es überhaupt noch etwas, das für Gaby Koch spricht?«
Eilig hatte Steffek in seinen Unterlagen geblättert. »Mehr als genug. Horvath hat gestanden, Koch kontaktiert zu haben. Er hat sie getroffen, eine Datei mit Bildern übergeben und dafür Geld erhalten. Nur dadurch hatte Clip24 die Fotos vom Täter … Übrigens, Frau Doktor, warum haben Sie die Koch dazu nicht einvernommen?«
Lily gestattete es sich, laut zu stöhnen. »Natürlich waren die Beweise eindeutig. Aber was immer ich gegen Gaby Koch unternommen hätte, wäre als Versuch ausgelegt worden, die Medien zu gängeln oder eine unbequeme Journalistin einzuschüchtern. Und garantiert hätte man mir oder uns allen vorgeworfen, die Verbreitung wichtiger Informationen zu behindern. Nur um unser Image zu retten. Weil die Medien ohnehin schon gegen uns geschrieben haben, habe ich darauf verzichtet, Koch vorzuladen. Heute ärgert mich das …«
»Völlig logisch«, sagte Belonoz lässig. »Ich hätte genauso gehandelt.«
»Falls Koch in diesem Mord eine Rolle spielt, müssen wir extrem gut vorbereitet sein, bevor wir sie uns holen. Sonst bekommen wir die journalistische Solidarität zu spüren.«
Allgemeines Nicken.
Steffek nahm den Faden wieder auf. »Jedenfalls ist es so, dass Koch vom Lederoutfit des Täters gewusst hat. In Verbindung mit den Saborskys macht sie das verdächtig. Sie könnte ihr Wissen weitergegeben haben.«
»Aus welchem Grund?«, fragte Metka und sah Steffek interessiert an.
»Na ja … zum Beispiel, um anderen mit ihrem Insiderwissen zu imponieren. Das würde ich ihr sofort zutrauen. Ich glaube, sie gehört zu den Menschen, die gerne im Mittelpunkt stehen. Und die auffallen möchten, um ihre Komplexe zu kompensieren.«
Belonoz grinste. »Gute Analyse, Herr Doktor Freud.«
Da schüttelte Lily entschieden den Kopf. »Nicht Freud, sondern Adler, Herr Major. Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, hat den Begriff Minderwertigkeitskomplex bekanntgemacht.«
»Auf jeden Fall auch ein Wiener … Aber zurück zum Fall … Du hast schon recht, Edi. Wobei es noch eine dritte Variante gibt. Die quasi die bisherigen Ideen verbindet.«
»Und die wäre?«, fragte Lily argwöhnisch.
»Koch könnte bewusst eine Person mit ihrem Wissen gefüttert haben. Weil sie und diese Person dasselbe Ziel gehabt haben. Nämlich Selma Jordis aus Toms Leben zu eliminieren.«
Die Worte des Majors hatten gewirkt. Alle dachten nach und spielten die Möglichkeiten im Geist durch.
»Da käme Lavinia ins Spiel …«, sagte Steffek leise.
Die Tür wurde aufgerissen. Atemlos stürmte Nika Bardel herein und schmiss einen Folder mit Unterlagen auf den Tisch. »Ich hab sie.«
»Wen oder was haben Sie, Frau Bardel?«
»Die Person, die weiß, wann das Sommercamp stattgefunden hat. Und nicht nur das. Sie besitzt auch das ominöse Foto. Sie wissen schon, das mit den drei Mädchen …«
Das Foto mit den drei Mädchen.
Gefunden.
Am liebsten hätte Lily laut aufgeschrien. Um endlich alles herauszulassen, was sich während der vergangenen Tage in ihr aufgestaut hatte. »Wer ist es?«
»Petra Back, die sechs Jahre ältere Schwester von Lisa.«
»Ihren Namen habe
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