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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Noten gehabt hat. Tut mir leid, vielleicht klingt das pietätlos, aber so war es eben.«
    »Schön, dass Sie den Begriff pietätlos kennen«, meinte Lily freundlich. »Aber immerhin sieht man, dass Sie Selma Jordis nicht besonders gemocht haben.«
    »Hey, verdrehen Sie mir nicht die Worte im Mund. Es geht nur darum, dass ich mit Selma eben nicht sehr viel anfangen konnte: Sie war ein braves Mädchen und hat keine Ahnung vom richtigen Leben gehabt. Sie ist mir so alt vorgekommen. Alles war genau geplant bei ihr, sie hat konkrete Ziele gehabt und gewusst, wie sie die erreichen will … aber keine Lockerheit … Sie war nie entspannt. Ansonsten bin ich gut mir ihr ausgekommen. Tom hat sie gemocht, und das habe ich akzeptiert.«
    »Frau Saborsky, Ihre Schwester Lavinia sagt, dass Sie eifersüchtig auf Selma Jordis waren. Stimmt das oder nicht?«
    Für einen Moment schien Nicole irritiert zu sein, fand aber sofort zu ihrer angriffigen Haltung zurück. »Da muss sie etwas verwechseln. Wieso soll ich eifersüchtig gewesen sein? Wenn Tom etwas mit Selma haben wollte, dann von mir aus gerne … Aber wenn Sie es genau wissen möchten, Frau Ermittlerin, dann fragen Sie doch diese fette Tussi, die sich bei uns herumgetrieben hat. Die war wirklich eifersüchtig auf Selma.«
    »Was für eine fette Tussi ?«
    »Keine Ahnung, irgend so eine Schreiberin eben. Dauernd hat sie sich in die Nähe von Tom gedrängt. Sie hat alles getan, ihn in ihrem Schmierblatt unterzubringen, um sich bei ihm einzuschleimen. Andere Mittel hat diese dumme Kuh ja nicht gehabt.«
    »Wie heißt sie?«
    Nicole verzog ihren Mund, als wäre ihr die Frage lästig. »Warum soll ich mich an so eine lächerliche Person erinnern? Sie war jedenfalls weder hübsch noch schlank genug für Tom …«
    Lily wählte einen schneidenden Tonfall. »Sie sagen mir jetzt entweder den Namen oder Sie sitzen in Ihrer Zelle, bis er Ihnen einfällt.«
    Plötzlich wirkte Nicole sehr bemüht. »Ist ja in Ordnung … also … ich glaube, diese Idiotin hat Gabi geheißen oder so ähnlich …«
    Lily fühlte, dass ihr Herz rascher schlug. Sie strengte sich an, äußerlich gelassen zu bleiben. »Und sie hat für eine Zeitung gearbeitet?«
    »Habe ich doch eh schon gesagt …«
    »Für welche Zeitung?«
    »Ich glaube … Clip24 war das … irgend so ein Drecksblatt für blöde Spießer, die den Schwachsinn lesen, wenn sie in der U-Bahn sitzen …«
    Nun kam der entscheidende Moment. Und Lily wagte sich an die Frage. »Hat die Frau, die Sie meinen, Gaby Koch geheißen?«
    Als wäre ihr ein lange gesuchter Begriff eingefallen, lächelte Nicole müde. »Genau, so hat sie geheißen. Eine lächerliche Blödfrau, die fast dreißig ist, aber sich aufführt, als wäre sie noch jung. Woher kennen Sie eigentlich dieses dumme Weib?«
    Es half alles nichts. Lily musste lachen. Nicole hatte sich dermaßen unverblümt ausgedrückt, bar jeder Höflichkeit und völlig unberührt von der Angst, Gesprächsteilnehmer durch ihre Ausdrucksweise zu verletzen. Rücksichtslos hatte sie ihre Meinung über einen anderen Menschen dargelegt. Lily vermisste diese Art, sich zu artikulieren. Das Zustreben auf eine berufliche Karriere mit all ihren Zwängen ließ die einst Unbekümmerten vorsichtig und taktvoll werden.
    Natürlich reagierte Nicole auf Lilys Lachen zuerst mit Fassungslosigkeit, dann mit erneutem Widerstand. »Ja, machen Sie sich nur lustig … Hauptsache, Sie amüsieren sich, während ich im Gefängnis sitze und Verhöre über mich ergehen lassen muss …«
    »Sie irren sich«, unterbrach sie Lily. »Ich lache Sie nicht aus. Sie haben etwas ausgedrückt, das ich vor einigen Jahren selbst so formuliert hätte. Denn ich kenne Gaby Koch. Diese Frau ist sicher nicht meine Freundin. Ganz im Gegenteil.«
    Zum ersten Mal sah Nicole ruhig und aufrichtig in die Augen von Lily. »Versuchen Sie, mich zu manipulieren?«
    »Nicht im Geringsten. Aber mich interessiert jetzt, warum Sie sich gestern geweigert haben, ein Alibi für die Tatzeit anzugeben.«
    Nicole zog sich wieder zurück und wirkte unzugänglich. Leise sagte sie: »Dazu will ich nichts sagen … noch nicht. Ich muss nachdenken.«
    *
    In der abendlichen Besprechung hatte Kovacs Neues zu vermelden. »Am Tag der Ermordung von Selma Jordis ist noch in einem zweiten Geschäft ein Lederanzug gekauft worden. Und ein Helm.«
    Lily war nicht überrascht. »Das erklärt, weshalb der gefundene Anzug keine verwertbaren Spuren aufweist. Jemand war so klug, an die

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