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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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das ihn seine politischen Gegner unablässig, aber erfolglos geschmäht hatten.
    »Die Kampagne ist hochprofessionell«, sagte Stotz in herablassendem Tonfall und lächelte die Vizebürgermeisterin an. »Nur hast du ein Problem mit der Glaubwürdigkeit.«
    »Wie bitte?«, fragte Lohner verblüfft.
    »Wenn du unser sicheres Wien über alles lobst, wirkt das momentan etwas eigenartig. Nämlich, als ob du die Realität ignorieren würdest.«
    »Wir haben das doch zur Genüge besprochen, oder? Zuerst korrigieren wir unser öffentliches Image. In einem zweiten Schritt werden wir auch …«
    »Leider ist nun ein Punkt erreicht«, unterbrach Stotz, und seine demonstrative Gelassenheit grenzte an Arroganz, »wo du dir überlegen musst, deine Kampagne zu korrigieren. Oder sie überhaupt ganz zu beenden.«
    »Berti, das … das ist hoffentlich nicht dein Ernst …«
    »Marina, sieh das bitte endlich ein, es gab brutale Morde an jungen Frauen«, fuhr Stotz unbarmherzig fort. »Offenbar ist ein Serienkiller in Wien unterwegs. Du läufst also Gefahr, dich lächerlich zu machen, wenn du in dieser Situation weiter ungestört von unserem sicheren Wien sprichst.«
    Marina Lohner richtete sich auf und erklärte entschieden: »Ja, du hast recht. Die zwei Morde waren alles andere als hilfreich. Aber uns geht es vor allem um Straßen- und Drogenkriminalität. Also das, was die Bürger im täglichen Alltag am eigenen Leib verspüren.«
    »Marina … in der vergangenen Nacht hat der Täter einen dritten Mord begangen.«
    Stotz konnte mit leichter Befriedigung beobachten, wie die Augen der Vizebürgermeisterin beinahe aus ihren Höhlen traten.
    »Was?«, fragte sie mit ungewohnt fahler Stimme.
    »Ja, so leid es mir tut. Ein dritter Mord an einer jungen Frau. Die Nachricht ist brandneu. Ich selbst habe erst vor einer Stunde davon erfahren.«
    Lohner starrte den Bürgermeister an. »Du hast nichts davon erwähnt, als du mich hierhergebeten hast.«
    »Weil ich es dir hier in aller Ruhe mitteilen wollte.«
    »Von wem hast du es erfahren, Berti?«
    »Rebernik hat mich angerufen.«
    Das war beinahe nicht gelogen. Der Wiener Polizeipräsident Rebernik hatte ihn tatsächlich vor einer Stunde angerufen. Von dem neuen Mord hatte Stotz zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits gewusst. Er besaß ein Netz nützlicher Informanten.
    »Moment, Moment … Rebernik ist doch im Unterstützerkomitee meiner Kampagne«, sagte die Vizebürgermeisterin und klang dabei leicht wütend. »Warum hat er mich nicht auch benachrichtigt? Warum nur dich? Das ist wirklich …«
    »Weil ich ihn ersucht habe, das nicht zu tun. Damit du es von mir persönlich erfährst. Und jetzt möchte ich, dass du mit deiner Kampagne sofort auf diese Situation reagierst. Das wirst du sicher schaffen, Marina.«
    »Also was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    Stotz erkannte ihren Versuch, den argumentativen Spieß umzudrehen, und ließ sich gar nicht erst darauf ein. »Es ist deine Sache, Marina, lass dir etwas einfallen. So wie sonst auch. Dir ist noch immer etwas eingefallen.«
    »Leicht wird das nicht werden.«
    »Das sehe ich ähnlich«, sagte Stotz und nickte gönnerhaft.
    »Ich glaube trotzdem, dass die Leute sehr wohl unterscheiden können. Zwischen der Kriminalität, die ich thematisiere und gegen die ich kämpfe, und einer solchen … einer Ausnahmetat wie dieser Mordserie. Die Menschen wissen, dass das zwei Paar Schuhe sind, und sie werden sicher …«
    »Du willst es wirklich darauf ankommen lassen, Marina? Kannst du dir dieses Risiko leisten?«
    Stotz schaute Lohner lange an, ohne zu blinzeln. Sein Blick war konzentriert, verriet jedoch keine Emotion. Der Bürgermeister verhielt sich wie eine Katze, die alle Geduld der Welt besaß und das Loch nicht aus den Augen ließ, in dem die Maus verschwunden war.
    Der Moment, auf den jedes Streitgespräch zwischen starken Persönlichkeiten hinsteuerte, war erreicht. Wenn einer Seite die Argumente ausgingen, stand der Sieger fest. Berti Stotz hatte, einmal mehr, die Oberhand behalten. Nicht aufgrund seines überragenden rhetorischen Talents, denn Stotz besaß überhaupt kaum nennenswerte Begabungen. Lediglich darin, gelassen den geeigneten Zeitpunkt abzuwarten und dann den entscheidenden Schlag zu führen, zeichnete er sich aus. So war seine Karriere zustande gekommen, so hatte er Personen ausgetrickst, die allgemein als ihm überlegen galten. Bis nicht einmal mehr tatsächliche Überraschungen notwendig waren. Irgendwann war es egal, wie

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