Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
Vom Netzwerk:
sportlichen Wettkampf handelt.»
    «Einen sportlichen Wettkampf?», fragte Ciro.
    «Dein Ruhm eilt dir voraus, Bobby. Du hast dir mit Fällen von vermissten Teenagern und Kindesentführungen landesweit Lor­beeren verdient. Du hast alle möglichen Auszeichnungen erhal­ten; deine Fälle und deine Arbeit waren auf den Titelseiten aller Zeitungen und Zeitschriften, von der New York Times bis zum Enquirer. Erst kürzlich wurdest du von People zum gekürt, und es wurde über deinen Spitznamen berichtet, weil du die rätselhaftesten Entführungen aufdeckst und die Schäfchen nach Hause bringst. In Fällen wie dem jetzigen. Picasso fühlt sich wie David, der Goliath zum Duell herausfor­dert.»
    «Irgendeine Ahnung, wann er wieder zuschlägt?», fragte Raul Carrera, der ebenfalls vom Miami-Dade PD kam. «Womit müs­sen wir rechnen?»
    Christine hatte bereits begonnen, ihre Tasche zu packen, doch jetzt hielt sie inne. «Oh, ich gehe davon aus, dass er schon zu­geschlagen hat. Solange ihn nichts oder niemand davon abhält, seine kranken Phantasien auszuleben, macht er einfach weiter wie bisher, holt sich das nächste Opfer aus seiner Sammlung, wo immer die sein mag, und malt euch ein Bild seiner jüngsten und tollsten Tat. Rechnet mit etwas, das noch brutaler ist. Noch scho­ckierender. Der Kerl hat den Geschmack des infamen Ruhms ge­kostet, Gentlemen, und wie bei einem Dschinn ist es unmöglich, ihn wieder in die Flasche zu schicken. Es macht ihm zu viel Spaß, als dass er freiwillig damit aufhören würde.»

 

63
     
    In der Abteilung für Jugendschutz LEACH - Law Enforcement Against Child Harm - bei der Behörde des Sheriffs von Palm Beach trug der ehemalige Special Investigations Detective Mike Hicks den Spitznamen «der Schwanzmagnet». Und das aus gu­tem Grund. In neun von zehn Fällen brauchte er sich nur ein paar Minuten lang im Internet einzuloggen und einen Chatroom zu betreten, und schon umschwärmten ihn die Perversen wie Flie­gen die Scheiße. Sein Rekord lag bei fünfundvierzig Sekunden für ein ausdrückliches Angebot, womit er schneller war als jeder andere Computer-Lockvogel der LEACH-Spezialeinheit.
    Mit seinen knapp eins achtundsiebzig, hundertzehn Kilo und neunundvierzig Jahren sah Mike bestimmt nicht aus wie die Vier­zehnjährige, die «TOTAL auf Joe Jonas» stand, die Farbe Pink, M&Ms, Regenbogen, Weimaraner-Welpen liebte und rund um die Uhr Achterbahn fahren wollte. Oder die ALLES HASSTE, was mit Miley Cyrus/Hannah Montana zu tun hatte , Geschichte , Schweißgeruch und Plastikmenschen, die nicht wussten, WIE man die WAHRHEIT sagte. Und er sah auch kein biss­chen so aus wie das freche, brünette, blauäugige Mädchen mit den langen Locken auf seinem MySpace-Profilfoto.
    Als die LEACH-Spezialeinheit vor fast zehn Jahren gegründet wurde - als Reaktion auf das damals neue, strafbare Wildern im Internet durch Sexualtäter —, war das Computerzeitalter längst auf der Höhe, nur Mike war es nicht, wie die meisten orientie­rungslosen Erwachsenen angesichts des neumodischen Techno-Spielzeugs, das sich alle zwei Wochen ändert, nicht auf der Höhe waren. Und wahrscheinlich hätte Mike in den nächsten paar Jahr­zehnten einfach glücklich darüber gestaunt, was Mobiltelefone so alles konnten, hätte er nicht zwei wirklich hübsche Töchter gehabt, die just im Jahr 1990 zu Teenagern heranwuchsen. Und da die beiden zwölf- und dreizehnjährigen Mädchen Sherry und Lisa weder wählen noch trinken noch rauchen oder fluchen durften, kannten sie sich mit dem unheilvollen Metallding im Wohnzimmer auf dem Schreibtisch längst viel besser aus als ihr Vater. Und das wussten sie auch, was ihn besonders wurmte. Sie kannten die geheimen Abkürzungscodes und hatten Instant-Messenger-Konten, bevor Mike begriffen hatte, was zum Teufel Instant Messenger war. Doch weil er ein Cop war und weil er sich lebhaft daran erinnerte, was er als Kind angestellt hatte und wovon seine Eltern bis heute nichts ahnten, schwor er sich, als seine Töchter zu Teenagern heranwuchsen, dass er niemals so vorsätzlich ignorant sein würde. Also meldete er sich freiwillig, als LEACH eingerichtet wurde und im Sheriff's Office nach ein paar Techno-Lockvögeln gesucht wurde, ohne auch nur zu ah­nen, wofür zum Beispiel LOL stand. Eigentlich hatte es nur ein kleiner

Weitere Kostenlose Bücher