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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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wiederholte Bobby und drehte sich um. «Und das Einzige, was mich im Moment darüber hin­wegtröstet, dass ich mir Ihr widerliches Video ansehen muss, ist das Wissen, dass es Ihren perversen Arsch ein paar Dutzend Jahre hinter Gitter bringt.»

 

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    Es war eine verdammte Schande. Eine echte Schande, dachte der Mann. Du hegst sie, du pflegst sie, du begießt sie, du liebst sie, und am Ende bleibt nichts als ein stacheliger Stängel, der nicht einmal mehr hübsch anzusehen ist.
    Katy war sein ganzer Stolz, sagte er immer gern. Sie war eine der Allerersten. Es hatte ihn so viel Zeit und Geduld gekostet, sie zu kultivieren. Und als ihre Zeit gekommen war, wie bei den anderen, brachte er es einfach nicht übers Herz, ihr Porträt zu malen. Wahrscheinlich würde er nie so weit sein. Etwas an ihr hatte ihn bezaubert. Sie war nicht so wie die anderen. Am Anfang war sie mehr ... wie seine Lainey.
    Doch dann hatte Katy ihn mehr enttäuscht als alle anderen. Nicht dass er nicht damit gerechnet hätte, sie würde irgendwann zu fliehen versuchen, so naiv war er nicht, aber ... also, diese Un­dankbarkeit. Sie wusste genau, dass er sie bevorzugte. Sie wusste, dass er den anderen nicht die Sonderbehandlung angedeihen ließ, die sie genoss. Sie hatte ihm Privilegien aus den Rippen gelei­ert, zum Beispiel dass sie Gesellschaft hatte, wenn er beruflich wegmusste. Oder dass sie andere Kost bekam. Oder dass sie sich die Predigt mit ihm anhören durfte. Nur wegen ihres hübschen Gesichts und des schönen langen Haars ...
    Er spürte, dass er eine Erektion bekam, und wischte sich eine Träne des Zorns aus dem Gesicht.
    Bist du rein in Wort und in Tat?
    Nein, Vater. Weder in Wort noch in Tat.
    Ich war sehr, sehr böse.
    Er kaute auf dem Ende des Pinsels herum, bis ihm das Plas­tik in die Zunge schnitt. Jetzt musste er ihr Porträt fertigstellen, auch wenn er nicht glücklich darüber war. Und das brachte ihn so aus der Fassung. Das war die Wurzel seiner Wut, wie ihm jeder Psychiater bestätigen würde. Katy hatte ihn dazu gezwungen. Sie hatte ihn gezwungen, zum Pinsel zu greifen, und es machte ihm keinen Spaß. Sie hatte ihn um das Vergnügen am Malen betrogen und eine traurige, mühevolle Pflicht daraus gemacht.
    Er mischte seine Farben auf der Schlagzeile des Miami Herald.
     
    KINDERPROSTITUTIONSRING IN PALM BEACH GESPRENGT; VATER VON VERMISSTEM MÄDCHEN AUS CORAL SPRINGS VERHAFTET.
     
    Er mischte einen Spritzer Ebenholz in das Rauchgrau. Von der Pinselspitze fiel ein Tropfen auf das Gesicht von FDLE Special Agent Supervisor Robert Dees. Sah er nicht smart aus? Wieder mal auf der Titelseite - dieses mediengeile Arschloch. Nicht mal der fette Dummkopf von Vater, den sie verhaftet hatten, schaffte es ganz nach vorn - sein Foto war auf Seite drei verbannt.
    Er nahm den Pinsel und verschmierte den Farbklecks auf Special Agent Supervisors ruhmsüchtiger Visage. Er würde dem Herald und dem Sentinel und MSNBC schon zeigen, wer wirklich in die Schlagzeilen gehörte. Dank ihm war der «Held unter uns» überhaupt im Spiel - genauso schnell konnte er ihn wieder rauswerfen. Er konnte ihn mit einem Zug vom Spielfeld fegen. Denn in Wahrheit steckte Bobby Dees viel tiefer drin, als er sich in seinem smarten Special-Agent-Köpfchen vorstellen konnte. Und bald schon würde es die ganze Welt zu sehen be­kommen. Einen kurzen Augenblick tat er ihm fast leid - wegen des Kummers, der ihm bevorstand —, doch das Mitgefühl war schnell verflogen. Er lächelte in sich hinein und führte den Pinsel zu der gespannten, weiß grundierten Leinwand. Der stechende Geruch der Ölfarben war berauschend, und das Gewicht des Pin­sels in seiner Hand, schwer von Farbe, war erlösend.
    «Jetzt halt still», sagte er in einem Singsang zu der hässlichen, stacheligen Enttäuschung, die vor ihm saß. Endlich hatte sie auf­gehört, an den Ketten zu zerren, und ihr Kopf fiel im perfekten Winkel nach links. Das Licht war genau richtig.
    «Genau so», gurrte er. «Und jetzt sperr deinen bösen Schnabel auf und zeig mir, wie du schreist...»

 

62
     
    «Männlicher Weißer, zwischen fünfundzwanzig und fünfzig Jah­re alt. Wahrscheinlich Angestellter», erklärte Christine Trockner, Profilerin des FDLE, der Gruppe von Ermittlern und Special Agents, die sich um den Konferenztisch des Crimes-Against-Children-Dezernats versammelt hatten. Wie versprochen hatten die Polizei von Miami-Dade und das Büro des Sheriffs von Bro­ward je zwei Beamte zur Verfügung

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