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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fingerbreit Whisky.
    Rebus beschloss, sie dort zu lassen und dies als moralischen Sieg zu betrachten. »Es geht um Kontrolle«, sagte er sich, steckte das Plektrum in die Tasche und ging ins Bett.

56
    Als Rebus am darauffolgenden Morgen das Haus verließ, wurde er angehupt: Hammell winkte ihm aus seinem weißen Range Rover Sport zu. Rebus überquerte die Straße, während Hammell das Fenster auf der Fahrerseite herunterließ.
    »Ich muss wohl meine Adresse ändern«, beschwerte sich Rebus. »Anscheinend weiß jetzt jeder Penner, wo ich wohne. Seit wann sind Sie wieder da?«
    »Bin mitten in der Nacht angekommen. Gab keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben.« Hammell hatte sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert und auch nicht viel geschlafen. »Darryl ging davon aus, dass Sie mich anrufen würden.«
    »Das hatte ich auch vor.«
    »Also, hier bin ich.«
    »Da sind Sie«, musste Rebus ihm zugestehen. Hammell wartete auf mehr. Rebus schaute die menschenleere Straße auf und ab. »Ein Telefonat wäre vielleicht besser gewesen …«
    » Warum?«
    »Dann stünden die Chancen geringer, dass Sie wegen tätlichen Angriffs belangt werden.«
    Hammells Augen verengten sich. »Spucken Sie’s einfach aus.«
    Rebus überdachte die Alternativen. »Na gut«, sagte er, beugte sich zum geöffneten Fenster hinunter und senkte die Stimme. »Ist Annette McKie Ihre Tochter?«
    Die Autotür wurde abrupt aufgestoßen und erwischte den zurückweichenden Rebus leicht. Bis Hammell aus dem Wagen gesprungen war, hatte Rebus bereits einigen Abstand gewonnen. Sie standen mitten auf der Straße, zirka vier Meter auseinander.
    » Was zum Teufel reden Sie da?«, fauchte Hammell.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das hier klären wollen, Frank?« Rebus zeigte auf Dutzende von Fenstern links und rechts.
    »Sie war siebzehn«, fuhr Hammell fort und machte zwei Schritte mit geballten Fäusten auf Rebus zu. » Wollen Sie behaupten, ich hab’s hinter Dereks Rücken mit ihrer Mutter getrieben?«
    »Ich will sagen, dass Sie sich benehmen wie ein Vater – Sie fahren ihr hinterher, behalten sie im Auge, geben ihr Geld, dann streiten Sie sich mit ihr darüber, wofür sie’s ausgibt und mit wem sie sich trifft. Und falls Sie nicht Ihr Vater sind …«
    »Bin ich nicht«, blaffte Hammell.
    »Dann müssen wir noch eine andere mögliche Konstellation ausschließen.«
    »Und welche?« Hammell hatte die Augen weit aufgerissen und schnaufte, als wolle er sich für einen bevorstehenden Kampf aufpumpen.
    »Es gibt gerichtsmedizinische Beweise, Frank. Ein Schamhaar, das nicht von Annette stammt. Es befindet sich im Labor, und wenn der genetische Fingerabdruck erst mal erstellt worden ist, dann wird er mit der DNA von Annettes Sexualkontakten abgeglichen. Man wird wissen wollen, ob das Haar von ihrem Mörder stammt oder von jemandem, mit dem sie zusammen war.«
    Rebus war noch ein paar Schritte zurückgewichen, aber Hammell bewegte sich nicht mehr.
    »Also muss ich Sie fragen, Frank – waren Annette und Sie ein Paar? Denn wenn Sie’s waren, dann besteht die Möglichkeit, dass die DNA direkt zu Ihnen führt. Nur dass das Team zwischenzeitlich völlig sinnlos in der falschen Richtung gesucht haben wird und der wahre Mörder Zeit gewinnt, seine Spuren zu verwischen.«
    »Sie fragen mich, ob ich mit der Tochter meiner Freundin geschlafen habe?«
    Rebus sagte nichts.
    »Ist das Ihre Frage?«, beharrte Hammell. Als Rebus weiter schwieg, stürzte er sich auf ihn, landete mit seinem ganzen Gewicht auf Rebus, und beide Männer gingen zu Boden. Rebus spürte, wie sämtliche Luft aus seinem Körper entwich. Hammell versuchte die Oberhand zu gewinnen, aber Rebus rollte herum, um seinen Angreifer abzuwerfen. Ein Lieferwagen war in die Straße eingebogen und stehen geblieben, der Fahrer stieg aus und guckte zu. Rebus stieß Hammell von sich und wollte sich aufrappeln, aber Hammells Fuß traf ihn zwischen die Rippen, und er sackte erneut zusammen und schürfte sich die Fingerknöchel auf dem Asphalt auf.
    »Du blödes Arschl…«
    Hammell bekam nicht mehr die Gelegenheit, seinen Satz zu beenden. Seine Weichteile befanden sich genau auf der richtigen Höhe für die Kopfnuss, die ihm Rebus verpasste. Hammell keuchte und krümmte sich, Rebus packte ihn an den Haaren und zog ihn so tief herunter, bis er mit dem Gesicht auf der Straße lag. Der Fahrer hatte sich den beiden Männern vorsichtig genähert.
    »Auseinander!«, forderte er die beiden auf. »Gleich ruft jemand die

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