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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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stand bereits eine Weile und war inzwischen schal. Rebus meinte, es mache ihm nichts aus.
    »Ich dachte, Sie wären noch in Inverness«, sagte sie.
    »Ich wurde nicht mehr gebraucht.«
    »Sind jetzt alle Leichen identifiziert?«
    Er nickte und nahm einen Schluck Bier.
    »Von Sally keine Spur«, fuhr sie fort und senkte ihren Blick.
    » Was bedeutet, dass sie mit dem Fall nichts zu tun hat«, schlussfolgerte er.
    »Aber sie muss ! Ich war doch die Erste, die überhaupt eine Verbindung gesehen hat.«
    Der Barmann verwarnte sie mit einem Blick: Seine Bar war kein Ort, an dem man laut wurde. Rebus sah, dass ein Pärchen am Tisch neben dem Fenster gerade aufbrechen wollte. Er nahm sein Glas und Nina Hazlitts Koffer. Einen Augenblick später folgte sie ihm, nahm ihren Wodka Tonic mit. Als sie sich gesetzt hatten, wartete sie, bis er sie ansah. Ihre Augen waren blutunterlaufen, ihr Gesicht fahl und erschöpft wegen des Mangels an Schlaf und Antworten.
    » Wie fanden Sie Frank Hammell?«, fragte Rebus.
    »Er macht einen sehr mitfühlenden Eindruck.«
    »Er ist ein Verbrecher.«
    »Jedenfalls wird ihm das von der Presse unterstellt.«
    »Er ist niemand, den Sie in Ihr Leben lassen sollten.«
    »Er ist nicht in meinem Leben.«
    »In Inverness wirkten Sie recht vertraut miteinander – wer von Ihnen beiden hat sich das mit den Kameras ausgedacht?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich versuche nur mir über so einiges klar zu werden.«
    »Ich sehe nicht, was Sie das angeht, John.«
    »Mag sein.« Er hielt inne. » Was ist mit dem anderen Mann – ich nehme an, der geht mich auch nichts an?«
    Sie seufzte. »Von welchem ›Mann‹ sprechen Sie jetzt?«
    »Der bei Ihnen wohnt – heißt er wirklich Alfie?«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, das ist mein Bruder.«
    »Sie haben gar keinen Bruder, Nina.«
    Ihr Mund klappte ein kleines Stück auf. Er sah, wie sie rot wurde.
    » Woher wollen Sie das wissen?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Ich bin Polizist; wir sind ganz gut darin, Sachen herauszufinden.« Rebus machte eine Pause. »Also wer ist das?«
    »Er … wohnt bei mir.«
    Rebus nickte langsam. » Warum haben Sie gelogen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Dachten Sie, Ihre weiblichen Reize würden nicht mehr bei mir ziehen, wenn es da jemanden in Ihrem Leben gäbe?«
    Sie hatte den Blick gesenkt. Ihre Hände ruhten nun in ihrem Schoß, die Handflächen nach oben. »Möglich«, gestand sie leise.
    »Außerdem funktioniert die Nummer mit der trauernden Mutter in den Medien wahrscheinlich besser, wenn nicht noch jemand zu Hause wartet.«
    »John …«
    Er bedeutete ihr, nicht fortzufahren. Sein Bier war noch nicht mal zur Hälfte ausgetrunken, aber er wusste, er würde es stehen lassen. Ihm war flau im Magen von dem unverdauten Fleisch und dem nachquellenden Reis. Er stand auf. Nina Hazlitt rührte sich nicht. Sie schien von ihren eigenen Händen fasziniert. Vielleicht war es aber auch einfach nur die Pose, die in der Vergangenheit immer gut funktioniert hatte. Rebus stützte sich mit den Fingerknöcheln an der Kante des kleinen Tischchens ab, beugte sich zu ihr hinunter und senkte die Stimme.
    »Sie will Sie nicht sehen«, sagte er. »Aber wenn Sie mich fragen: Ich glaube nicht, dass sie die Absicht hat, der Welt etwas über ihren Vater zu erzählen.«
    Nina Hazlitt zuckte zusammen, riss den Kopf hoch. » Wo ist sie?«, fragte sie.
    Rebus schüttelte den Kopf und richtete sich auf.
    »Haben Sie sie gesehen?«
    Er wandte sich zur Tür. Sie stand jetzt ebenfalls. »Ich flehe Sie an!«, rief sie, und der Barmann ermahnte sie, leise zu sprechen. »Ich will mich nur entschuldigen, das ist alles! Werden Sie ihr sagen, dass es mir leidtut? John! Werden Sie ihr das sagen …?«
    Aber Rebus hatte die Tür schon aufgezogen, ließ Nina Hazlitt und ihre Welt hinter sich. Auf der Heimfahrt rechnete er mit jeder Menge Anrufe oder SMS , aber es kam nichts. Nachdem er geparkt hatte, nahm er sein Handy und suchte die Nummer von Sally Hazlitt. Er gab eine Nachricht ein – Sie sagt, es tut ihr leid – und sendete sie, ohne zu wissen, ob sie jemals würde gelesen werden …
    Nach Bert Jansch waren jetzt die Stones dran und anschließend Gerry Rafferty. Rebus hatte eine ganze Menge Highland Park intus und keine Ahnung, ob er sich dadurch besser oder schlechter fühlte. Er hatte das Nylonplektrum aus der Tasche gezogen, das die Firma Jim Dunlop vor so vielen Jahren hergestellt hatte, und rieb es zwischen den Fingern, während er über Nina Hazlitt

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