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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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liegt eine vierzigminütige Autofahrt.« Er starrte Rebus noch einen Moment länger an, dann schüttelte er langsam den Kopf und ging zur Tür, griff tief in die Tasche nach dem Schlüssel. »Kommen Sie, sehen Sie sich’s an«, rief er. »Ich frage erst gar nicht nach einem Durchsuchungsbeschluss, Sie sind ja nicht mal Polizist.« Die Tür schlug auf, Magrath verschwand im Innern und machte Licht. Rebus stieg aus dem Wagen, streckte sich und blickte nach links und rechts. Niemand zu sehen. Keine Menschenseele. Er ging zum Eingang und blieb dort stehen. An einer Wand selbstgezimmerte Regale voller Plastikbehälter mit Elektroteilen: Steckdosen, Schalter, Sicherungen, Verteilerdosen. Eine Werkbank nahm die gesamte Länge der gegenüberliegenden Wand ein, wo sich auch das Fenster befand. An beiden Seiten des Fensters hingen Werkzeuge an Nägeln und Haken. Überall auf der Werkbank kaputte Geräte, die Einzelteile ordentlich nebeneinander aufgereiht, vermutlich in der Reihenfolge, in der sie zerlegt worden waren. Magrath stopfte sich Schrauben, Unterlegscheiben und Dübel in die Jackentaschen.
    »Schauen Sie sich gut um«, sagte er. »Ziehen Sie die Schubladen auf, wenn Sie mögen. Da sind auch noch Kisten und Keksdosen unter der Werkbank – die dürfen Sie nicht vergessen …«
    »Sehen Sie mich an«, sagte Rebus leise. Magrath drehte den Kopf. »Kennen Sie die Geschichte von Dennis Nilsen?«
    »Sollte ich?«
    »In den Abwasserkanälen in seiner Straße wurden menschliche Leichenteile gefunden. In dem Moment, als er den Beamten des CID die Tür aufmachte, wusste der Detective Bescheid.« Rebus hielt inne. »Das war in London, aber als ich Sie gestern gesehen habe, war es genauso. Ich weiß es, Kenny. Ich habe es in Ihren Augen gesehen. Vergessen Sie das nicht.« Er legte erneut eine Pause ein. » Wenn Sie den Schraubenzieher in Ihrer Hand benutzen wollen, ist das jetzt vielleicht Ihre einzige Chance …«
    Magrath sah auf seine Hand und auf das Werkzeug, das er fest umklammert hielt. Er legte es wieder auf die Werkbank, ließ sich Zeit.
    »Ich sehe, dass Sie methodisch vorgehen«, fuhr Rebus fort und ließ den Blick durch die Garage wandern.
    »Sie sind ordentlich, und Sie sind vorsichtig. Das erklärt, warum Sie all die Jahre unter dem Radar abtauchen konnten – das und dass Sie einen Bruder haben, der sein Menschenmöglichstes getan hat, Sie im Auge zu behalten. Aber jetzt haben wir Sie auf dem Schirm, Kenny. Ganz eindeutig, und außer Ihnen kommt weit und breit kein anderer in Frage.«
    »Ich habe nichts getan.«
    »Jetzt gerade denken Sie an die Mädchen – vor allem an Annette McKie. Sie ist Ihnen noch am besten im Gedächtnis. Sie spüren noch Ihre Finger an ihrem Hals.«
    »Sie sind ja irre.« Magrath sah sich um, als würde er überlegen, ob er etwas vergessen hatte. Er legte jeweils eine Hand auf seine ausgebeulten Taschen, dann ging er auf Rebus zu. Rebus trat einen Schritt zurück, damit Magrath das Licht ausschalten und die Tür wieder abschließen konnte.
    »Haben Sie’s Gregor erzählt, oder ist er Ihnen auf die Schliche gekommen? Vielleicht hat er die Warnsignale schon erkannt, als Sie noch Kinder waren.«
    » Welche Signale?«
    »Haben Sie Fröschen die Beine ausgerissen? Katzen und Hunden Böller an die Schwänze gebunden …«
    Magrath schüttelte den Kopf. »So bin ich nicht – gehen Sie und fragen Sie ihn.«
    »Vielleicht mache ich das sogar. Es wird Zeit, dass er’s sich von der Seele redet. Dasselbe gilt für Ihre Frau …«
    »Lassen Sie Maggie aus dem Spiel!«
    »Dafür ist es ein bisschen spät.«
    »Dann helfen Sie mir, ich …« Magrath konnte seinen Zorn gerade noch so im Zaum halten. Als er tief Luft holte und wieder ausatmete, klang es wie ein Knurren. Rebus wich nicht zurück, wartete ab, was er als Nächstes tun würde. Magrath schien seine Möglichkeiten abzuwägen, wandte sich schließlich um und ging auf seinen parkenden Transporter zu.
    » Wohin wollen Sie, Kenny?«
    Keine Antwort.
    »Sie waren in Pitlochry, nicht wahr?«
    Magrath stieg jeden Blickkontakt meidend in den Transporter. Rebus ging langsam auf ihn zu. Der Schlüssel wurde im Zündschloss gedreht, und Magrath fuhr an, wollte in drei Zügen wenden. Ein Kleinbus, der von Cromarty kommend um die Kurve bog, musste abrupt bremsen, um ihn nicht zu erwischen. Hinten drin saß eine Handvoll Schulkinder. Der Fahrer hupte, aber Magrath ignorierte ihn, dann rauschte der Transporter Richtung Fortrose davon. Rebus zündete sich

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