Maedchengrab
können«, beschwerte sich Arnold, als er Rebus draußen vor dem Präsidium der Northern Constabulary begrüßte.
Rebus hatte eine braune Papiertüte dabei, die Arnold entgegennahm und öffnete. Er fischte ein Croissant heraus, in das er sofort hineinbiss. Dann bedeutete er Rebus, ihm ins Gebäude zu folgen, wo Rebus als Besucher registriert wurde und einen Ausweis ausgehändigt bekam, den er »jederzeit sichtbar« zu tragen hatte.
Arnold kaute noch, als sie das Ermittlungszimmer erreichten. Er machte eine weitere Geste – mit der er Rebus wissen ließ, dass er warten möge –, dann verschwand er durch die Tür. Als er wieder herauskam, hielt er einen transparenten Plastikumschlag mit mehreren DVD s in der Hand.
»Laptop?«, fragte er.
Rebus schüttelte den Kopf.
Arnolds Mundwinkel zuckten, als wollte er sagen, er habe nichts anderes erwartet.
Dann führte er Rebus den Gang entlang, bis er ein Zimmer mit einem unbesetzten Schreibtisch fand. Er wackelte an der Maus, aktivierte den Monitor und gab sein Passwort ein.
»CaleyThis?«, hakte Rebus nach.
»Die Abkürzung von Caledonian Thistle.« Arnold zog den Stuhl heraus und nickte Rebus zu, er möge sich setzen. Das Laufwerk befand sich unter dem Schreibtisch auf dem Boden, und er hockte sich davor und schob die erste DVD ein.
»Acht Stunden Material«, warnte er Rebus.
»Ich werde nicht annähernd so lange brauchen.«
» Wenn jemand fragt, erzählen Sie ihm irgendeine Geschichte.«
»In der Ihr Name nicht vorkommt«, ergänzte Rebus. Dann streckte er die Hand aus. »Danke, Gavin.«
Die beiden Männer gaben sich die Hand, und Arnold ließ Rebus allein.
Rebus glaubte, er könne sich auf eine bestimmte Stunde konzentrieren – die jeweils dreißig Minuten vor und nach Annette McKies Ankunft in Pitlochry. Die erste DVD brachte ihm gar nichts, da war es noch zu früh am Tag. Ebenso wenig die zweite und dritte DVD . Bei der vierten betätigte er den Suchlauf und behielt dabei die Uhr oben in einer Ecke des Bildschirms im Auge. Als er schließlich zufrieden war mit dem, was er dort sah, beugte er sich vor und beobachtete aufmerksam.
Dempsey konnte seinen Gesichtsausdruck zunächst nicht deuten. Als es ihr dann doch gelang, verhärtete sich ihre Miene. » Wie zum Teufel sind Sie hier reingekommen?«
Rebus hatte den Besucherausweis in seiner Tasche verschwinden lassen. »Ist doch kein Verbrechen, oder?«, fragte er.
»Genau genommen ist es das schon.«
Er hatte sie in einem der Besprechungszimmer gefunden. Sie hatte gesessen, war dann aber aufgestanden. Der Beamte, der mit ihr dort saß, fragte sich, was vor sich ging. Dempsey entließ den Mann mit einer Handbewegung und der Ankündigung, dass sie ihr Gespräch später fortsetzen würden. Kaum war sie mit Rebus allein, verschränkte sie die Arme und wartete.
»Ich habe ihn«, war alles, was Rebus sagte. Sie sah, dass er eine kleine silberfarbene Scheibe in der Hand hielt.
Noch am selben Nachmittag wurden beide Magrath-Brüder sowie Kennys Frau Maggie zur Vernehmung ins Präsidium gebracht. Dempsey war offensichtlich der Ansicht, dass die Bewilligung der beantragten Durchsuchungsbeschlüsse nicht lange würde auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit wurden in Rosemarkie die Nachbarn befragt.
Die Medien reagierten prompt. Schon bald schlossen sich die Reihen der Reporter vor dem Präsidium, ein Sendewagen mit Satellitenschüssel wurde in Stellung gebracht. Das Fernsehen war bislang noch nicht eingetroffen, zumindest nicht, soweit Rebus das vom Fenster des Ermittlungsraums aus beurteilen konnte. Er hatte darum gebeten, bei den Vernehmungen dabei sein zu dürfen, aber Dempsey hatte es ihm untersagt. Er sei nicht mal mehr im aktiven Polizeidienst – ein Anwalt könne sich dies auf »potentiell verheerende Weise« zunutze machen.
»Tatsächlich«, wurde ihm von Dempsey beschieden, »wäre es das Beste, Sie würden nach Edinburgh zurückfahren. Und helfen Sie mir auf die Sprünge, wie sind Sie noch mal hier reingekommen …?«
Sie sagte, sie würde ihn anrufen, wenn es etwas Neues gab – sie wolle nicht, dass er sie für undankbar hielt. Bislang hätten sie aber nichts außer Mutmaßungen. Möglicherweise würde sich alles als dummer Zufall entpuppen.
Und das war’s: Rebus wurde nach Hause geschickt.
Er sendete eine kurze Dankes- SMS an Gavin Arnold, da er ihn nicht fand, und ging. Raymond, Dempseys Neffe, nickte ihm draußen zur Begrüßung zu und fragte, ob er einen Kommentar abgeben wolle. Die
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