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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sie warten, umso dümmer stehen Sie später da.«
    »Alex«, sagte Dempsey, und allein ihr Tonfall verriet dem Fahrer, was sie von ihm erwartete. Er stieg aus, kam auf Rebus’ Seite des Wagens herum und riss die Tür auf.
    »Sie müssen ihn festnehmen«, sagte Rebus noch, als ihn Dempseys Mann schon am Revers packte. Rebus schaute ihr noch einige Sekunden in die Augen, dann fand er sich auf dem Bürgersteig wieder. Der Fahrer schlug die Tür zu. Rebus beugte sich hinunter, um noch einmal in den Wagen zu sehen, aber Dempsey blickte in die andere Richtung.
    »Vielen Dank auch, Alex!«, rief Rebus und winkte dem Fahrer hinterher. »Fahr schön vorsichtig!« Der Wagen blinkte, fuhr an und fädelte sich in den Verkehr ein. Rebus blieb an der Durchfahrtsstraße stehen.
    Irgendwo am Stadtrand von Inverness. Er hatte keine Ahnung, wie er jetzt zu seinem Saab zurückkam.
    »Das hast du mal wieder toll gemacht, John«, brummte er vor sich hin und griff in die Tasche nach seinen Zigaretten.
    Am Ende lief es auf einen Fußmarsch von fünfunddreißig Minuten hinaus, und nur einer der von ihm befragten Passanten schickte ihn in die falsche Richtung …
    Die Garage war nicht schwer zu finden – er ging einfach ins Pub und fragte. Das Pub lag an einer scharfen Kurve am nördlichen Ende von Rosemarkie an der Straße, die runter zum Strand und den Häusern der beiden Magrath-Brüder führte. Die Garage stand direkt gegenüber neben einem modernen Bungalow und einer niedrigen Steinmauer, die beide voneinander trennte. Davor befand sich ein Kiesparkplatz, auf dem Rebus seinen Saab abstellte. Das hölzerne Garagentor war mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Es gab nur ein Fenster, das von außen mit Maschendraht gesichert und von innen mit einer Art Plastiktüte abgedeckt war, um neugierige Blicke abzuhalten. Rebus kehrte zu seinem Wagen zurück und schaltete den CD -Player wieder ein. Außer warten gab es nichts zu tun. Er hatte sich im Pub mit Vorräten versorgt – zwei Tüten Käse-Zwiebel-Chips und zwei kleinen Tüten gesalzene Erdnüsse. Er hatte noch eine halb volle Flasche Wasser auf dem Beifahrersitz. Es kamen nicht viele Autos vorbei. Soweit er wusste, kam man auf der Straße nur nach Cromarty. Er sah auf der Karte nach und stellte fest, dass es die A832 war. Mit dem Finger fuhr er die Strecke zurück zur A9 und von dort bis ganz runter in den Süden nach Perth. Dann wieder rauf, dieses Mal blieb er auf der A9 bis zum Dornoch Firth, bog dann wieder ins Landesinnere ab nach Tongue. Sein Finger blieb dort liegen, als er sich an den Ausblick von Samanthas Haus erinnerte und wie es darin ausgesehen hatte, soweit man das durch das Wohnzimmerfenster hatte erkennen können. Was er gesehen hatte, vermittelte ihm eine Vorstellung von ihrem Leben. Durness und Laxford, Colaboll und Lairg, dann Edderton. Rebus presste die Handinnenflächen auf das Lenkrad seines Saab.
    »Hast ganz schön was auf dem Buckel, du Oldtimer«, sagte er zu seinem Wagen.
    Als die CD zu Ende war, versuchte er es mit dem Radio, aber der Empfang war unzuverlässig, und außer Ceilidh-Musik konnte er nichts störungsfrei empfangen. Also nahm er John Martyn aus dem Player, legte die frühen Wishbone Ash auf, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Als er aufwachte, war es absolut still. Sein Nacken fühlte sich steif an, er drehte den Kopf und sah auf die Uhr. Er konnte die Zeiger nicht erkennen, sah stattdessen aufs Handy. Zwei Uhr morgens. Das Pub lag im Dunkeln. Er nahm einen Schluck Wasser und stand auf, ging zur Garage und pinkelte an die Wand. Wieder im Saab sah er erneut auf sein Handy, checkte den Nachrichteneingang, aber da war nichts. Er rieb sich Arme und Beine, bis wieder Gefühl hineinkam. Die Temperaturen würden nicht unter null sinken: Dafür war die Wolkendecke zu dick. Eine Zeit lang starrte er auf das Vorhängeschloss an der Garagentür, dann verschwamm sein Blick, und ihm fielen die Augen zu.

61
    Eine Faust an der Scheibe weckte ihn. Draußen wurde es schon hell, und als er den Kopf drehte, sah er Kenny Magraths Gesicht nur wenige Zentimeter vor seinem eigenen. Magrath riss die Tür des Saab auf.
    » Was zum Teufel haben Sie hier verloren?«, herrschte er Rebus an.
    »Ich will verhindern, dass Sie was fortschaffen.«
    »Fortschaffen?«
    »Beweise.«
    »Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Es ist sieben Uhr morgens – was wollen Sie denn sonst hier?«
    »Ich hole, was ich für die Arbeit brauche«, erklärte Magrath. »Vor mir

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