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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Pitlochry …
    Eine ungeölte Transportertür ging quietschend auf und wurde wieder zugeschlagen. Mrs Magrath stand auf, als sich die Haustür öffnete.
    »Ich hab nur zehn Minuten«, dröhnte eine Männer stimme. Kenny Magrath kam ins Zimmer, musste zweimal hinsehen, als er den Fremden dort entdeckte.
    »Das ist Detective Rebus«, erklärte seine Frau.
    »Ich weiß, wer das ist – Gregor hat mir deswegen gerade schon in den Ohren gelegen.« Er zeigte mit dem Finger auf Rebus. »Sie sind hier nicht willkommen.«
    Seine Frau blickte von einem Mann zum anderen. » Was ist denn los?«
    Kenny Magraths Blick durchbohrte Rebus. Er war größer und breiter als sein Bruder und ungefähr zehn Jahre jünger. Sein Haar war dicht und wurde erst allmählich silbrig an den Schläfen. Scharf geschnittene Gesichtszüge und tief liegende Augen unter buschigen Augenbrauen. Rebus hielt seinem Blick stand, hatte nichts dagegen, es mit ihm aufzunehmen. Er war aufgestanden und hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben, um anzuzeigen, dass er es nicht eilig hatte zu gehen. Die Finger seiner rechten Hand strichen über das Plektrum.
    »Ich fordere Sie auf zu gehen.« Magrath wies Richtung Tür. Dann zu seiner Frau: »Maggie, ruf die Polizei.«
    »Aber er ist doch von der Polizei.«
    »Laut Gregor nicht.«
    Maggie Magrath sah Rebus an, fühlte sich von ihrem Gast hinters Licht geführt.
    »Ich habe mit den Ermittlungen in Edderton zu tun«, behauptete Rebus und starrte Magrath dabei unverwandt in die Augen.
    »Er ist aus Edinburgh«, erklärte Magrath seiner Frau. »Hat hier überhaupt nichts verloren, platzt einfach bei unbescholtenen Leuten ins Haus …«
    Rebus war kurz davor zu erwidern, dass man ihn hereingebeten hatte, aber er wollte Maggie Magrath nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. » Wir müssen reden«, sagte er zu Magrath.
    »Müssen wir nicht.« Magrath machte einen Schritt auf Rebus zu.
    »Ich weiß immer noch nicht, worum es eigentlich geht«, beschwerte sich seine Frau.
    »Es geht um die toten Frauen, Mrs Magrath«, antwortete ihr Rebus.
    Magrath bleckte die Zähne und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. »Soll ich Sie rauswerfen?« Rebus wusste, dass eine Rangelei Maggie Magraths makelloses Wohnzimmer in Unordnung bringen würde. Er fixierte Magrath weiter.
    »Vielleicht können wir uns draußen unterhalten.«
    » Wir unterhalten uns nirgendwo!« Magraths Finger um klammerten jetzt Rebus’ Unterarm.
    »Lassen Sie mich los«, sagte Rebus leise.
    »Erst wenn Sie tun, was ich verlange.«
    »Ich gehe«, versicherte Rebus. »Sobald Sie Ihre Hand von meinem Arm nehmen und mir ersparen, sie brechen zu müssen.«
    »Das klingt nach einer Drohung.« Magrath lockerte seinen Griff und machte einen Schritt von Rebus weg. »Am besten verschwinden Sie, solange Sie noch können.«
    » Wer droht hier wem?«
    »Ich drohe niemandem«, sagte Magrath. »Und meine Frau kann das bezeugen.«
    Maggie Magrath brachte es nicht über sich, Rebus ins Gesicht zu sehen, und er merkte, dass sie plötzlich begriff – entweder wusste sie es, oder sie hatte einen Verdacht. »Gehen Sie einfach«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    » Wir sprechen uns noch, so oder so«, sagte Rebus und ging zur Tür.
    »Einen Teufel werden wir!«, erwiderte der Mann.
    Draußen stand der kleine weiße Transporter mit dem Namen an der Seite: MAGRATH . Er hatte hinten Fenster, aber sie waren übermalt. Vorn lag nichts außer ein bisschen Werkzeug und einer alten Boulevardzeitung. Rebus gab das Kennzeichen in sein Handy ein und speicherte es, bevor er wieder zur Uferstraße ging.

60
    » Was machen Sie hier?«, fragte Gillian Dempsey.
    »Ich wollte zu Ihnen«, sagte Rebus. Er hatte eine Stunde draußen vor dem Präsidium der Northern Constabulary auf sie gewartet. »Ich hatte am Empfang darum gebeten, Ihnen Bescheid zu geben.«
    »Ich hatte viel zu tun.« Sie ging zu ihrem Wagen. Der Fahrer hielt ihr bereits die Tür auf. Dempsey hatte Mühe zu verhindern, dass ihr der Papierstapel entglitt, den sie sich unter den Arm geklemmt hatte, während sie gleichzeitig auch noch eine Schulter- und eine Aktentasche schleppte. Die wenigen auf dem Bürgersteig wartenden Journalisten wussten bereits, dass sie nicht damit rechnen durften, Fragen beantwortet zu bekommen. Sie wurden von zwei uniformierten Beamten auf Abstand gehalten, denen es irgendwie gelang, diese undankbare Aufgabe zu erfüllen.
    »Man wollte mich nicht reinlassen«, fuhr Rebus fort und ging neben Dempsey.

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