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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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»könnt ihr nicht nett miteinander spielen?«
    »Er hat angefangen«, hatte Rebus erwidert in der Hoffnung, Bliss ein Lächeln abzuringen. Vergeblich, wie sich herausstellte.
    Er telefonierte mit Siobhan Clarke, ließ sich von ihr über den aktuellen Stand der Ermittlungen in Inverness aufklären, da Gavin Arnold – vermutlich von Dempsey – verwarnt worden war. Clarke konnte nicht viel weiterhelfen. Jetzt, da das Team in Inverness sämtliche Informationen über Annette McKie aus Edinburgh bekommen hatte, ließ man James Page und seine Mitarbeiter am ausgestreckten Arm verhungern. Dempsey war sogar runtergefahren, hatte Gail McKie, Frank Hammell und Thomas Redfern höchstpersönlich noch einmal vernommen. Außerdem wurden die Aufzeichnungen der Überwachungskamera an der Bushaltestelle auf eine entsprechende Anfrage hin an das Präsidium der Northern Constabulary weitergeleitet.
    »Nichts davon wird ihnen helfen«, hatte Rebus Clarke gesagt. »Die fischen im Trüben, weil sie sonst nichts zu tun haben.« Weder in Magraths Transporter noch im Landrover war irgendetwas Verdächtiges gefunden worden. Auch nach gründlichen Tests konnten keine weiteren Fremdkörper an Annette McKies Leiche gefunden und auf Kenny Magrath zurückgeführt werden – das Schamhaar stammte tatsächlich von Frank Hammell. Schließlich wurde ihr Leichnam zur Beerdigung freigegeben, und auch für die anderen vier Opfer fanden Trauerfeiern statt. Rebus verfolgte die Berichterstattung im Fernsehen: Darryl führte die Trauernden an, seine Mutter klammerte sich an seinen Arm, von Hammell weit und breit keine Spur. Rebus stellte fest, dass er den Friedhof kannte: Es war derselbe, auf dem Jimmy Wallace lag. Er erinnerte sich an jenen Tag, an die Sargträger, die wehklagende Witwe und an Tommy Beamish, der ihn angesprochen hatte.
    Vielen geht’s wie Jimmy – bekommen die goldene Uhr überreicht, und schon sind sie unter der Erde … Arbeitest du deshalb immer noch?
    Natürlich, verdammt noch mal. Was zum Teufel sollte er bloß nächste Woche machen? Angeln gehen? Sich einen Hund anschaffen? Oder doch lieber ins Glas stieren wie viele Rentner aus seinem Bekanntenkreis, die ihre Abstecher in die Kneipe fast wie einen Job betrachteten …
    Irgendwann war er Malcolm Fox auf der Treppe begegnet, und Fox war stehen geblieben, um ihm mitzuteilen, dass die Abteilung für Inneres nicht mehr »aktiv gegen ihn ermitteln« würde.
    »Ach?«
    »Das heißt natürlich nur vorläufig. Also viel Glück mit Ihrer Bewerbung.«
    »Danke schön.«
    »Ich mein’s ernst«, sagte Fox, und sein Blick bohrte sich in Rebus. »Ich möchte, dass Sie wieder in den Dienst aufgenommen werden. Früher oder später werden Sie’s vermasseln, und dann lernen wir einander besser kennen. Ich hoffe nur, dass Sie keine guten Leute wie Siobhan Clarke mit in den Abgrund reißen …«
    Am Donnerstag hatte Elaine Robison Zeit und Ort für ein paar Abschiedsdrinks am folgenden Abend verabreden wollen, aber Peter Bliss hatte nichts mehr von der Idee gehalten.
    »Ich hab schon was vor«, hatte er gesagt.
    »Dann am Wochenende?«
    Bliss hatte den Kopf geschüttelt. »Lassen wir’s einfach bleiben, oder? Gibt ja auch keinen Grund zum Feiern.«
    »Peter …«
    Aber Bliss hatte sich entschieden. Er brachte es nicht einmal mehr über sich, Rebus direkt anzusehen. Erst wieder am Freitagnachmittag, als sie den Inhalt ihrer Schreibtischschubladen in Plastiktüten leerten und sich anschickten, das Büro zum allerletzten Mal zu verlassen. Daniel Cowan hatte sich bereits verabschiedet – er war voller Elan zu einer Besprechung mit seiner neuen Einheit entschwunden. Robison war auf dem Klo. Auf diesen Augenblick hatte Bliss gewartet, um Rebus zur Rede zu stellen.
    »Gregor Magrath war immer einer von den Guten gewesen«, erklärte er. »Und für mich wird er das auch bleiben. Du willst sein Vermächtnis in den Dreck ziehen. Damit will ich nichts zu tun haben, und ich werde dir das niemals verzeihen.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Rebus.
    »Er geht durch die Hölle. Aufgrund deiner Behauptungen musste er zur Vernehmung.« Farbe stieg in Bliss’ Wangen, seine Stimme fing an zu zittern.
    »Er hat seinen Bruder über Jahre gedeckt.«
    »Leg eine andere Platte auf, Rebus.«
    »Magrath hat dich ausgenutzt, Peter – ist es das, was dir so gegen den Strich geht?«
    »Der Mann hat ein bisschen Achtung verdient.«
    »Und was haben die Opfer verdient?«
    Bliss machte ein kehliges Geräusch,

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