Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
über Edderton nichts, nicht einmal bei den brandheißen Tickermeldungen ganz unten am Bildschirmrand.
    » Was zum Teufel soll ich jetzt machen?«, fragte sich Rebus. Dann wusste er die Antwort. »Zigarette«, sagte er und stand auf.
    Vierzig Minuten später saß er wieder in der Lounge und starrte ins Leere, in seinem Kopf schwirrten die Gedanken, als er ein bekanntes Gesicht entdeckte: Gavin Arnold in voller Uniform, die Kappe unter den Arm geklemmt.
    » Was machen Sie denn hier?«, fragte Rebus ihn.
    »Sie suchen, auf Geheiß von DCS Dempsey. Das Hotel war die Nummer zwei auf meiner Liste.«
    »Nach?«
    »Dem Lochinver.«
    » Wollen Sie sich setzen?«
    Arnold schüttelte den Kopf, stand hoch aufragend vor Rebus.
    »Ich hab behauptet, ich sei im House of Bruar«, fuhr Rebus fort.
    »Offensichtlich ist sie nicht drauf reingefallen. Ich habe die Anweisung, Sie zur A9 zu begleiten und bis Daviot an Ihnen dranzubleiben.«
    »Der Sheriff verweist mich also der Stadt?«
    »So ist es. Also, auf geht’s.«
    »Ich habe Sie nicht verpfiffen, Gavin.«
    »Das weiß ich. Aber wenn sie’s sich erst mal in den Kopf gesetzt hat, wird sie keine fünf Minuten brauchen, um herauszufinden, dass ich Ihnen den Besucherausweis beschafft habe.«
    »Dann sorgen wir mal schleunigst dafür, dass Dempsey wieder gut auf Sie zu sprechen ist.« Rebus erhob sich und griff nach seiner Jacke. »Falls Sie gerüchteweise was hören sollten …«
    » Wären Sie dankbar für einen Hinweis?«, erriet Arnold lächelnd. »Sagen Sie mal, haben alle Ihre Freunde ständig das Gefühl, mit dem Kopf in der Schlinge zu stecken?«
    »Das müssen Sie meine Heerscharen von Freunden schon selbst fragen.«
    »Müssen Sie noch bezahlen?« Arnold nickte Richtung Teekanne.
    »Schon passiert«, versicherte ihm Rebus.
    »Dann sind wir so weit.«
    Rebus blieb vor ihm stehen, ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. »Kenny Magrath ist es gewesen, Gavin. Ich war mir in meinem ganzen Leben noch keiner Sache so sicher.«
    »Dann werden wir ihn fassen«, sagte Arnold.
    » Werden wir das? Das gelingt uns nämlich nicht immer, wissen Sie?«
    Als sie an der Rezeption vorbeigingen, dachte Rebus an Sally Hazlitt und die neue Identität, die sie sich zugelegt hatte. Wie sie fern von Freunden und Verwandten immer in Bewegung blieb, nie ganz sicher sein konnte, wem sie vertrauen durfte, ständig auf der Hut …
    Arnolds Streifenwagen blieb bis zum Ortsschild von Daviot an Rebus dran, dann ließ er sich zurückfallen und blendete zweimal auf, als wolle er sich endgültig verabschieden.

Teil sechs
    Woke up this morning, I had snow in my eyes
And I’ve been sleeping under terrible skies …

64
    Nichts geschah.
    Rebus ging jeden Tag zur Arbeit und sah zu, wie immer mehr Kisten verschwanden. Männer in Overalls holten sie mit Rollwagen ab, und jemand aus der Abteilung für ungelöste Fälle des Crown Office tauchte auf, um sich bei den Mitarbeitern der SCRU für ihre Dienste zu bedanken und ihnen zu versichern, dass keiner der Fälle bei Lothian and Borders in Vergessenheit geraten würde. Der Kollege schien Daniel Cowan bereits zu kennen, und gemeinsam verschwanden sie in eine ausgedehnte Mittagspause. Danach kam Cowan mit rosigen Wangen und einem breiten Grinsen wieder.
    »Sie haben den Job, oder?«, fragte Elaine Robison, während Rebus und Peter Desinteresse heuchelten.
    »Noch ist nichts offiziell.«
    »Aber Sie haben ihn«, fuhr sie fort, und Cowans Grinsen wurde noch breiter.
    Die SCRU sollte Ende der Woche abgewickelt werden, aber schon am Mittwoch waren alle Regale leer. Ein IT -Techniker machte sich an den Computern zu schaffen, speicherte Daten auf eine einzige tragbare Festplatte und löschte alles andere.
    »Dann können wir die Geräte wiederverwenden«, erklärte er.
    Rebus fühlte sich an die Szene in 2001: Odyssee im Weltraum erinnert, in der die Stimme von HAL immer langsamer wurde.
    »Da steckt viel Herzblut drin«, meinte Bliss.
    Rebus war eines Abends mit ihm trinken gegangen und hatte ihm seine Theorien über Gregor und Kenny Magrath auseinandergesetzt. Bliss hatte nichts davon für möglich halten wollen und war schließlich grußlos gegangen, seither begegnete er Rebus nur noch mit professioneller Höflichkeit. Rebus hatte seinem Kollegen einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt – Versuch dich zu erinnern: Fällt dir was auf? –, denBliss zerknüllt und in den Papierkorb geworfen hatte.
    »Sagt mal, ihr beiden«, hatte Robison geschimpft,

Weitere Kostenlose Bücher