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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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während wir warten«, setzte Rebus hinzu, »könnten wir vielleicht kurz mit Stefan sprechen …«
    Als Soames die Tür zumachte, rutschte Clarke näher an den Heizofen heran, um sich die Hände zu wärmen.
    »Kannst du dir das vorstellen? Rund um die Uhr bei Wind und Wetter zu arbeiten?«
    Rebus durchschritt den Raum, musterte die an einer Pinnwand aushängenden Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften sowie Briefe und Formulare, die sich neben dem Wörterbuch stapelten. Ein Ladegerät lag ebenfalls dort, aber kein Handy. Ein Kalender zeigte das Foto eines blonden Models auf einem knallroten Motorrad.
    »Ist halt ein Job«, meinte er. »Heutzutage ist das eine Menge wert.«
    »Also, was denkst du?«
    »Sie kann auf keinen Fall hier vorbeigekommen sein, ohne gesehen zu werden.«
    Clarke nickte. »Vielleicht hat sie einen Umweg über die Felder gemacht.«
    » Warum hätte sie das tun sollen?«
    »Um keine Pfiffe zu provozieren.« Sie sah ihn an. »Das kommt immer noch vor.«
    »Du musst es ja wissen.«
    »Allerdings, ja.« Sie sah sich um. » Was meinst du, was die hier in ihrer Freizeit machen?«
    »Trinken, Karten spielen, Pornos gucken.«
    »Du musst es ja wissen«, äffte sie ihn nach, als die Metalltür stockend aufging. Dort stand ein Mann Anfang vierzig mit verschleiertem Blick und grau melierten Siebentagebart. Sein Blick traf den von Rebus.
    »Hi, Stefan«, sagte Rebus. »Ich hoffe doch, du bist sauber geblieben?«
    Stefan Skiladz hatte über die Hälfte seines Lebens in Schottland verbracht, drei Jahre davon im Gefängnis, verurteilt wegen schwerer Körperverletzung nach einem Saufgelage in der Wohnung eines Freundes in Tollcross. Rebus hatte damals vor Gericht gegen ihn ausgesagt, und obwohl Blut auf Skiladz’ Kleidung und seine Fingerabdrücke auf einem Küchenmesser gefunden worden waren, hatte Skiladz auf nicht schuldig plädiert.
    Sie saßen zu dritt am Tisch, während Rebus all dies ausführte. Kaum war er fertig, brach Skiladz das Schweigen mit einer Frage:
    » Worum zum Teufel geht es hier eigentlich?«
    Clarke schob ihm das Foto von Annette McKie zu.
    »Sie wird vermisst. Wurde zuletzt in Pitlochry gesehen, von wo aus sie Richtung Norden weitertrampen wollte.«
    »Und?« Skiladz nahm das Foto, sein Gesicht verriet keinerlei Emotion.
    »Ihr fahrt doch bestimmt öfter nach Pitlochry rein«, erwiderte Rebus. »Tabak und Wodka besorgen.«
    »Kommt vor.«
    »Vielleicht hatte jemand Mitleid mit ihr.«
    »Und hat sie hier abgesetzt? Dann hätte sie besser warten sollen, bis einer kommt, der sie ein Stück weiter mitnimmt.« Skiladz blickte von dem Foto auf. »Oder etwa nicht?«
    » Wahrscheinlich schon.«
    » Würden Sie das Foto bitte behalten und rumzeigen?«, fragte Clarke.
    »Sicher.« Er warf einen weiteren Blick darauf. »Hübsches Mädchen. Ich habe eine Tochter, die sieht ihr ein bisschen ähnlich.«
    »Hat Ihnen das geholfen, von der schiefen Bahn runterzukommen?«
    Skiladz starrte Rebus an. »Ich hab aufgehört zu saufen. Und meine fünf Sinne wieder beisammen.« Er tippte sich mit einem geschwärzten Finger an die Stirn. »Und ich lasse mich in keinen Streit mehr reinziehen.«
    Rebus dachte einen Augenblick nach. »Hatte einer der anderen hier schon mal Ärger?«
    »Mit dem Gesetz, meinen Sie? Warum sollte ich Ihnen das verraten?«
    » Weil wir dann vielleicht nicht noch mal mit den Kollegen von der Einwanderungsbehörde oder vom Finanzamt herkommen müssten. Und während wir noch dabei wären, die Papiere und Vorstrafen eines jedes Einzelnen zu überprüfen, käme Ihr Name bereits in den Nachrichten …«
    Skiladz’ Blick bohrte sich in Rebus. »Sie waren schon damals ein Arschloch. Bloß noch nicht so alt und so fett.«
    »Dem kann ich kaum widersprechen.«
    »Also, wie lautet Ihre Antwort?«, setzte Clarke hinzu.
    Skiladz drehte sich zu ihr. »Der ein oder andere«, sagte er.
    »Der ein oder andere was?«
    »Hatte in der Vergangenheit schon mal Probleme.«
    Sie stand auf und fand einen Block liniertes Papier, den sie ihm hinlegte, wobei sie darauf achtete, das Foto nicht zu verdecken.
    »Schreiben Sie die Namen auf«, sagte sie.
    »Das ist doch bescheuert.«
    Sie hielt ihm den Stift hin, bis er ihn nahm. Als sie ihm eine Minute später den Block wegzog, standen dort drei Namen.
    »Tagschicht?«, fragte sie.
    »Nur der erste.«
    »Thomas Robertson«, las sie laut. »Klingt nicht polnisch.«
    »Der ist Schotte.«
    Die Tür ging wieder auf. Bill Soames stand dort. Er sah zu, wie Clarke das

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