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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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trennte die innere und die äußere Spur, aber sie waren in großen Abständen aufgestellt, so dass sich der Audi problemlos hindurchlenken ließ. Clarke zog die Handbremse.
    »Nicht die schlechteste Idee, was?«, sagte Rebus.
    Als sie ausstiegen, kam ein Mann auf sie zu. Clarke hatte ihren Dienstausweis schon zur Hand. Der Mann erstarrte.
    » Was ist passiert?«
    Er war Mitte fünfzig, graue Locken lugten unter seinem Schutzhelm hervor. Rebus hatte den Eindruck, dass er unter der Weste und der orange leuchtenden Arbeitshose noch mehrere Schichten Kleidung trug.
    »Haben Sie von dem verschwundenen Mädchen gehört?«, fragte Clarke.
    Der Mann sah von Clarke zu Rebus und wieder zurück, dann nickte er.
    »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden«, setzte Rebus hinzu.
    »Bill Soames.«
    »Sind Sie hier der Schichtleiter, Mr Soames?« Rebus nickte über Soames’ Schulter in Richtung der Arbeiter. Diese hatten inzwischen ihre Tätigkeiten unterbrochen.
    » W ahrscheinlich haben sie Angst, Sie könnten vom Finanzamt oder von der Einwanderungsbehörde sein«, erklärte Soames.
    » Wäre das ein Problem?«, fragte Clarke.
    »Definitiv nicht«, versicherte Soames und hielt ihrem Blick stand. Dann machte er eine halbe Drehung und gab den Männern ein Zeichen weiterzuarbeiten. »Am besten unterhalten wir uns im Büro.«
    Er führte sie an dem Audi vorbei und an der von ihrem Be lag befreiten Fahrbahn entlang, am Rand lagen aufgehäufte Asphaltbrocken. Provisorische, mit Dieselgeneratoren betriebene Lampen trugen das Ihre zum Lärm und Gestank bei.
    »Arbeiten Sie auch nachts?«, fragte Clarke.
    »Zwölf-Stunden-Schichten«, bestätigte Soames. »Die Leute von der Nachtschicht finden Sie da drin.« Er zeigte auf den Wohncontainer, an dem sie gerade vorbeigingen. »Sechs Betten, eine Dusche und eine Küche, die man besser nicht betritt.« Außerdem standen dort drei Dixiklos sowie ein weiterer Wohncontainer, dessen Fenster mit Schutzgittern versehen waren. Soames öffnete die Tür und bat sie herein. Er schaltete das Licht und einen elektrischen Heizofen an. »Ich könnte auch schnell einen Tee machen …«
    »Danke, aber es wird nicht lange dauern.« Auf dem einzigen Tisch im Raum lagen Pläne für die Straßenarbeiten. Soames rollte sie auf, um Platz zu schaffen.
    »Setzen Sie sich«, bat er.
    »Dann stammen die Arbeiter also aus Polen?«, sagte Rebus. Soames sah ihn fragend an, und Rebus nickte in Richtung des Wörterbuchs auf dem Tisch. Englisch-Polnisch/Pol nisch-Englisch.
    »Nicht alle«, erwiderte Soames. »Aber einige. Mit ihrem Englisch ist es oft nicht weit her.«
    » Was heißt Asphalt auf Polnisch?«
    Soames lächelte. »Stefan ist der Vorarbeiter. Sein Englisch ist besser als meins.«
    »Schlafen die Arbeiter auf der Baustelle?«
    » Wäre sonst ein weiter Heimweg jeden Tag.«
    »Und gekocht wird auch hier? Im Prinzip wohnen sie also auf der Straße?«
    Soames nickte. »So ist es.«
    » Was ist mit Ihnen, Mr Soames?«, fragte Clarke.
    »Ich wohne in der Nähe von Dundee. Meistens schaffe ich es trotz der Schufterei abends nach Hause.«
    »Gibt es auch einen Leiter der Nachtschicht?«
    Soames nickte und sah auf die Uhr. »Er wird in anderthalb Stunden hier sein. Mir wäre lieber, er würde mich nicht beim Plaudern erwischen.«
    »Botschaft angekommen«, sagte Clarke, ohne dass es nach einer Entschuldigung klang. »Sie haben also von Annette McKie gehört?«
    »Natürlich.«
    »Hat schon jemand mit Ihnen gesprochen?«
    »Von der Polizei, meinen Sie?« Soames schüttelte den Kopf. »Sie sind die Ersten.«
    » Wahrscheinlich ist sie von Pitlochry Richtung Norden getrampt. Sie muss also hier vorbeigekommen sein.«
    » Wäre sie zu Fuß gegangen, wäre das jemandem aufgefallen.«
    »Das haben wir auch gedacht.«
    »Ist es aber nicht. Ich habe die Männer gefragt.«
    »Alle?«
    »Alle«, bestätigte Soames. »Zu der Zeit, als das Mädchen in der Gegend war, war die Tagschicht dran.«
    »Aber der Wohncontainer der Nachtschichtleute hat Fenster«, gab Rebus zu bedenken. »Haben Sie die betreffenden Männer auch gefragt?«
    »Nein«, gestand Soames. »Kann ich aber machen. Geben Sie mir eine Nummer, dann melde ich mich bei Ihnen.«
    » Wäre einfacher, wenn Sie jetzt sofort fragen würden.«
    »Aber manche schlafen vielleicht noch.«
    » Wecken Sie sie.« Rebus hielt inne. »Bitte.«
    Soames dachte einen Augenblick nach, bevor er eine Entscheidung traf. Er presste die Handinnenflächen auf die Tischplatte und stand auf.
    »Und

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