Maedchengrab
wenn Page ebenso viel Zeit auf die Arbeit verwenden würde wie auf die Pflege seiner Haut.«
» Wahrscheinlich bin ich gut beraten, nichts dazu zu sagen.«
Darryl Christie gab eine Art Prusten von sich. Er klang nicht wie ein Achtzehnjähriger. Oder besser gesagt, er klang wie ein Achtzehnjähriger mit viel Selbstvertrauen, der zu schnell hatte erwachsen werden müssen.
»Teilt Frank Hammell Ihre Bedenken bezüglich der Ermittlungen?«, erkundigte sich Rebus.
» Was geht Sie das an?«
»Ich halte ihn für einen Mann, der den Dingen auf seine ganz eigene Art auf den Grund zu gehen versteht.«
»Und?«
»Und ich denke, er sollte uns mitteilen, wenn er etwas herausfindet. Ansonsten könnte sich das später vor Gericht negativ auswirken.« Rebus hielt erneut inne. » Wahrscheinlich wird Mr Hammell glauben, dass eine ordentliche Verhandlung gar nicht nötig sein wird, jedenfalls nicht, wenn er gleichzeitig als Richter und Geschworener fungieren kann.«
Rebus wartete darauf, dass Darryl Christie etwas sagte. Er hatte dem Türsteher Donny den Rücken zugekehrt und ging mit dem geliehenen Handy auf den Kreisverkehr zu, beobachtete den vorüberziehenden Verkehr. Schließlich sprach er in die Stille hinein.
»Frank Hammell ist ein Mann mit Feinden, Darryl. Das wissen Sie so gut wie ich. Denkt er vielleicht, dass sich einer davon Annette geschnappt hat?« Weiterhin Stille.
»Verstehen Sie, mein Gefühl sagt mir, dass das eine falsche Fährte ist, und ich möchte nicht, dass Sie und Ihre Mutter ihm dahingehend folgen.«
» Wenn Sie was wissen, spucken Sie’s aus.«
»Vielleicht sollte ich zuerst mit ihm sprechen …«
»Das wird nicht möglich sein.«
»Darf ich Ihnen meine Nummer geben, nur für alle Fälle?« Wieder war Schweigen in der Leitung, bis Darryl Christie Rebus bat loszulegen. Er gab ihm seine Handynummer und buchstabierte seinen Namen. »Frank hat möglicherweise schon von mir gehört.«
Christie ließ sich mit der Formulierung der nächsten Frage einen Augenblick Zeit. Rebus beobachtete die vorüberziehenden Scheinwerfer und wartete.
» Werden Sie meine Schwester finden?«
» Wir tun unser Möglichstes, mehr kann ich Ihnen nicht versprechen.«
»Nehmen Sie’s ihr bloß nicht übel.«
» Wem soll ich was nicht übel nehmen?«
»Unserer Mutter, dass sie mit Frank Hammell zusammen ist.«
»So läuft das nicht, Darryl.«
»Dann zeigen Sie mir, wie’s läuft. Fangen Sie endlich an.«
Die Verbindung war unterbrochen. Rebus zündete sich eine weitere Zigarette an, während er das Gespräch in Gedanken noch einmal durchging. Der Junge war knallhart, und er hatte was in der Birne. Er machte sich große Sorgen um seine Schwester. Rebus drückte ein paar Tasten, bis ihm das Display die Nummer des letzten Anrufs anzeigte. Er nahm sein eigenes Handy und gab die Ziffern ein, speicherte den Kontakt unter dem Namen Darryl. Als die Zigarette geraucht war, ging er wieder ins Gimlet und gab Donny Doorman sein Handy zurück.
»Das hat aber gedauert.«
Rebus schüttelte den Kopf. »Das mit deinem Chef ging ganz schnell. Aber danach hab ich noch eine von diesen erstklassigen Chat-Lines angerufen. Viel Spaß mit der nächsten Rechnung …«
Teil zwei
I see the dead men shuffling in their bones
Young girls laughing on their mobile phones …
12
Was hatte Cafferty nur an sich?
Selbst am helllichten Vormittag in einem vollen Imbiss hiel ten die Gäste Abstand zu ihm. Rebus hatte einen Tisch in einer Ecke gefunden. Der daneben blieb, einmal frei geworden, unbesetzt. Manche gingen darauf zu, sahen dann aber die schwergewichtige Gestalt in der schwarzen Lederjacke und überlegten es sich anders.
»Den Tag muss ich mir im Kalender anstreichen«, hatte Cafferty gesagt. » Du willst dich mit mir treffen.« Daraufhin hatte er einen abgestandenen Kaffee mit Milch vernichtet und einen zweiten verlangt, wobei er herummaulte, die Becher würden wohl aus einer Puppenstube stammen.
Er kippte gerade Zucker in seinen zweiten Kaffee, als ihn Rebus nach Frank Hammell fragte.
»Hammell? Dem brennt schneller die Sicherung durch, als mir lieb ist. Kapiert einfach nicht, dass seine Taten Folgen haben.«
»Hilf mir auf die Sprünge … Hat er mal für dich gearbeitet?«
»Früher.« Caffertys Handy, das auf dem Tisch lag, fing an zu vibrieren. Er sah nach, wer anrief, ging aber nicht dran. »Geht’s um das vermisste Mädchen?«
Rebus nickte.
»Ich hab Hammell im Fernsehen gesehen«, fuhr Cafferty fort. »Ganz schöne
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