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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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den Namen Cafferty fallen?« Rebus schüttelte langsam den Kopf. » W as hast du ihm erzählt?«
    »Aber es stimmt doch, oder? Dass du dich mit Cafferty triffst.«
    »Cafferty glaubt, er sei mir was schuldig wegen der Sache im Krankenhaus.«
    »Und deshalb zahlt er dir jetzt lebenslang alle Getränke?«
    »Ich zahl schon noch selbst.«
    Sie überholte einen Tesco-Lieferwagen. Ganz vorn in der Schlange fuhren drei Sattelschlepper, die erbarmungslos langsam wurden, als die Straße plötzlich anstieg. Auf einem Schild, an dem sie gerade vorbeigefahren waren, wurde schweren Fahrzeugen empfohlen, sich seitlich zu halten, damit andere überholen konnten, aber niemand scherte sich darum.
    »Da vorn wird’s zweispurig«, sagte Clarke.
    » Wir sind sowieso schon fast in Pitlochry«, entgegnete Rebus. Dann, mit gesenkter Stimme: »Danke für die Warnung.«
    Sie nickte, starrte geradeaus, die Hände fest ums Lenkrad geklammert. »Pass einfach auf, dass Fox nichts in die Finger bekommt, das er gegen dich verwenden kann, hm?«
    »So wie ich den einschätze, schießt er nicht scharf. Ist noch eine Zigarettenpause drin?«
    »Du hast doch selbst gesagt: Wir sind fast da.«
    »Ja, aber an Tankstellen darf man nicht rauchen.« Deshalb war er in Kinross auf den Parkplatz gegangen, während Clarke getankt und Getränke gekauft hatte.
    »Fünf Minuten«, sagte sie. »Nur noch fünf Minuten …«
    Zehn Minuten später – nicht dass Rebus auf die Uhr gesehen hätte – fuhren sie von der A9 ab und nach Pitlochry rein, vorbei an der Tankstelle, an der der Bus gehalten und Annette McKie hatte aussteigen lassen. Clarke fuhr durch die Stadt. Es gab nur eine Hauptstraße, Schilder wiesen den Weg zum Festival Theatre, dem Wasserkraftwerk und den Whiskybrennereien Edradour und Bell’s.
    »Als Kind war ich mal an dem Wasserkraftwerk«, meinte Clarke. »Eigentlich, um die Lachse springen zu sehen.«
    »Und gab es welche?«
    »Keinen einzigen.«
    »Andererseits muss man eine Stadt mit gleich zwei Whiskybrennereien einfach lieben …«
    Zwei Minuten später hatten sie das andere Ende von Pitlochry erreicht. Sie wendete in drei Zügen und fuhr denselben Weg wieder zurück. An der Hauptstraße gab es eine kleine Polizeiwache, die aber nicht ständig besetzt war. Um dem Protokoll zu genügen, hatte Clarke vor ihrer Abfahrt das Tayside Polizeipräsidium in Perth angerufen und den zuständigen Inspector vor Ort über ihren Besuch in Kenntnis gesetzt. Sie hatte betont, dass ein Begrüßungskommitee nicht notwendig sei.
    » Wir wollen uns wirklich nur mal umsehen.«
    Sie blinkte, um auf das Tankstellengelände zu fahren. Kaum stand der Wagen, schnallte Rebus sich ab, stieg aus und setzte sich Richtung Bürgersteig in Bewegung, Zigarette und Feuerzeug bereits zur Hand. Er sah Clarke im Laden verschwinden. Eine Frau mittleren Alters stand an der Kasse, Clarke zeigte ihr den Dienstausweis sowie zwei Fotos, eines von Annette McKie und das Bild, das Thomas Redfern erhalten hatte. Direkt gegenüber der Tankstelle befanden sich die Bell’s Destillerie und dahinter Türme, die, wie Rebus vermutete, zu einem Hotel gehörten. Ein weiterer Wagen fuhr auf das Tankstellengelände. Der Mann, der ausstieg, sah nach Geschäftsmann aus: weißes Hemd, blassgelbe Krawatte. Um sich gegen den kalten Wind zu schützen, schlüpfte er in sein Jackett, das an einem Haken im Wagen gehangen hatte. Er schloss den Tankdeckel seines Wagens auf, blickte dann aber Richtung Gehweg und sah, dass dort jemand rauchte. Blitzschnell überlegte er es sich anders und ging auf Rebus zu, schenkte ihm ein wohlmeinendes Nicken, bevor er sich selbst eine anzündete.
    »Heute Abend soll’s Frost geben«, fing er an.
    »Hauptsache keinen Schnee«, erwiderte Rebus.
    »Hoffentlich sperren sie nicht den Drumochter Pass, das wäre das Letzte, was ich brauchen kann.«
    »Schneetore?«, vermutete Rebus.
    »Genau. Der letzte Winter war die Hölle.«
    »Fahren Sie nach Inverness?«
    Der Mann nickte. » Was ist mit Ihnen?«
    » Wir fahren zurück nach Edinburgh.«
    »In die Zivilisation, was?«
    »Scheint mir hier doch noch ganz zivilisiert.« Rebus blickte zur Stadt hin.
    »Keine Ahnung – ich halte immer nur kurz zum Tanken.«
    »Sind Sie viel unterwegs?«
    »Gehört zu meinem Job. Fünf-, sechshundert Meilen die Woche, manchmal mehr.«
    Er gestikulierte in Richtung seines Fahrzeugs. Dahinter konnte Rebus sehen, dass die Frau an der Kasse mit einem Kopfschütteln auf eine von Clarkes Fragen reagierte.

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