Maedchengrab
lassen als um ein Dutzend.«
Rebus nickte. »Und wo wurden die Frauen gesehen?«
Sie ging zurück an ihren Schreibtisch und kehrte mit einem Blätterstapel handschriftlicher Notizen zurück.
»Brigid Young wurde im vergangenen Jahr in Dublin gesehen, wo sie in einer Bar gearbeitet haben soll. Sie hat jetzt übrigens einen australischen Akzent.«
»Sind Sie einverstanden, wenn wir den Hinweis erst mal zurückstellen?«
Esson lächelte. »Ich glaube, wir können die meisten vergessen.«
»Aber nicht alle?«
Sie blickte wieder auf ihre Notizen. »Zoe Beddows wurde in Brighton, Bristol, Dumfries und Lerwick gesehen – und zwar jeweils in den vergangenen drei Monaten.«
»Na, die kommt vielleicht rum.«
»Und Sally Hazlitt …« Sie rechnete etwas aus, ihr Mund formte Zahlen. »Elfmal insgesamt, an allen möglichen Orten von Dover bis Dundee.«
»Aber da ist was, das Sie mir noch nicht gesagt haben.«
»Zwei Leute haben behauptet, sie in Inverness gesehen zu haben, angeblich hat sie in einem Hotel gearbeitet.«
»Beide Male dasselbe Hotel?«
Esson nickte. »Die beiden Anrufer kennen sich nicht und haben zu verschiedenen Zeitpunkten dort übernachtet, im September beziehungsweise Oktober. Das muss Zufall sein, oder? Ich meine, Inverness liegt an der A9 …«
» Wie heißt das Hotel?«
» Whicher’s. Gehört zu einer Kette. Viel mehr weiß ich nicht.«
» War sie Zimmermädchen?«
»Saß am Empfang.« Esson hielt inne. »Ich bin sicher, das ist Quatsch.«
Rebus nickte langsam. »Und das war das einzige Mal, dass zwei Leute mit genau derselben Information angerufen haben?«
»Bis jetzt schon.«
»Na, ich denke, dann sollten wir’s prüfen.«
»Hat aber keine Priorität?«
» Was meinen Sie?«
»Ich vermute, dass sie längst tot ist.«
»Und Annette McKie?«
»Da gibt es noch eine Chance – wenn auch eine geringe.«
» Weshalb wir uns auf sie konzentrieren müssen«, sagte Rebus. »Das war übrigens gute Arbeit – die Kamera am Busbahnhof. Da sieht man, was möglich ist, wenn man gründlich vorgeht.«
Sie ließ den Kopf ein kleines bisschen hängen. »Ehrlich gesagt hab ich deshalb ein schlechtes Gewissen.«
» Warum?«
» Weil wir ihn nicht gleich gesehen haben.« Sie blickte auf Pages geschlossene Tür.
»Siobhan hat sich das Filmmaterial zuerst angesehen?«, e rriet Rebus. Esson nickte fast unmerklich. »Glauben Sie, sie muss sich eine Standpauke anhören?« Rebus sah, wie die junge Frau rot wurde. »Ich finde trotzdem, dass Sie eine Belohnung verdient haben – was halten Sie von einem schönen großen Becher heißes Wasser?«
33
In der Oxford Bar war um diese Zeit am Abend nicht viel los. Rebus saß mit einem IPA und der Evening News im Hinterzimmer, als Siobhan Clarke eintraf. Sie fragte ihn, ob er noch ein Bier wolle.
»Hast du mich schon mal Nein sagen hören?«
Sie ging und kehrte zwei Minuten später mit einem frisch gezapften Pint und etwas Grünem, Sprudelndem zurück.
»Limo mit Lime?«, riet er.
»Gin, Lime und Soda«, korrigierte sie ihn, hob das Glas, nahm einen Schluck und atmete geräuschvoll aus.
» War wohl ein harter Tag«, meinte er.
» Wir können uns ja nicht alle in die Highlands absetzen.«
»Hat dir Page eins übergebraten?«
» Weshalb?«
» Weil du Hammell am Busbahnhof nicht entdeckt hast.«
Sie sah ihn an. »Christine hat’s dir erzählt«, stellte sie fest. Rebus zuckte mit den Schultern und wartete auf eine Antwort. »Ich glaube, ihn hat viel mehr genervt, dass er sich Frank Hammell erst morgen vorknöpfen kann.«
»Bin ich zu der Vernehmung eingeladen?«
»Nein.«
»Nur du und Physical Graffiti? Wie heimelig.«
»Fang gar nicht erst an.«
Er hob die Hände zum Zeichen, dass er kapitulierte. Ein oder zwei Minuten saßen sie schweigend da. Schließlich fragte sie ihn, ob was in der Zeitung stand.
»Nicht viel.«
»Hat dir Christine von den digital bearbeiteten Bildern erzählt?«
Er nickte.
»Die haben mich nachdenklich gemacht«, fuhr sie fort. »Vielleicht hatte die Buchhalterin Geldsorgen. Und die Friseurin endlich die Nase voll von verheirateten Männern …«
»Und Sally Hazlitt?«
Clarke zuckte mit den Schultern. »Viele Leute verschwinden, John, aus allen möglichen Gründen. Sieh dir Annette McKie an. Das ist ein wildes Mädchen. Sie hat Krach mit dem Freund ihrer Mutter und taucht eine Weile ab – vielleicht um ihn zu bestrafen oder es ihrer Mutter heimzuzahlen.«
»Und das Foto …«
»Hat vielleicht überhaupt nichts damit
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