Maedchengrab
erwiderte Page knapp. »Der Mann ist vorbestraft, stimmt doch, John?«
»Kriminell ist er auf jeden Fall, aber bislang ist es uns nicht gelungen, ihm etwas nachzuweisen.«
»Na ja, er hat zumindest bei diesen Ermittlungen gelogen, und das genügt erst mal.«
»Behinderung von Ermittlungen ist das auf jeden Fall«, stimmte Ronnie Ogilvie zu.
Page nickte. »Dann alle zurück an die Schreibtische. Siobhan, häng dich ans Telefon, ruf Mr Hammell an und erbitte seine werte Anwesenheit.« Page sah Rebus an und deutete in Richtung seines Büros. Rebus folgte ihm, machte sich aber nicht die Mühe, die Tür zu schließen. Er hatte erst mal genug von geschlossenen engen Räumen.
» Wie lief’s?«, fragte Page.
»Ich bin überzeugt, dass das Foto in Edderton gemacht wurde.«
»Siobhan scheint Ihre Ansicht zu teilen. Aber sie hat auch gesagt, dass es eine Art Trick sein könnte …?«
»Nicht direkt. Aber ich glaube, der Entführer spielt ein Spiel mit uns.«
Page brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen. »Und Hammell?«, fragte er.
»Muss vernommen werden.«
»Er könnte ihr nach Pitlochry hinterhergefahren sein …«
»Möglich«, gab Rebus zu.
Page blieb nachdenklich. » Wie war der Rest der Reise?«
» Weitgehend ereignislos.« Rebus reichte ihm die Tankquittung. »Spesen«, erklärte er.
Page betrachtete sie. »Mit dem Datum von heute.«
»Richtig.«
»Ich dachte, Sie sind gestern gefahren?«
»Der Ausflug hat länger gedauert als erwartet.«
»Sie sind über Nacht geblieben?«
»In einem Hotel«, sagte Rebus.
»Quittung?« Page hielt die Hand auf, aber Rebus schüttelte den Kopf.
»Geht sozusagen aufs Haus.«
Er wandte sich um und wollte gehen, aber Page war noch nicht ganz fertig mit ihm.
»Nina Hazlitt hat Sie lobend erwähnt.«
»Das tut mir leid.«
»Solange es Ihnen nicht zu Kopf steigt.«
»Ganz im Gegenteil, James, das kann ich Ihnen versi chern …«
Zurück im CID -Raum wurde Rebus erneut bewusst, dass er gar keinen Arbeitsplatz hatte, jedenfalls nicht, wenn das Team vollzählig anwesend war. Es gab einen Metallstuhl aus dem Vernehmungszimmer, aber keinen Tisch dazu. Rebus stellte ihn neben Clarke und vergewisserte sich, dass die Beine unter ihm nicht nachgeben würden.
»Hast du einen Platz für die Kisten gefunden?«, fragte er vorsichtig und zeigte mit dem Finger auf eine davon.
»Alles zu seiner Zeit.«
»Sonst hab ich mir ganz umsonst den Arsch aufgerissen und sie hergeschleppt.«
Sie starrte ihn an. »Du Armer.« Dann wandte sie sich wieder ihrem Computer zu: » Wie war die Fahrt sonst so?«
»Hab mir Durness angesehen.«
»Hab ich mir schon gedacht. Das erklärt, warum du jetzt erst zurück bist.«
»Durness scheidet aus.«
Auf ihrem Bildschirm hatte sie die Telefonnummer von Frank Hammell aufgerufen. Sie hielt sich den Hörer ans Ohr und wartete.
»Mr Hammell?«, sagte sie. »Hier ist DI Clarke. Ob Sie wohl für ein Gespräch zu uns auf die Wache kommen könnten …?« Sie tippte mit der Spitze ihres Kulis auf ein Notizbuch neben ihrer Tastatur. »Heute noch, wenn’s irgend geht.« Sie lauschte seiner Antwort und fragte anschließend, wann er zurückkäme. »Na gut, wenn es nicht früher geht, Sir. Morgen Mittag. Bis dann …«
Sie beendete das Gespräch und sah Rebus erneut an. »Er sagt, er hat geschäftlich in Aberdeen zu tun.«
Rebus spitzte die Lippen. » Wegen Thomas Robertson?«
Clarke zuckte mit den Schultern. Rebus betrachtete die Karte an der Wand. Weitere Nadeln waren dazugekommen, wo neue Orte vorgeschlagen worden waren. Die größte Ansammlung fand sich immer noch um Edderton. Christine Esson trat an sie heran. »Haben Sie’s ihm gesagt?«, fragte sie Clarke.
»Ihm was gesagt?«
»Dass sie gesehen wurde.«
»Oh.« Clarke machte den Mund auf, wollte etwas sagen, doch Page rief sie von seiner Tür aus, machte ihr Zeichen, zu ihm ins Büro zu kommen. »Erzähl du’s ihm«, sagte sie zu Esson, während sie sich von ihrem Stuhl erhob und an Rebus vorbeischob.
»Ich bin ganz Ohr«, erklärte Rebus.
»Sie wissen ja, dass wir die digital bearbeiteten Fotos der vermissten Frauen rausgegeben haben?«, legte Esson los.
»Ja.«
»Ein paar Leute behaupten, die Frauen gesehen zu haben.«
»Okay …«
»Interessanterweise die meisten Sally Hazlitt.«
» Warum ist das interessant?«
» Weil sie am längsten vermisst wird. Das bedeutet, die Ähnlichkeit ist auf ihrem Bild eher geringer. Es ist leichter, ein Gesicht um ein paar wenige Jahre altern zu
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