Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
zu tun.«
    »Du meinst, ich bilde mir was ein?«
    »Dein Job besteht darin, alte Puzzleteile zusammenzufügen. Vielleicht gibt es hier aber gar keinen Zusammenhang.«
    Er konzentrierte sich darauf, sein erstes Pint auszutrinken, damit er mit dem zweiten anfangen konnte.
    » Wir müssen das zumindest in Betracht ziehen, John.«
    »Das weiß ich.« Er wischte sich den Schaum von der Oberlippe. » Willst du mir damit höflich mitteilen, dass meine Dienste nicht länger erwünscht sind?«
    »Ich hab das nicht zu entscheiden.«
    »Dann eben Page? Erledigst du jetzt seine Aufgaben, damit du wieder einen Stein bei ihm im Brett hast?«
    Sie funkelte ihn böse an. »James hat nicht den Eindruck, dass du irgendwas in der Hand hast. Jetzt muss er sich aber mit Thomas Robertson und Frank Hammell rumschlagen.«
    » Warum sollte Hammell die Tochter seiner Freundin entführen?«
    »Das müssen wir ihn selbst fragen.«
    Rebus schüttelte langsam den Kopf, dann erkundigte er sich, ob sie noch einen Drink wolle. Sie sah auf ihrem Handy nach der Uhrzeit.
    »Ich muss los«, sagte sie. »Bleibst du noch?«
    » Wo soll ich denn hin?«
    »Nach Hause?«
    »Ich dachte, ich könnte dich zum Essen einladen.«
    »Heute Abend nicht.« Sie hielt inne. »Aber ein anderes Mal, bestimmt.«
    »Christine Esson macht sich Sorgen deinetwegen«, behauptete er, als Clarke aufstand.
    »Sorgen?«
    »Dass du ihr die Schuld dafür gibst, dass du zum Direx musstest.«
    »Dafür kann sie nichts.«
    »Vielleicht kannst du ihr das sagen, wenn du sie morgen siehst?«
    »Klar.« Sie hängte sich ihre Tasche über die Schulter.
    » Wie lange, glaubst du, habe ich noch, bis mich Page vor die Tür setzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Einen Tag? Vielleicht zwei?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, John. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Hoffentlich.« Rebus hob sein Glas und prostete ihr zu, als sie ihm den Rücken zukehrte und zum Ausgang ging. Er war wieder allein, die anderen Tische waren sauber gewischt und warteten auf Kundschaft. Rebus las die Zeitung zu Ende, während von der Bar Gelächter zu ihm herüberdrang. Dort saß die übliche Bande: ein halbes Dutzend bekannte Gesichter. Von einigen wusste er nicht mal, was sie beruflich machten. Hier spielte das auch keine Rolle. Und obwohl einige Stammgäste Spitznamen hatten, die auf ihre Jobs schließen ließen, hatte sich noch niemand getraut, Rebus ebenfalls einen zu verpassen – jedenfalls nicht in seiner Gegenwart. Er war immer nur John. Als er auf den Tisch vor sich blickte, war das Pint, das Siobhan ihm gebracht hatte, leer. Er nahm die benutzten Gläser und wollte sich schon unters Volk mischen. Doch dann blieb er stehen und erinnerte sich an die Fahrt nach Tongue und zurück: an die Einsamkeit und Stille in einer immer gleichbleibenden Welt.
    Wo bist du?
    Nirgendwo. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Aber hier gefällt es mir besser«, sagte er sich und ging zur Bar.

34
    »Nur ein paar Fragen, Mr Hammell«, sagte Page. Sein Anzug wirkte maßgeschneiderter denn je.
    »Hier riecht’s ja wie in der Hose eines Wrestlers«, erwiderte Hammell und verzog angewidert das Gesicht.
    »Toll ist es nicht«, pflichtete ihm Page bei und ließ den Blick über die mitgenommenen Wände des Vernehmungszimmers schweifen. »Aber was anderes steht uns nicht zur Verfügung.«
    »Also geht’s nicht nur um Psychologie?«
    Page sah ihn mit Unschuldsmiene an. » Wieso?«
    »Sie wollen mich nicht verunsichern, damit ich etwas sage, das ich nicht sagen möchte …?«
    Siobhan Clarke blickte zu Boden, tat, als würde sie mit der Zunge etwas aus den Zahnzwischenräumen entfernen. Das war die einzige Möglichkeit, um nicht zu grinsen. Hammell hatte Pages Gedanken haargenau entschlüsselt.
    »Auf jeden Fall danken wir Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben«, sagte Page. »Ich möchte nur noch eine kleine Unstimmigkeit aufklären.«
    »Ach ja?« Hammell hing breitbeinig auf dem Stuhl wie ein Boxer in der Pause zwischen den Runden.
    » Wir haben uns gefragt«, schaltete sich Clarke ein, »warum Sie uns nicht gesagt haben, dass Sie mit Annette am Busbahnhof waren.«
    »Ich erinnere mich nicht, dass Sie danach gefragt haben.«
    »Das müssen wir Sie doch nicht extra fragen, Mr Hammell.«
    » Wer sagt überhaupt, dass ich da war?«
    »Die Überwachungskamera«, brachte sich Page wieder ein, der die Vernehmung keinesfalls Clarke überlassen wollte. »Es hat den Anschein, als hätten Sie eine Meinungsverschiedenheit gehabt.«
    »Die Kamera

Weitere Kostenlose Bücher