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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Landschaft wieder scharf sah.
    »Ich wünschte, ich wäre da gewesen. Ich war nur kurz weg, eine Freundin besuchen. Ihr Baby ist neun Monate …«
    » Wenigstens weiß ich jetzt, wo du wohnst. Wenn wir in Zukunft telefonieren, so wie jetzt, dann kann ich mir den Ausblick aus deinem Fenster vorstellen.«
    »Ist ein schöner Ausblick.«
    »Ja, wirklich.« Rebus räusperte sich. »Ich mach jetzt besser Schluss. Eigentlich bin ich ja im Dienst.«
    »Pass auf dich auf, Dad.«
    »Du auch, Samantha.«
    »Ich bin ganz gerührt, dass du mich besuchen wolltest. Wirklich.«
    Er beendete das Gespräch und rührte sich nicht vom Fleck, starrte vor sich hin, ohne etwas wahrzunehmen. Warum hatte er ihr nicht gesagt, dass er vorbeikommen würde? Wollte er ihren Gesichtsausdruck sehen, um herauszufinden, ob sie sich freute oder nicht? Wahrscheinlich. Aber da gab es noch eine andere Möglichkeit: Er hatte sie gar nicht zu Hause antreffen wollen. Auf die Art konnten sie sich nicht streiten. Er hatte sich die Mühe gemacht, aber sein Besuch würde keine negativen Folgen haben. Seit Durness zum ersten Mal erwähnt worden war, hatte er an Samantha gedacht, einen Vorwand gewittert, sie zu besuchen, ohne dass es so aussehen würde, als müsse er sich dafür ein Bein ausreißen.
    Er hatte nur mal vorbeifahren wollen.
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall, John«, sagte er sich, als er zum Wagen zurückkehrte, dessen Motor immer noch lief. »Und wer will schon so einen zum Großvater haben?«
    Künstliche Befruchtung: Davon hatte sie noch nie etwas erwähnt, eigentlich hatte sie überhaupt noch nie über Kinder gesprochen. Er fragte sich, wo das Problem lag. Sie war vor ungefähr zehn Jahren von einem Auto angefahren worden – konnte das Komplikationen ausgelöst haben? Oder lag es an Keith und seinem Job? Sie hatten schon einen Versuch gemacht, ohne ihm davon zu erzählen. Wollten sie ihn vielleicht überraschen? Oder spielte er einfach keine Rolle in ihrem Leben?
    Anstatt bei Bonar Bridge rechts abzubiegen und erneut Edderton zu durchqueren, fuhr er an der Nordseite des Dornoch Firth entlang und bei Clashmore wieder auf die A9.
    »Da sind wir wieder«, sagte er zu der Straße. Jetzt fuhr er Richtung Süden durch Tain, Inverness, Aviemore und Pitlochry. Kein Platz im Magen für ein spätes Mittagessen, aber er tankte den Saab an der einzigen Tankstelle auf, kaufte eine Zeitung und eine Flasche Wasser. Auf der gegenüberliegenden Spur hatte sich hinter einem Transporter mit einem Bagger auf dem Anhänger eine stattliche Schlange gebildet. Auf Rebus’ Straßenseite lief der Verkehr flüssiger, wofür er dankbar war. Kurz hinter Aviemore fuhr er auf einen Rastplatz, vor ihm standen ein Sattelschlepper und ein Lieferwagen. Er stieg aus, um sich zu strecken und die Schultern zu lockern. Obwohl die Strecke viel befahren war, hatte er trotzdem das Gefühl, er könnte ein paar Dutzend Schritte in die hügelige Landschaft hinein machen und plötzlich an Orte gelangen, wohin nie zuvor jemand einen Fuß gesetzt hatte. Die Wildnis blieb unberührt, eben weil niemand Lust hatte anzuhalten. Er drehte sich um, als er hörte, wie die Tür des Lieferwagens aufging und der Fahrer heraussprang.
    »Sie haben nicht zufällig Feuer?«, fragte der Mann und winkte mit einer Zigarette.
    Rebus zündete sie ihm an.
    »Der Zigarettenanzünder ist im Arsch«, erklärte der Mann und nickte zum Dank, bevor er gierig inhalierte.
    » Was ist mit dem Sattelschlepper?«, fragte Rebus.
    »Der Fahrer ist jenseits von Gut und Böse. Die Vorhänge sind zugezogen. Wir könnten ihm hinten die Ware ausräumen, der würde weiterschnarchen.«
    Rebus quälte sich ein Lächeln ab. »Klingt, als hätten Sie sich’s ernsthaft überlegt.«
    »Nicht wirklich. Holländisches Kennzeichen, das heißt, wahrscheinlich holt man da eher ein paar Eimer Tulpen raus als Flachbildfernseher.«
    »Sie haben sich’s ja wirklich überlegt.«
    Der Mann lachte und zog erneut an seiner Zigarette.
    » Woher wissen Sie, dass alles in Ordnung ist?«, fragte Rebus und meinte den Lastwagenfahrer.
    » Wenn er jeden Tag solche Dinger fährt, ist mit dem ganz bestimmt nicht alles in Ordnung.« Der Mann tippte sich mit einem Finger an die Schläfe, dann fragte er Rebus, ob er geschäftlich unterwegs sei.
    »Ich hatte da oben zu tun«, war Rebus’ vage Antwort.
    »Inverness?«
    » Weiter.«
    » Wick?«
    »Mehr im Nordwesten, Richtung Cape Wrath.«
    » Wusste gar nicht, dass da oben überhaupt irgendwas

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