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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hast du ihm Robertsons Namen verraten?«
    »Das halbe Internet wusste doch schon, dass wir jemanden vernommen haben. Er hätte keine zehn Minuten gebraucht, um selbst herauszufinden, was ich ihm erzählt habe.«
    Sie stellte ihre Ellbogen auf die Tischkante und beugte sich zu ihm vor. »Du bist nicht beim CID , John. Das ist nicht mehr dein Job.«
    » Woran ihr mich ja auch ständig erinnert.« Er hatte den Rest seines Toasts aufgeklappt, um den Belag zu begutachten: eine Scheibe Scheiblettenkäse und eine dünne Scheibe blasser Schinken. »Hat denn dein Gespräch mit Hammell Licht ins Dunkel gebracht?«
    »Er sagt, sie haben sich gestritten, weil er ihr Geld für den Zug gegeben hat.«
    »Hast du ihn gefragt, was er in Aberdeen wollte?«
    »Er hat Robertson gesucht.«
    Rebus starrte sie an. »Das hat er zugegeben?«
    Sie nickte. »Ja, das bedeutet aber auch, dass er ihn nicht hat.«
    »Vorausgesetzt, man glaubt ihm.«
    » Was du vermutlich nicht tust, oder?«
    »Ist doch seltsam, dass er dir das einfach so erzählt. Falls Robertson was zustößt, dann …«
    »Hat sich Hammell gerade als Hauptverdächtiger ins Spiel gebracht.« Clarke hatte weitergedacht. Rebus hob seinen Becher Tee, auf der Oberfläche hatte sich kalter Schaum gesammelt.
    »Ich brauche einen Drink«, sagte er.
    »Brauchst du nicht.«
    »Ich denke doch, sonst schmecke ich den ganzen Nachmittag noch diesen Schinken. Kommst du mit?«
    »Ich bleib bei Kaffee.« Als er aufstehen wollte, packte sie ihn am Unterarm.
    » Wenn Page was riecht …«
    »Deshalb kann man in Kneipen Pfefferminz kaufen, Siobhan.« Und mit einem Zwinkern und einem Lächeln war er verschwunden.
    Sie nahm den Kaffee und pustete. Fox hatte natürlich recht: John Rebus war ein wandelndes Pulverfass, für einen wie ihn war heutzutage bei der Polizei kein Platz mehr. Er hatte sie außerdem gewarnt, dass sich ihre Chancen auf Beförderung schon durch Rebus’ bloße Nähe verschlechterten. Und war am Gayfield Square nicht alles wunderbar gewesen, bevor Rebus sich eingemischt hatte? Ein gutes Team, ein toller Chef und keine Probleme. Nicht dass es Rebus zuzuschreiben war, dass sie Hammell auf dem Überwachungsvideo übersehen hatte: Daran war sie ganz allein schuld, und sie hatte sich an jenem Vormittag auch schon bei James Page entschuldigt. Malcolm Fox’ Worte summten in ihrem Kopf: Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie das Gefühl haben, er baut Mist – oder droht zu versinken …
    Aber so war Rebus nun mal: erst Staub aufwirbeln und dann sehen, was dabei ans Tageslicht kommt.
    »Noch zu heiß?«, rief ihr der Mann hinter dem Tresen zu. Sie merkte, dass sie so heftig pustete, dass ihr Kaffee übergeschwappt war.
    »Nein, wunderbar«, versicherte sie ihm. Und zum Beweis nahm sie einen Schluck.
    In Wirklichkeit war der Kaffee in ihrem Becher bestenfalls lauwarm, aber sie trank ihn trotzdem.

35
    Es half nicht gerade, dass Rebus wirkte, als würde er sich die Seele aus dem Leib husten, als Page ihm im Gang vor dem CID -Büro begegnete.
    »Alles klar, John?«
    »Ging nie besser«, erwiderte Rebus und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Mir ist was im Hals stecken geblieben.«
    »Ein Zigarettenstummel vielleicht?« Page schnüffelte demonstrativ in die Luft. »Und Pfefferminzbonbons zum Mittagessen? Interessanter Speiseplan.«
    »Mir schmeckt’s.« Rebus zog die Schultern gerade.
    »Ach ja, ich wollte sowieso mit Ihnen reden …«
    »Geht’s darum, dass ich meine Sachen packen soll?«
    »Sie haben hier gute Arbeit geleistet, John, aber die Ermittlungen laufen jetzt offenbar doch in eine andere Richtung.«
    » Während ich immer noch am Seitenstreifen stehe und den Daumen raushalte?«
    »So würde ich es nicht ausdrücken. Aber Sie haben recht, ich bin der Ansicht, dass sich Ihre Zeit hier allmählich dem Ende zuneigt.«
    »In diesem Fall möchte ich Sie um einen Gefallen bitten.«
    Pages Blick verengte sich kaum wahrnehmbar. »Ja?«
    »Erzählen Sie’s nicht der SCRU . Ich brauche noch ein bisschen Zeit, um die Kisten wegzubringen.« Rebus deutete vage in Richtung Clarkes Schreibtisch.
    »Das dürfte nicht länger als ein oder zwei Stunden dauern«, entgegnete Page. »Ich kann veranlassen, dass Ihnen jemand vom Team hilft …«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Das wäre Ressourcenverschwendung, James. Ich mache das gerne. Morgen um diese Zeit sind Sie mich los.« Rebus streckte ihm eine Hand entgegen, die Page kurz musterte, bevor er einschlug.
    Zehn Minuten später stand

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