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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Rebus wieder im Leith Walk mit einem Kaffee zum Mitnehmen und einer Schachtel Paracetamol aus der Apotheke. Nachdem er zwei Tabletten geschluckt hatte, betrachtete er die Schaufenster der Ge schäfte. In einem wurden gebrauchte Schallplatten verkauft, aber er wusste, dass er keine Zeit zum Stöbern hatte. Fest überzeugt, noch fahren zu können, ging er auf seinen Wagen zu, verstaute das POLIZEI IM EINSATZ -Schild unter dem Beifahrersitz und ließ den Motor an. Es war fast drei Uhr nachmittags, und er würde irgendwo auf der Strecke in den Berufsverkehr geraten, aber was spielte das für eine Rolle …
    » Wieder im Sattel«, sagte er zu seinem Wagen und klopfte aufs Armaturenbrett in der Hoffnung, es würde ihm Glück bringen.
    Ich könnte die Strecke mit verbundenen Augen fahren … Die Worte des Lieferwagenfahrers fielen ihm wieder ein, als er auf die M90 fuhr. Beim Verlassen der Innenstadt hatte er mit den üblichen Problemen zu kämpfen: provisorische Ampeln, Bauarbeitertrupps, die die Straßen aufrissen. Ein möglicher Schleichweg war gesperrt, was bedeutete, dass sich kaum etwas gewinnen ließ, indem man von der Ausfallstraße Richtung Norden abfuhr. Kurz vor der Forth Road Bridge wurde der Verkehr wieder zähflüssiger und blieb es bis hinter die Abzweigungen nach Dunfermline und Kirkcaldy. An der Raststätte Kinross machte Rebus Halt, um zu tanken. Die Frau an der Kasse nickte ihm zu, als würde sie ihn wiedererkennen. Vielleicht hatte sie ein gutes Gedächtnis, wahrscheinlicher aber war, dass er die Macken und Gewohnheiten eines Berufsreisenden angenommen hatte und sie ihn lediglich als Vertreter einer bestimmten Spezies erkannte.
    Perth mit seinen stark befahrenen Kreisverkehren, dann das Ende der zweispurigen Fahrbahn und das Gefühl, dass die Zeit gegen jeden arbeitete, der auf dieser Straße unterwegs war. Turbogetunte BMW s und Audis scherten aus der Schlange aus und reihten sich wieder ein, am Steuer saßen Männer in Hemd und Krawatte, von denen jeder einzelne der Mann sein konnte, mit dem er sich an der Tankstelle in Pitlochry unterhalten hatte, der Mann mit den »Lösungen«.
    Endlich kam Pitlochry und damit ein willkommener zweispuriger Straßenabschnitt, auch wenn das dazu führte, dass langsame Laster noch langsamere Laster überholten. Rebus fluchte laut, als er sich gezwungen sah zu bremsen. Im Vorbeifahren warf er einen Blick auf die Straßenarbeiten. Männer mit grell leuchtenden Sicherheitsjacken und Helmen hantierten mit Werkzeug und Maschinen. Bill Soames und Stefan Skiladz waren nirgends zu entdecken. Als die Michael-Chapman- CD zu Ende war, legte er Spooky Tooth ein und griff rüber zum Beifahrersitz nach der Wasserflasche, die er gekauft hatte. Am Himmel wurde es dunkel, Wanderer ließen sich heute keine blicken. Kein Halt in Bruar: weiter nach Glen Truim und vorbei an Newtonmore. Zu seiner Rechten tauchte Aviemore auf, und er betete, dass endlich mehr Laster abfahren würden, danach Tomatin und erneut ein Gruß in Richtung der Destillerie. Jetzt war es Abend, und der Himmel über Inverness leuchtete, auf den Zubringerstraßen herrschte immer noch Berufsverkehr. Erst als er sich der Stadt näherte, dachte er: Ich hätte auch den Zug nehmen können. Aber er mochte seinen Wagen zu sehr und tätschelte erneut das Armaturenbrett, um es ihn wissen zu lassen. Zehn Minuten später stand er auf dem Parkplatz am Whicher’s Hotel, rollte die Schultern, renkte sich die Wirbelsäule wieder ein und lauschte dem langsam abkühlenden Motor des Saab.
    Er hielt lange genug für eine Zigarette und betrachtete die Umgebung. Da war eine augenscheinlich neue Einkaufszone in Fußnähe, außerdem Büroräume, einige davon noch nicht vermietet. Die Gegend hier in der Stadt war eher was für Handlungsreisende als für Touristen. Als er schließlich an die Rezeption ging, fielen ihm der karierte Teppich und ein an der Wand hängendes Hirschgeweih auf. Dazu hölzerne Wandverkleidungen und Musikberieselung. Ein Mann im Nadelstreifenanzug checkte gerade ein.
    »Dasselbe Zimmer wie immer, Mr Frazer«, versicherte ihm die Dame am Empfang.
    Sie war jung – Anfang zwanzig, vielleicht sogar noch jünger. Lockiges blondes Haar und üppiger blauer Lidschatten. Hinter ihr war ein Mann im mehr oder weniger selben Alter mit Papierkram beschäftigt. Als Rebus an der Reihe war, schenkte ihm die Rezeptionistin dasselbe Lächeln wie zuvor schon Mr Frazer. Bis er ihr seinen Ausweis und das digital bearbeitete Foto von Sally

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