Maedchengrab
Glück – Toms Eltern halfen uns nach unserer Hochzeit, das Haus zu kaufen. Sie waren zu etwas Geld gekommen.« Sie hielt inne. »Tut mir leid, das hat alles gar nichts damit zu tun.«
»Hat man Ihnen das so gesagt?«, vermutete er.
»Sehr viele Polizeibeamte«, gestand sie mit einem weiteren verzagten Lächeln.
» Wie kam es, dass Sie mit DI Magrath gesprochen haben?«, fragte Rebus nun wirklich neugierig.
»Ich habe mit allen gesprochen – allen, die bereit waren, mir zuzuhören. DI Magraths Name war in einem Zeitungsartikel erwähnt worden. Sein Spezialgebiet waren ungelöste Kriminalfälle. Und nach dem zweiten …« Sie merkte, dass er ihr aufmerksam zuhörte, und holte tief Luft, als würde sie sich auf einen Vortrag vorbereiten. »Mai 2002, an der A834 bei Strathpeffer. Ihr Name war Brigid Young. Sie war vierunddreißig und arbeitete als Buchprüferin. Ihr Wagen stand mit einem Platten an der Straße. Sie selbst wurde nie wiedergesehen. Jedes Jahr verschwinden so viele Menschen …«
»Aber etwas an diesem Fall ist besonders?«
»Na ja, der Ort liegt an derselben Straße …«
»Ach so?«, sagte Rebus.
»Strathpeffer liegt gleich an der A9 – sehen Sie auf der Karte nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Klar«, sagte Rebus.
Sie sah ihn verärgert an. »Den Ton kenne ich. Sie fragen sich wohl, ob ich noch ganz bei Trost bin.«
» Wie kommen Sie darauf?«
Sie ignorierte ihn und erzählte weiter. »Der dritte Fall ereignete sich 2008 – ein Gartencenter auf der Straße zwischen Stirling und Auch…« Sie runzelte die Stirn. »Der Ort, wo das Gleneagles Hotel steht.«
»Auchterarder?«
Sie nickte. »Eine Zweiundzwanzigjährige namens Zoe Beddows. Ihr Wagen stand noch den ganzen folgenden Tag und auch den darauf auf dem Parkplatz. Deshalb wurde man misstrauisch.«
Rebus hatte seine Zigarette bis auf den Filter geraucht. »Ms Hazlitt …«, fing er an. Aber sie hob die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten.
»Ich habe das schon zu oft gehört, um nicht zu wissen, was Sie sagen wollen. Es gibt keine Beweise, keine Leichen, also hat kein Verbrechen stattgefunden. Ich bin bloß eine Mutter, die nicht nur ihr einziges Kind, sondern auch den Verstand verloren hat. Kommt das ungefähr hin, Inspector?«
»Ich bin kein Inspector«, erwiderte er leise. »Ich war mal einer, aber ich bin im Ruhestand und in ziviler Funktion für die Polizei tätig. Außerhalb der Abteilung für ungelöste Fälle habe ich keinerlei Befugnisse, und das bedeutet, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
»Aber worum handelt es sich denn sonst, wenn nicht um ungelöste Fälle?« Ihre Stimme war jetzt lauter und leicht zittrig.
»Möglicherweise fällt mir jemand ein, mit dem Sie sprechen könnten.«
»Sie meinen beim CID ?« Sie wartete darauf, dass er nickte, schlang die Arme um den Körper und wandte sich ab. »Von dort komme ich gerade. Der zuständige Inspector war kaum bereit, mir guten Tag zu sagen.«
»Vielleicht ja doch, wenn ich zuerst mit ihm spreche.« Rebus griff in sein Jackett nach dem Telefon.
»Es war eine sie. Hat sich mit Clarke vorgestellt.« Sie wandte sich ihm erneut zu. »Verstehen Sie, es ist wieder passiert. Und es wird immer wieder passieren.« Sie hielt inne und schloss ganz fest die Augen. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über ihre linke Wange. »Sally war nur die Erste …«
2
»Hey, warte«, sagte Rebus und stieg aus dem Wagen.
» Was ist los?« Detective Inspector Siobhan Clarke neigte den Kopf in Richtung des Gebäudes, aus dem sie gerade gekommen war. »Halten dich schlechte Erinnerungen davon ab reinzukommen?«
Rebus betrachtete einen Moment lang die triste Fassade der zweistöckigen Polizeiwache am Gayfield Square. »Bin gerade erst gekommen«, behauptete er, obwohl er tatsächlich bereits gut vier oder fünf Minuten in seinem Saab gesessen und am Lenkrad herumgespielt hatte.
»Sieht aus, als hättest du Pause.«
»Gut kombiniert.« Sie lächelte und machte ein paar Schritte auf ihn zu, gab ihm ein Küsschen auf die Wange. » Wie ist es dir ergangen?«
»Mir? Ich lebe in Saus und Braus.«
»Du meinst, du ergibst dich dem Nikotin und dem Alkohol?«
Rebus zuckte mit den Schultern, erwiderte ihr Lächeln, schwieg aber.
»Um deine Frage zu beantworten«, sagte sie, »ich bin auf ein spätes Mittagessen aus. Im Leith Walk gibt es einen Imbiss, wo ich meistens hingehe.«
»Falls du mich bittest, dich zu begleiten, dann nur unter gewissen Bedingungen.«
»Und welche wären
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