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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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das?«
    »Keine Chips mit Speckgeschmack und keine Krabben.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Könnte ein Dealbreaker sein.« Dann gestikulierte sie Richtung Saab. » Wenn du den hier stehen lässt, kriegst du einen Strafzettel, auf der anderen Straßenseite gibt’s gebührenpflichtige Parkplätze.«
    »Für eins achtzig die Stunde? Ich bin Rentner, schon vergessen?«
    » Willst du nachsehen, ob auf dem Parkplatz was frei ist?«
    »Ich liebe die Gefahr.«
    »Dies ist ein Stellplatz für Streifenwagen – ich hab schon gesehen, wie Zivilfahrzeuge abgeschleppt wurden.« Sie drehte sich um und ging die Stufen wieder hinauf, bat ihn, eine Minute zu warten. Er merkte, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich, und legte eine Hand darauf. Sie hatte recht, ihm war wirklich nicht danach, seine alte Wache zu betreten – dort hatte er bis zu seiner Pensionierung mit ihr gearbeitet. Ein halbes Leben als Polizist, und plötzlich hatte anscheinend niemand mehr Verwendung für einen. Er dachte wieder an den Friedhof und an Jimmy Wallace’ Grab, und unwillkürlich schauderte es ihn. Dann schwang die Tür vor ihm auf, und Clarke winkte mit etwas. Es war ein rechteckiges Schild mit der Aufschrift POLIZEI IM EINSATZ .
    »Im Notfall steckst du das hinter die Windschutzscheibe«, erklärte sie. Er schloss den Saab auf und legte das Schild hinein. »Und im Gegenzug«, setzte sie hinzu, »lädst du mich jetzt auf eine Ofenkartoffel ein …«
    Und zwar nicht irgendeine, sondern eine Ofenkartoffel mit Hüttenkäse und Ananas. Die Ausstattung des Ladens be schränkte sich auf klebrige Resopaltische und Plastikbesteck. Außerdem gab es Pappbecher für Tee, die Bändchen der Beutel hingen einfach über den Rand.
    »Elegant«, sagte Rebus, fischte seinen Teebeutel heraus und legte ihn auf die dünnste Papierserviette, die er je gesehen hatte.
    »Isst du nichts?«, fragte Clarke, die gekonnt ihre Kartoffel anschnitt.
    »Zu viel zu tun, Siobhan.«
    »Gefällt dir das Leben als Archäologe noch?«
    »Gibt schlimmere Jobs da draußen.«
    »Zweifellos.«
    » Was ist mit dir? Zufrieden mit der Beförderung?«
    »Das Arbeitspensum wird mit höherem Dienstgrad nicht gerade geringer.«
    »Aber du hast ihn dir verdient.«
    Das wollte sie nicht leugnen. Stattdessen nahm sie einen Schluck Tee und schaufelte Hüttenkäse auf ihre Gabel. Rebus versuchte sich zu erinnern, wie viele Jahre sie zusammengearbeitet hatten – genau betrachtet waren es gar nicht so viele gewesen. Heutzutage sahen sie sich nicht mehr annähernd so häufig. Sie hatte einen »Freund« in Newcastle. An den Wochenenden war sie oft dort unten. Und dann gab es da noch die paarmal, als sie ihn angerufen oder ihm eine SMS geschickt hatte und er sich unter einem Vorwand vor einem Treffen gedrückt hatte, dabei wusste er nicht mal, warum – auch nicht in dem Moment, in dem er ihr die Absage geschickt hatte.
    »Du kannst es nicht ewig vor dir herschieben, weißt du«, sagte sie jetzt und fuchtelte mit der Gabel vor seiner Nase herum.
    » Was?«
    »Du willst mich doch um einen Gefallen bitten.«
    » Was für ein Gefallen soll das sein? Kann ein alter Freund nicht einfach nur mal so zum Quatschen vorbeikommen?«
    Sie hielt seinem Blick stand und kaute.
    »Na gut«, räumte er ein. »Es geht um die Frau, die heute Morgen bei dir war.«
    »Sally Hazlitt?«
    »Sally ist die Tochter«, korrigierte er sie. »Du hast mit Nina gesprochen.«
    »Und danach ist sie direkt zu dir? Woher hat sie das gewusst?«
    » Was gewusst?«
    »Dass wir mal Kollegen waren.«
    Eine Sekunde lang dachte er, sie wollte »Freunde« sagen. Aber nichts dergleichen. Sie hatte sich für »Kollegen« entschieden, genau wie sie zuvor »Zivilfahrzeug« gesagt hatte.
    »Das hat sie nicht gewusst. Sie wollte zu einem DI Magrath, der früher die SCRU geleitet hat.«
    »Um sich an seiner Schulter auszuheulen?«, vermutete Clarke.
    »Ihre Tochter ist seit zwölf Jahren spurlos verschwunden.«
    Clarke sah sich in dem voll besetzten Imbiss um, wollte sichergehen, dass niemand mithörte, senkte dann trotzdem ihre Stimme. » W ir wissen beide, dass sie längst drüber weg sein müsste. Vielleicht ist es dafür aber auch schon zu spät, in dem Fall braucht sie eher eine Therapie als uns.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Clarke schien das Interesse an ihrem Essen verloren zu haben. Rebus nickte Richtung Teller.
    »Hat mich zwei fünfundneunzig gekostet«, beklagte er sich. Dann: »Sie war wohl der Ansicht, du

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