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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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Zimmers hinter mir und legte mich aufs Bett.
    Ich drückte mein Gesicht ganz fest ins Kissen und spürte bald, wie meine Augen in meinen Tränen schwammen.
    Warum musste diese Welt so grausam sein? Warum konnte Henning mich nicht genauso lieben, wie ich ihn? Und warum konnte Lara mich nicht einfach in Ruhe lassen?
    Ich brauchte keine Freundin mehr, ich brauchte auch keine Freunde mehr. Der Einzige, den ich für mein ganzes Leben noch brauchte, war Henning, den süßesten Jungen der Welt, meinen Engel, beziehungsweise meinen Gott oder was auch immer er für mich war.
    „Henning, ich liebe dich“, flüsterte ich immer wieder leise vor mich hin, wobei dieses Flüstern mehr ein Schluchzen war. Es schien nichts auf der Welt zu geben, das mich noch hätte glücklich machen können. Aber ich versuchte mit aller Kraft, mich zu fassen und an etwas anderes zu denken. Also nahm ich meinen MP3-Player aus der Schublade und versuchte, mich ein wenig mit Musik abzulenken.  Aber bei jedem Lied, das auch nur einen Hauch Romantik in sich hatte, musste ich sofort an Henning denken und schon wieder tat es im Herzen weh.
    Ich hatte wegen der Musik das Klingeln des Telefons nicht gehört und ahnte noch nichts Böses, als meine Mutter plötzlich vor mir stand.
    „Mach mal die Musik aus!“ Sie klang anders, als sie sonst fast immer klang. Die Leichtigkeit in ihrer Stimme und in ihrem Verhalten, die sie fast immer mit sich trug, war verschwunden.
    „Lara hat gerade angerufen“, begann sie das Gespräch.
    Das tat ich noch mit einem Schulterzucken ab. Meine Ex-Freundin konnte tun und lassen, was ihr lieb war.
    „Sie war völlig aufgelöst und wollte unbedingt wissen, ob's dir gut geht. Ich wollte dich ans Telefon holen, aber das wollte sie absolut nicht. Sie wollte mit mir sprechen.“
    „Ja, und?“
    „Du wolltest dich doch nicht wirklich umbringen, David?“
    Erst jetzt merkte ich, wie fertig meine Mutter war.
    Lara, diese Schlampe. Sie wusste genau, dass ich niemals ernsthaft den Gedanken hatte, zu springen.
    „Pass auf, ich erklär's dir.“
    Meine Mutter setzte sich aufs Sofa.
    „Ich bin Lara vorhin begegnet, als ich draußen war. Und zwar sind wir uns auf der Autobahnbrücke begegnet und irgendwie dachte sie, ich würde springen wollen, aus irgendwelchen Gründen.“
    Meiner Mutter gegenüber verschwieg ich, dass es vielleicht für Außenstehende tatsächlich so ausgesehen haben mag.
    „Ich hab mit Lara Schluss gemacht. Ich hatte das schon lange vor, weil ich einfach nicht mehr so gut mit ihr klargekommen bin.“
    Meine Mutter hörte interessiert zu.
    „Und dann?“
    „Nichts und dann. Jetzt scheint sie ganz offenbar ein Problem damit zu haben und will sich an mir rächen, indem sie irgendwelche verrückten Geschichten erzählt.“
    „Alles klar, dann pass auf.“
    Ich hatte es geschafft. Ich hatte das Blatt um 180 Grad gewendet.
    „Pass auf, dass die sich nicht zur Stalkerin entwickelt. Wenn die dir gegenüber noch mal irgendwelchen Mist dieser Art machen sollte, also irgendwie Scheiße erzählen, oder so, dann sag mir das. Ich kenn mich damit aus, ich weiß, was man da machen kann.“
    Meine Mutter ist ja vom Fach.
    Der Gedanke, dass ein Richter eine Verfügung gegen Lara verhängt und sie sich mir auf hundert Meter nicht mehr nähern darf, war ein Grund, mich mal wieder zum Schmunzeln zu bringen.
    Der Gedanke an Lara als Stalkerin war zu absurd, um noch einmal vertieft zu werden.

Kapitel 10
     
     
    Die Möglichkeit für Lara, mir irgendetwas anzutun, bot sich für sie sowieso erst am folgenden Freitag.
    Für Mittwoch und Donnerstag hatte meine Mutter mir ohne Wimpernzucken eine Entschuldigung geschrieben, die ich am Freitagmorgen bei Frau Gerling abgab. Sie schien offenbar sehr enttäuscht darüber, dass ich entgegen ihrer Vermutungen nicht zum Schulverweigerer mutiert war, sondern bloß ‚aufgrund eines schweren grippalen Infektes nicht in der Lage war, am Unterricht teilzunehmen.'
    Als ich den Raum verlassen wollte, wünschte sie mir sogar noch ‚Gute Besserung.' Dass dieser Wunsch nicht von Herzen kam, war mir zwar klar, aber egal.
    Im Klassenzimmer hatte sich mal wieder das am schnellsten rumgesprochen, was am längsten geheim bleiben sollte, nämlich, dass ich und Lara kein Paar mehr waren. Auch die Umstände unserer Trennung waren jedem einzelnen bis ins Detailchen bekannt und so vollzogen wir stillschweigend die Umstrukturierung der Sitzordnung: Ich setzte mich neben Lukas und Christin wieder zu Lara.

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